Unsicherheit in Unternehmen: Wie Trumps Politik schon heute für Probleme sorgt
tk/bc. Landkreis Stade. Washington ist Luftlinie rund 6.500 Kilometer vom Landkreis Stade entfernt. Was Donald Trump als Präsident im Weißen Haus twittert oder per Dekret bestimmt, treibt trotz der großen Distanz Menschen - und vor allem Unternehmern - im Landkreis Stade die Sorgenfalten auf die Stirn. Einreiseverbote für Menschen aus sieben überwiegend muslimischen Staaten oder die Androhung von hohen Strafzöllen sind Politikfelder, die in der globalisierten Welt ganz direkt Firmen aus der Region treffen.
Ein Beispiel ist das Unternehmen Implantcast aus Buxtehude: Der Hersteller von Endoprothesen plant die Expansion in die USA. Scheitert das an Strafzöllen? Jens Saß, der Geschäftsführer des international erfolgreichen Herstellers von Endoprothesen: "Ich mache mir Gedanken." Ein Problem: Man wisse einfach nicht, wie es konkret weitergehe. Implantcast will sich auf dem US-Markt etablieren. Die medizinischen Produkte durchlaufen derzeit ein Prüfungsverfahren. "US-Firmen haben auf diesem Sektor einen Marktanteil von 90 Prozent", sagt Saß. Bleiben die freien zehn Prozent für Firmen wie Implantcast ohne Zollschranken, um von Buxtehude in die USA zu exportieren? "Mit einer Abschottung gemäß dem Trump-Slogan 'Amerika zuerst' würden die USA das Gegenteil vom Gewünschten erreichen", ist der Buxtehuder Unternehmer überzeugt.
Schon vor Trump haben es strenge Einreisebestimmungen gegeben, die es für ein Unternehmen wie Implantcast nicht einfach gemacht haben. Wenn Mitarbeiter beispielsweise geschäftlich im Iran oder Irak waren, konnten sie kein USA-Visum auf einfachem Weg erhalten. Über eine elektronische Einreisegenehmigung (ESTA) können Bürger aus 38 Ländern ohne Visum einreisen. Das gilt aber nicht bei vorangegangenen Reisen in Länder wie den Iran. Dann muss persönlich ein Visum in der Botschaft in Berlin beantragt werden.
"Wir rechnen damit, dass wir Schwierigkeiten bekommen", sagt Dominique Kreuzkam. Sprecher der Buxtehuder Reederei NSB. Hintergrund: Der aktuelle Einreisestopp richtet sich gegen Länder mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung. Wenn sich - was sich im Trump-Wahlkampf abzeichnete - eine grundsätzliche Anti-Haltung gegenüber Muslimen durchsetzt, bekäme die NSB Probleme. Ein Großteil der Crew-Mitglieder kommt von den Philippinen und Sri Lanka, viele sind Muslime. "Wenn der Mannschaftswechsel in einem Hafen der USA stattfinden soll, könnte das kompliziert werden."
• Mit einer „gewissen Skepsis“ verfolgt Alfred Meyer, einer der Geschäftsführer der weltweit operierenden Energie-Messtechnik GmbH (EMH) mit Zentrale in Brackel (Kreis Harburg), die politische Entwicklung in den USA. Die EMH ist spezialisiert auf die Entwicklung, Fertigung und Vermarktung von elektronischen Präzisionssystemen zur Messung elektrischer Größen. „Wir exportieren unsere Technik vorerst weiterhin nach ganz Amerika“, so Meyer. Vom Einreiseverbot, mit dem Donald Trump drohte, sei zwar kein Unternehmensmitarbeiter betroffen. „Im 21. Jahrhundert ist dies aber ein absolutes No Go“, macht Alfred Meyer seinem Unmut Luft.
• "Wir beobachten den Markt genau", erklärt Niklas Martens von der Betz-Holding in Buchholz. Die Unternehmensgruppe beliefert u.a. in Deutschland, Australien und in den USA Supermärkte wie Aldi mit ihren Produkten. Die Wechselkursschwankungen haben seit der Amtseinführung von Donald Trump zugenommen, "aber noch ist alles im normalen Bereich", so Martens. Schwer werde es, wenn die USA Importzölle verhängen. Martens: "Das würde unser Geschäft stark beeinflussen."
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