Undeloh
"Wer schützt unsere Frauen vor den Asylanten?"
Undeloher wehren sich gegen die Landkreis-Pläne für eine Asylbewerber-Unterkunft.
mum. Undeloh. „Unsere Gäste wollen hier entspannen und nicht Dunkelhäutige oder Frauen mit Kopftuch sehen!“ - Undelohs Bürgermeister Albert Homann machte am Montagabend nicht einmal den Versuch, ausländerfeindliche Aussagen zu unterbinden. Selbst Sätze wie „Wer schützt unsere Frauen und Kinder vor den Asylanten?“ ließ Homann in einer hitzigen Diskussion zu. Mehr als 70 Einwohner waren in die Gaststätte „Heiderose“ gekommen, um im Zuge einer Gemeinderatssitzung ihren Unmut gegen die vom Landkreis geplante Einrichtung einer Asylbewerber-Unterkunft Luft zu machen. Am Ende stimmte der Gemeinderat einstimmig gegen eine Nutzungsänderung des Hermann-Löns-Cafés in eine Asylantenunterkunft.
Weitere Einwohner-Stimmen: „Was sollen die Asylanten hier machen? Undeloh hat doch keine Infrastruktur“, argumentierte ein Kritiker. „Die werden hier an unseren schönsten Plätzen rumgammeln.“ Jemand anderes warf ein: „Die kommen aus einem anderen Kulturkreis und werden bestimmt im Garten Lagerfeuer anzünden. Das kann ich meinen Feriengästen nicht zumuten.“ - „Niemand kauft ein Grundstück, wenn daneben Asylanten wohnen“, stellte ein aufgebrachter Anwohner fest. „Wer ersetzt mir die Wertminderung?“
Der Hanstedter Architekt Alfred Hufenbach hatte das im November geschlossene Café in der Straße Neunstücken gekauft und es dem Landkreis angeboten. „Nach jetzigem Stand werden wir in diesem Jahr bis zu 400 Asylbewerber aufnehmen müssen“, sagt Reiner Kaminski, Fachbereichsleiter Soziales beim Landkreis Harburg. Er stellte das Vorhaben im Gemeinderat vor. Die Personen, bei denen es sich in der Regel um politisch Verfolgte handelt, sollen in kleinen Gruppen auf die Gemeinden verteilt werden. „Wir verfügen nicht über ausreichend Kapazitäten“, so Kaminski. Aus diesem Grund startete der Landkreis über die lokale Presse einen Aufruf. Insgesamt seien bis zu 20 Gebäude daraufhin angeboten worden - auch das Hermann-Löns-Café. Dort will Human-Care eine Unterkunft für bis zu 29 Asylbewerber schaffen. „Die Bedingungen sind perfekt“, sagt der Landesbeauftragte Rene Maynicke. „Nahezu alle Zimmer der Pension verfügen über ein eigenes Bad. Es gibt einen Aufenthaltsraum und eine Küche.“ Human-Care betreibt deutschlandweit 39 Asylunterkünfte; davon zehn in Niedersachsen.
Das Nein des Gemeinderates bedeutet allerdings nicht das Aus für die Asylbewerber-Unterkunft. Der Landkreis hat die Möglichkeit, sich darüber hinwegzusetzen. Laut Kaminski ist mit einer endgültigen Entscheidung in den nächsten drei Monaten zu rechnen.
Kommentar
Jetzt heißt es, Flagge zeigen!
Soll der Landkreis auf das Votum des Gemeinderates hören? Es kann darauf nur eine Antwort geben: Nein! Man stelle sich vor, jede Gemeinde darf künftig entscheiden - am besten noch per teurem Bürgerentscheid - , ob sie eine Asylbewerber-Unterkunft im Ort haben will. Wird es dann in Deutschland gar keine Einrichtungen für politisch Verfolgte geben? Ist die Angst vor dem „schwarzen Mann“ so groß? Da hilft es auch nicht, wenn der Human-Care-Landesbeauftragte Rene Maynick sagt, es habe noch nie ein Problem, beziehungsweise eine Straftat in den Einrichtungen gegeben.
Das kleine Tourismus-Juwel Undeloh hat gestern eindrucksvoll bewiesen, dass nur zahlende Ausländer willkommene Gäste sind.
Sascha Mummenhoff
Über das Medien-Echo dieses Artikel lesen Sie hier:
Undeloh in der Kritik
<a href="http://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/undeloh/politik/undeloh-jetzt-wird-sachlich-diskutiert-d7779.html" target="_blank">Undeloh: Jetzt wird "sachlich" diskutiert</a>
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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