Das "Buxtehuder Modell" zog ihn an: Hans-Jürgen von Maercker geht von Bord
tk. Buxtehude. Sein Kürzel ist "Mr". Durchaus passend, denn als Schulleiter war Hans-Jürgen von Maercker mehr als 20 Jahre "Mr. Halepaghenschule." Zum Ende des Schuljahres hört er auf. Damit endet eine Verbindung, die begann, als vom Maercker Ende der 60er Jahre selbst noch Gymnasiast in Alfeld war.
In den politisch bewegten Jahren macht das "Buxtehuder Modell" Schlagzeilen. Das damals geradezu Revolutionäre: In den Jahrgangsstufen zwölf und 13 wurde nicht mehr in Klassen, sondern in Kursen unterrichtet und die Schülerinnen und Schülern konnten sich dadurch ihre Lehrer selbst aussuchen. "Dieser Nachrichten habe ich als Schülervertreter geradezu aufgesogen", blickt von Maercker zurück.
Nach Studienjahren - Deutsch und Geschihcte - in Göttingen und Paris, dem Referendariat in Hannover fing er 1978 in Buxtehude an. Von einem kurzen Abstecher abgesehen, blieb er der HPS treu.
Wie viele Bildungsreformen er dabei erlebt hat, vermag der scheidende Chef nicht zu sagen. Er bleibt Bildungs-Diplomat und sagt: 'Es waren einige." Nicht immer sei das reibungslos verlaufen. Besonders dann nicht, wenn eine Reform, die noch nicht einmal beendet war, durch die nächste abgelöst wurde. "Es ist schwierig, darauf schulintern immer schnell zu reagieren", so von Maercker. Wenn Inhalte neu formuliert werden, die entsprechenden Lehrbücher aber noch fehlten, werde es nicht einfacher.
Nach einigen Jahrzehnten im Schuldienst, zieht der scheidende Schulleiter ein Fazit: Bildung müsse in Deutschland besser finanziert werden. "Ein gesellschaftliches Umdenken wäre nötig." Zu oft würden Mittel fehlen und die Schulen dann "auf die Betteltour" - freundlich Sponsoring genannt - verwiesen. Wobei die HPS das Glück habe, auf einen großen Kreis von Unterstützern zählen zu können.
Hans-Jürgen von Maercker, das sagen manche seiner Ex-Schüler, gelte es streng. "Das glaube ich nicht", widerspricht er. Von Maercker findet, dass er "überwiegend milde" gewesen sei. Gleichwohl fügt er hinzu: Es muss grundsätzliche Regeln geben. Für Schüler sei es gar nicht schlecht, sich daran zu reiben. "Mit guten Argumenten kann man Widerstände auch überwinden", sagt er.
Was heute anders als zu Beginn seiner Berufslaufbahn sei: Eltern würden in steigendem Maße überwiegend Lehrer für die Leistungen ihrer Kinder verantwortlich machen. Die Eltern-Erwartungen seien deutlich gestiegen. Dass Pädagogen Verantwortung auch für Erfolge tragen, sei richtig, aber: "Jeder Einzelne muss die Verantwortung fürs Lernen selbst übernehmen."
Mit 63 geht Hans-Jürgen von Maercker in den Ruhestand. Wer jetzt sein Abitur an der HPS macht, könne darüber nachdenken, Lehrer zu werden. "Dieser Beruf ist befriedigend." Aber nicht für jeden geeignet. "Es bedarf einer gewissen Robustheit, auch psychisch."
Der HPS wird von Maercker ein Stück weit erhalten bleiben: Er bleibt ehrenamtlicher Geschäftsführer des Jugendorchesters und hat weitere Posten, etwa im neugegründeten Mensa-Verein. Niemand müsse sich sorgen, sagt der scheidende Schulleiter, dass er nun vor lauter Untätigkeit Trübsal blasen werde. Er wird sich auch für die Lions um das "Lions-Quest"-Programm kümmern, das Schülern hilft, selbstbewusst, kritisch und weltoffen zu sein.
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