Wegerecht nützt nichts: Streit um einen Trampelpfad im Bliedersdorfer Ortsteil Postmoor
jd. Bliedersdorf. Mit dem Satz "Das war schon immer so" wird vieles begründet. Doch rein rechtlich gesehen ist dieser Spruch so gut wie nichts wert. Diese Erfahrung machten jetzt die Bewohner des Bliedersdorfer Ortsteils Postmoor. Sie nutzen seit Jahrzehnten einen beliebten Trampelpfad zwischen dem Gewerbegebiet und dem benachbarten Baggersee für ihre Spaziergänge. Nun musste die Gemeinde den B-Plan für einen Teil des Gewerbegebietes ändern, damit dort ein Wellness-Resort gebaut werden kann. Dabei kam heraus, dass der besagte Pfad über privaten Grund und Boden verläuft und theoretisch gar nicht betreten werden darf. Die Bliedersdorfer wollten sich damit nicht abfinden - schließlich war es "schon immer so", dass man das schmale Weglein nutzen konnte.
In erster Linie sollte es auf der Sitzung des Bliedersdorfer Rates darum gehen, den südlichen Teil des Gewerbegebietes zu einem "Sondergebiet Wellness" umzuwidmen: Ein Investor aus Buxtehude möchte dort eine Saunalandschaft errichten. Im Zuge der öffentlichen Beteiligung wurde der Einwand vorgebracht, dass auf dem jetzigen Trampelpfad seit mehr als 40 Jahren ein Wegerecht für weiter hinten liegende Grundstücke bestehe. Folglich müsse der Pfad erhalten bleiben und dürfe nicht vom Wellness-Club vereinnahmt werden.
"Diese Schlussfolgerung ist falsch", erklärt hingegen Horneburgs Bauamtsleiter Roger Courtault: Das bisher im Grundbuch als Baulast eingetragene Wegerecht sei obsolet, weil die fraglichen Grundstücke mittlerweile über andere Zuwegungen erreicht werden können. Außerdem könne aus einem Gewohnheitsrecht kein Anspruch für eine öffentliche Nutzung abgeleitet werden. Die Tatsache, dass das Betreten durch Spaziergänger vom früheren Eigentümer geduldet worden sei, habe keinerlei rechtliche Bedeutung.
Für die Leute vom Postmoor sind solche Aussagen Ausdruck bürokratischer Engstirnigkeit: Sie sammelten Unterschriften, um ihre Forderung nach Beibehaltung des Trampelpfades Nachdruck zu verleihen. Die verärgerten Bürger halten der Gemeinde vor, sich nicht schon vor Jahren darum gekümmert hat, den beliebten Spazierweg zu erhalten. Doch der Ärger könnte schnell verraucht sein: Am Ende wird es wohl eine unbürokratische Lösung geben: Der Eigentümer der Baggersees, die Firma Bunte, hat ihren Zaun zwei Meter weiter auf das eigene Grundstück verlegt.
Aus diesem rund 240 Meter langen Streifen, der parallel zum Trampelpfad verläuft, soll dann der neue Spazierweg werden. Die Gemeinde plant, den schmalen Streifen zu kaufen. Aufgabe der Bürger wäre es dann, dort einen neuen Pfad zu trampeln.
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