Moschee-Projekt in Buxtehude: Evangelischer Theologe redet Klartext
tk. Buxtehude. Die anonyme Hetze im Internet gegen den Moschee-Bau in Buxtehude hat jetzt eine neue Zielscheibe: Die beiden evangelischen Pastoren Oliver Friedrich und Lutz Tietje von St. Petri und St. Paulus hatten im WOCHENBLATT das Bauprojekt der Gemeinde der muslimischen Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) kommentiert. Das sei ein Ausdruck von Religionsfreiheit und in Ordnung, wenn sich die Gemeinde auf dem Boden des Grundgesetzes bewege.
Damit sind neben den Moschee-Bauherren auch die beiden Pastoren ins Visier der anonymen Attacken geraten. Sie hätten ihre seelsorgerische und missionarische Aufgabe nicht begriffen. Sie werden als "U-Boot des Antichristen" tituliert.
Darf die Kirche den Bau einer Moschee gutheißen? Das WOCHENBLATT hat bei Prof. Dr. Wolfgang Reinbold nachgefragt. Der Pastor und Universitätsdozent ist im "Haus Kirchlicher Dienste" der Landeskirche Hannover für die Themen Islam und Migration verantwortlich. Er bricht dabei eine Lanze für die AMJ: "Das ist eine freiheitsliebende und dem Fortschritt zugewandte Gruppe." Für Reinbold steht außer Frage, dass die AMJ für einen friedlichen Islam und damit "auf dem Boden der Verfassung" stehe.
Der Theologe hat viele Diskussionsrunden zum Thema Christentum und Islam absolviert, und er sagt auch: "Es gibt Punkte, die man kritisch sehen kann." Etwa das Frauenbild in den AMJ-Gemeinden. Darüber müsse man miteinander im Gespräch bleiben, so Reinbold. Und fügt hinzu: Es gebe auch christliche Gruppen, die das Schlagen von Kindern gutheißen.
Dass der geplante Bau einer Moschee in Buxtehude zu heftigen Reaktionen - vor allem anonym im Internet - führt, überrascht den Pastoren nicht. "Das sind über Jahre entwickelte Standardtexte", so Reinbold, der die Hetzseiten kennt. Diesen sogenannten Kritikern könne man es nur Recht machen, wenn alle Muslime aus Deutschland ausgewiesen würden und keine Flüchtlinge mehr Aufnahme fänden.
Dass Ausschnitte aus dem Koran auf solchen Seiten zitiert und als Beleg für einen radikalen Islam angeführt werden, sei eine bekannte wie falsche Herangehensweise an den interreligiösen Dialog. Denn: "Der Leser muss schon wissen, wie ein solcher Text verstanden werden soll", sagt Reinbold.
Für ihn sei es jetzt wichtig, einen "konstruktiven Dialog zu führen". Damit bei den Menschen, die sich unsicher fühlen und bei der AMJ nicht genau wissen, mit wem sie es zu tun haben, die Einsicht reifen kann, dass es an der Grundgesetztreue der AMJ "nichts zu diskutieren gibt".
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