Kreisschulpolitik "Gegen jegliche Vernunft"
Debakel für die Schulen an den Standorten Rosengarten und Seevetal
(mi.) „Ein Debakel“, anders lässt sich das, was die Schulpolitik des Landkreises Harburg in den Gemeinden Rosengarten und Seevetal anzurichten droht, kaum noch beschreiben. In Rosengarten ist die neue gymnasiale Oberschule gefährdet, in Hittfeld kämpft die neue Integrierte Gesamtschule (IGS) mit mauen Anmeldezahlen.
Hintergrund: Im vergangenen Jahr entschied sich die Kreispolitik, eine (IGS) in Seevetal statt in Rosengarten einzurichten. Experten warnten damals vor diesem Schritt, kritisierten „eine Planung gegen jegliche Vernunft.“
Der Grund: Seevetal (rund 40.000 Einwohner) ist mit den Gymnasien in Hittfeld und Meckelfeld gut aufgestellt, eine zusätzliche IGS gefährde mittelfristig den Schulstandort der kleinen Nachbargemeinde Rosengarten (knapp 16.000 Einwohner). Die Fachleute sprachen sich daher dafür aus, besser die erst im Jahr 2002/2005 für rund 6,5 Millionen errichtete Oberschule Rosengarten in eine IGS umzuwandeln, um so den Schulstandort dort nachhaltig zu stärken. Von diesem Experten-Votum wollte man aber im Kreistag nichts wissen, die Seevetal-Politlobby setzte sich durch. Landrat Joachim Bordt nickte ab.
Die aktuellen Anmeldezahlen für die Oberschule Rosengarten und die neue IGS in Hittfeld zeigen jetzt, wie falsch diese Entscheidung war. In Rosengarten verbucht die Oberschule gerade einmal 48 Anmeldungen, die Schule läuft damit nur zweizügig. Und die IGS Seevetal kann von 150 Plätzen nur 124 besetzen. Zum Vergleich: Sowohl bei der IGS Buchholz als auch in Winsen ist die Nachfrage deutlich größer als das Angebot von 150 Plätzen. Wohl auch ein Zeichen dafür, dass die IGS in Seevetal vor allem politisch und nicht unbedingt vom Elternwillen getragen ist.
Untergebracht wird die IGS übri-
gens in den Räumen der Realschule Hittfeld. Der in den 1970er Jahren errichtete Bau wird dafür extra für rund 200.000 Euro renoviert. Gleichzeitig droht dem fast neuen Schulgebäude in Nenndorf der Leerstand.
Es bleibt auch noch abzuwarten, wie sich die neue Integrierte Gesamtschule in Hittfeld mittelfristig auf das dortige Gymnasium auswirkt.
• Der Landkreis sorgt auch in anderen Gemeinden mit seiner Schulpolitik für reichlich zerbrochenes Porzellan. Lesen Sie dazu den Artikel Schulpolitik: Was läuft da falsch? Dort, wo der Landkreis viel Geld in die Hand nimmt, bleiben die Schüler aus.
Redakteur:Mitja Schrader |
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