Hanstedt: Das Fußweg-Verbot für Radler bleibt
„Die Bürgersteige sind zu schmal“, sagt der Landkreis / Die Hanstedter werden weiterhin gezwungen, auf der Straße zu fahren.
mum. Hanstedt. In Hanstedt werden die Radfahrer auch weiterhin gezwungen, auf der Straße zu fahren. Das hat jetzt der Landkreis entschieden - die Wünsche der Mehrheit der Hanstedter Bürger spielt offenbar keine Rolle.
Rückblende: „Wir haben einen großen Fehler gemacht und bitten diesen zu verzeihen!“ Mit diesen Worten versuchte Dieter Bisping, der Vorsitzende der Hanstedter Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC), Mitte Juli die Wogen zu glätten. Mehr als 100 Gäste waren in den „Alten Geidenhof“ gekommen, um ihren Unmut gegen das Fußweg-Verbot für Radfahrer deutlich zu machen (das WOCHENBLATT berichtete). „Wir werden uns dafür einsetzen, dass jeder selbst entscheiden kann, wo er mit dem Rad fahren möchte“, versprach Bisping. Einen entsprechenden Antrag habe man auf den Weg gebracht. Das Ergebnis liegt jetzt vor - und wird den Hanstedtern nicht schmecken.
Am vergangenen Donnerstag begutachteten Vertreter des Landkreises, der Samtgemeinde, der Polizei und des ADFC die betreffenden Straßen. „Dabei sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass die Breite des Fußwegs im Dorf-Zentrum nicht für eine gemeinsame Nutzung für Radfahrer und Fußgänger ausreicht“, so Landkreis-Sprecher Bernhard Frosdorfer.
Der Landkreis befürchte, dass die Kommune im Falle eines Unfalls zwischen Radfahrer und Fußgänger haftbar gemacht werden könnte. Paradox ist daran nur, dass die gemeinsame Nutzung viele Jahre ohne große Zwischenfälle erlaubt war. Lediglich zu einer Ausnahme hat sich die „Experten-Kommission“ durchringen können:
Radfahrer dürfen die Winsener Straße aus Richtung Quarrendorf kommend bis zur Soltauer Straße in Richtung Nindorf auf dem Fußweg fahren. „Diese Route wird als Umleitung für die Autobahn 7 genutzt“, so Frosdorfer. Daher sei dort mit einem erhöhten Gefährdungspotenzial zu rechnen, das die Nutzung des Fußwegs rechtfertige.
Nachdem das WOCHENBLATT erstmals über die neue Verkehrsregelung berichtet hatte (Radler ab zehn Jahren werden gezwungen, auf der Straße zu fahren), hagelte es massive Kritik am Verein und seiner stellvertretenden Kreis-Vorsitzenden Karin Sager. Weil sie nicht mehr auf dem Fußweg fahren wollte, stellte sie beim Landkreis Harburg einen entsprechenden Antrag. Daraufhin wurden die bisher vorhandenen Schilder, die anzeigen, dass Radfahrer und Fußgänger den Bürgersteig gemeinsam nutzen müssen, abgenommen und durch Fußwegschilder ersetzt. Wie sehr die Hanstedter die neue Regelung ablehnen, zeigt die Aktion von Heide Burmester: Sie sammelte 859 Unterschriften mit dem Ziel, dass das Zusatzzeichen „Radfahrer frei“ angebracht wird, um den Radfahrern ihren Wunsch nach „Selbstbestimmung“ zu erfüllen.
Kommentar
Ein Bärendienst für alle Radfahrer
Jeder von uns sollte viel häufiger auf sein Rad steigen. Das ist nicht nur gesund, sondern zudem gut für die Umwelt. Aber am Ende zählt die Sicherheit - und die ist subjektiv. Wenn ich als Vater mit meinem kleinen Sohn im Kindersitz auf dem Rad unterwegs bin, dann fühle ich mich auf einer viel befahrenen Straße ungeschützt. Erst recht, wenn Lkw und Traktoren mich überholen wollen. Wie mir geht es seit Ende Juni zahlreichen Hanstedtern, die bislang ihren Einkauf mit dem Zweirad erledigten und sich seitdem lieber ins Auto setzen. Der ADFC wollte die Rechte der Radfahrer stärken. Am Ende - und daran sind vor allem Paragrafenreiter schuld - werden mehr Menschen aufs Rad verzichten.
Sascha Mummenhoff
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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