"Ich will meine Würde behalten"

Alexandre Lopez kam auf der Suche nach einer Perspektive nach Deutschland. Jetzt wartet er darauf, dass die Behörden über sein Schicksal entscheiden
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Alexandre Lopez kam von Elfenbeinküste als Asylbewerber nach Deutschland / Sein Traum: arbeiten und lernen

(mi). Alexandre Lopez (29) aus dem afrikanischen Staat Elfenbeinküste wollte der Perspektivlosigkeit und Armut in seiner Heimat entfliehen. Sein Traum war nach Europa zu gelangen, um Geld zu verdienen, zu lernen und dann später als gemachter Mann zurückzukehren. Jetzt lebt er zusammen mit 16 anderen Afrikanern in einer Asylbewerberunterkunft in Klecken und wartet darauf, dass die Behörden über sein Schicksal entscheiden. Sein Traum ist längst zerplatzt.
Der Frachter mit dem Ziel Europa sollte 2011 seine Fahrkarte in ein besseres Leben sein. In seiner Heimat sah Alexandre Lopez keine Perspektive für sich. Der junge Mann hat eine gute Schulbildung, wollte Mathematik studieren, doch das war viel zu teuer. Feste Arbeit fand er nicht, nur Gelegenheitsjobs. „In meiner Heimat braucht man Beziehungen“, sagt Alexandre Lopez. Er selbst ist adoptiert, nur noch die Adoptivmutter lebt, seine leiblichen Eltern hat er niemals kennengelernt. Kein ungewöhnliches Schicksal in dem bis 2007 von einem Bürgerkrieg zerrissenen afrikanischen Land, das immer noch als einer der ärmsten Staaten weltweit gilt.
All das brachte Alexandre Lopez dazu, sein Glück in Europa zu versuchen, am liebsten in Deutschland. „Viele große Mathematiker kommen aus Deutschland“, hatte er gehört.
Die Überfahrt als blinder Passagier dauerte fast einen Monat. „Es war schlimm, ich hatte große Angst, entdeckt zu werden“, erinnert sich Alexandre Lopez. Nur wenn die Besatzung schlief, traute er sich kurz aus seinem Versteck. Als das Schiff endlich sein Ziel erreichte, schlich er von Bord. Doch statt Arbeit und Weiterlernen begann die Odyssee durch verschiedene Unterkünfte - von Dortmund über Bielefeld und Braunschweig bis in den Landkreis Harburg.
Eine Zeitlang sah es für ihn besser aus. Er hatte sich verliebt, später sogar verlobt, lebte in Köln bei einer deutschen Frau, kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Aber die Beziehung zerbrach. Er musste zurück in eine Unterkunft. Jetzt lebt er zusammen mit 16 anderen Asybewerbern in Klecken. Das Haus ist dunkel, im Treppenhaus liegt Sperrmüll. Sein Zimmer teilt er sich mit einem Landsmann.
Das Leben als Asylbewerber sei vor allem eines: schrecklich langweilig. Alexandre Lopez: „Ohne Papiere geht gar nichts. Ich darf nicht arbeiten, bekomme kein Konto, darf nicht nach Hamburg fahren, auch der Sport ist eingeschränkt. Alexandre ist ein guter Basketball-Spieler. In Osnabrück hat er in einen Verein gespielt, durfte aber keine Punktspiele mitmachen. Grund: Für Auswärtsspiele hätte seinen Aufenthaltsort verlassen müssen, das ist ihm aber verboten.
„Papiere kriegen“, darum dreht sich alles, weiß Alexandre Lopez. Manche Asylbewerber würden sich für einen falschen Pass, der es ermöglicht zu arbeiten, regelrecht prostituieren, würden Scheinehen eingehen, sich Fremden ausliefern. „Mein Traum ist es immer noch, hier arbeiten zu dürfen“, sagt Alexandre Lopez und fügt dann hinzu: „Aber ich will auch meine Würde behalten, das ist nicht leicht.“

Alexandre Lopez kam auf der Suche nach einer Perspektive nach Deutschland. Jetzt wartet er darauf, dass die Behörden über sein Schicksal entscheiden
" Ich will lernen": Alexandre Lopez beim Deutsch pauken
Redakteur:

Mitja Schrader

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