Brom-Unfall am Harsefelder Gymnasium
Beißender Geruch in der Nase

Bei Brom-Unfällen müssen die Retter - wie bei dieser Alarmübung - Schutzkleidung tragen
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  • hochgeladen von Jörg Dammann

jd. Harsefeld. Giftnotruf-Zentrum registrierte nach dem Brom-Unfall am Harsefelder Gymnasium zahlreiche Anrufe von Eltern. "Lebensgefahr beim Einatmen" und "verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden": Diese Warnhinweise finden sich auf dem EU-Sicherheitsdatenblatt zu Brom. Das klingt nach einer äußerst giftigen und gesundheitsschädlichen Chemikalie, um die man einen ganz großen Bogen machen sollte. Doch Chemielehrer und Oberstufenschüler kommen zwangsläufig in Kontakt mit Brom, weil Versuche damit auf dem Lehrplan stehen. Allerdings ist die braunrote Flüssigkeit nach Einschätzung von Experten offenbar nicht ganz so gefährlich, wie es ein Blick ins Datenblatt vermuten lässt.

Nach dem jüngsten Brom-Unfall am Harsefelder Gymnasium (das WOCHENBLATT berichtete) sorgen sich noch immer viele Eltern um die Gesundheit ihrer Sprösslinge. Ihnen gehen vor allem zwei Fragen durch den Kopf. Erstens: Wie intensiv muss der Kontakt mit Brom sein, um eventuelle Schäden davonzutragen? Und zweitens: Sind mögliche Spätfolgen zu befürchten?

Zumindest die zweite Frage beantwortet der Toxikologe Dr. Martin Ebbecke mit einem klaren Nein: "Wer einmal kurz in Kontakt mit Brom kommt, hat keine Langzeitschäden zu befürchten", erklärt der stellvertretende Leiter des "Gift-Informationszentrums" (GIZ) Nord in Göttingen. In seiner Einrichtung gingen mehrere Anrufe verunsicherter Eltern aus Harsefeld ein, die sich über die Gefährlichkeit von Brom informieren wollten. "Dieser Stoff ist nur dann als krebserregend einzustufen, wenn jemand täglich damit zu tun hat," beruhigt der Mediziner.

Die Symptome, die Brom hervorrufen kann, betreffen laut Ebbecke neben Verätzungen und Reizungen der Haut vor allem die Atemwege: "Bromdämpfe wirken wie eine Art Reizgas. Das gehört in die gleiche chemische Kategorie wie Chlor", erläutert der Toxikologe. Das Einatmen dieser Dämpfe bewirke vor allem Husten, Luftnot sowie ein Druckgefühl auf der Brust. "Sollten solche Anzeichen innerhalb von 36 Stunden auftreten, wäre ein Arztbesuch dringend anzuraten", sagt Ebbecke.

Den stechenden, chlorähnlichen Geruch von Brom wahrzunehmen, bedeute jedoch nicht, Bromdämpfe eingeatmet zu haben, meint der Diplom-Chemiker Dr. Ulrik Neupert vom Fraunhofer-Institut: "Brom beißt bereits in geringsten Konzentrationen so penetrant in der Nase, dass die meisten Reißaus nehmen, bevor es überhaupt zu ernsthaften gesundheitlichen Schädigungen kommen kann." Dabei müsse man aber stets im Hinterkopf haben, dass kein anderer Stoff, der im Unterricht verwendet werde, annähernd so risikoreich sei.

"Zum Glück sind fast alle Brom-Unfälle an deutschen Schulen bislang glimpflich ausgegangen", erklärt Dr. Axel Hahn vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Demnach wurden bei 67 Prozent der Betroffenen leichtere Symptome registriert. Hahn bezieht sich auf eine Studie aus dem Jahr 2008, in der Daten aus 106 Vorfällen in den Jahren 2003 bis 2007 ausgewertet wurden. Neuere Statistiken gibt es laut Hahn nicht.

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Jörg Dammann aus Stade

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