Bufdi.EU weiter in der Kritik / WOCHENBLATT-Bericht ruft Betroffene aus ganz Deutschland auf den Plan
(mi).
„Als uns Bufdi.EU mit Inkasso gedroht hat, haben wir einen Anwalt eingeschaltet und seitdem ist nichts mehr passiert“, so Irene Günther vom Haus Huckfeld. Bei der Einrichtung für geistig und mehrfach Behinderte in Seevetal hat man sich bisher erfolgreich gegen die Forderungen des Internetanbieters „Bufdi.EU“ gewehrt. Das macht auch anderen Betroffenen Mut.
Rückblick: Unter dem Titel „Bufdi.EU bittet soziale Einrichtungen zur Kasse“ berichtete das WOCHENBLATT im Januar über die gleichnamige Internetplattform. Deren Masche: Sie bietet sozialen Einrichtungen die Möglichkeit, sich für die Suche nach Bundesfreiwilligen (Bufdis) zu registrieren. Mit der Registrierung wird gleichzeitig ein Abovertrag mit 24 Monaten Laufzeit abgeschlossen. Kostenpunkt: rund 800 Euro. Beim Haus Huckfeld ist man überzeugt, dass diese Kosten bei der Registrierung nicht erkennbar gewesen sind. Heute findet sich allerdings bei „Bufdi.EU“ ein deutlicher Hinweis auf die Kosten. Doch war das immer so?
Nach dem WOCHENBLATT-Artikel, der über das Internet Einrichtungen in ganz Deutschland erreichte, meldeten sich jedenfalls viele weitere Betroffene von Hamburg bis München in der Redaktion. Sie alle bestätigten, ein Hinweis auf die Kosten habe damals auf der Seite gefehlt und kritisieren das Vorgehen von „Bufdi.EU“ scharf.
„Oft sind kleine, spendenfinanzierte Einrichtungen, die für solche Kosten keinerlei finanziellen Spielraum haben, von den Forderungen betroffen.“ Irene Günther vom Haus Huckfeld steht im Austausch mit anderen „Opfern“ von „Bufdi.EU“. Dazu gehört auch das „Natureum-Niederelbe“ im Landkreis Stade unter der Leitung von Dr. Clivia Häse. Auch hier droht Bufdi.EU mit Inkasso, auch hier ist man durch das WOCHENBLATT auf den Fall aufmerksam geworden, und auch hier will man sich jetzt wehren. „Wichtig ist, dass betroffene Einrichtungen, bevor sie über eine Zahlung nachdenken, Erfahrungen und Informationen über Bufdi.EU austauschen“, so Clivia Häse. Wie viele „Opfer“ gibt es? Hat der Anbieter seine Forderungen schon einmal vor Gericht durchgesetzt? Diesen Fragen will die Wissenschaftlerin mit anderen Betroffenen gemeinsam auf den Grund gehen. Häse: „Sehr hilfreich wäre für uns ein Screenshot, der beweist, dass auf der Internetseite der Hinweis auf die Kostenpflicht fehlte.“
Schützenhilfe für ihre Sache erhalten Haus Huckfeld, Natureum und andere Einrichtungen mittlerweile auch aus anderen Medien. So berichtete nach dem WOCHENBLATT auch die Zeitung „Stuttgarter Nachrichten“ kritisch über die Geschäftspraxis von Bufdi.EU. Dass der Anbieter weiterhin Kunden für seine „Leistung“ akquirieren kann, die es im Netz in ähnlicher Art auch kostenlos gibt, scheint ohnehin unwahrscheinlich, zumal auch das für den Bundesfreiwilligendienst zuständige Bundesamt für Familie eine offizielle Distanzierung von Bufdi.EU veröffentlicht hat. Es handele sich bei Bufdi.EU um ein privates Angebot, dass vom Bundesamt weder initiiert noch unterstützt werde, und das Kostenforderungen in Höhe von 800 Euro nach sich ziehen könne, heißt es auf der Behördenhomepage.
Übrigens: Nach dem ersten Bericht im WOCHENBLATT erreichte die Redaktion sofort eine Drohung von „Bufdi.EU“ mit der Aufforderung, den Artikel im Online-Auftritt zu löschen. Irene Günther: „Ohne das WOCHENBLATT hätten wir nie erfahren, wie viele Einrichtungen Ärger mit ‚Bufdi.EU‘ haben.“
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Redakteur:Mitja Schrader |
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