Auf dem Weg vom Saulus zum Paulus?
bim. Tostedt. Bedeuten Veränderungen in Tostedt auch einen Wendepunkt in der norddeutschen Neonazi-Szene? Denn anscheinend verabschieden sich führende Köpfe der Rechtsextremen, die aus Tostedt kommen, aus der Öffentlichkeit. Um den Ex-NPD-Kandidaten Sebastian Stöber (35) ist es ruhig geworden, nachdem er das ehemalige Gasthaus "Symphonie" im Landkreis Stade erworben und sich der Rockerszene zugewandt hat. Und jetzt hat mit Stefan Silar (39) einer der bisherigen Hauptakteure angekündigt, in der Öffentlichkeit kürzer zu treten. Silar will seinen Laden "Streetwear Tostedt", der als Treffpunkt der rechten Szene gilt, zum 1. Februar schließen.
Wie berichtet, hatte sich "Streetwear"-Betreiber Stefan Silar (39) vor zwei Jahren wegen schweren Landfriedensbruchs vor Gericht verantworten müssen, weil er im Mai 2010 mit einem Messer auf linke Demonstranten losgegangen war. Das Urteil war letztlich vom Oberlandesgericht in Celle kassiert worden, wogegen anschließend mehr als 1.000 Menschen in Tostedt demonstriert hatten.
Das habe aber keinen Einfluss auf die Schließung gehabt, so Stefan Silar. "Ich habe den Mietvertrag aus freien Stücken gekündigt. Die Schließung des Geschäftes ist meine persönliche Entscheidung und hat nichts mit Leuten zu tun, die meinen, gegen mich demonstrieren zu müssen."
Auf die Frage, ob er in der Vergangenheit Fehler gemacht habe wie bei der Demonstration von Linksextremisten zu Pfingsten 2010 sagt er: "Solange ich persönlich angegriffen werde oder meine Familie, werde ich mich weiter verteidigen." Er räumt aber ein, in der Situation übers Ziel hinaus geschossen zu haben.
Was er nun beruflich machen will, wisse er noch nicht. Dass er den Handel von Zuhause aus weiter betreiben werde, wie von mancher Seite vermutet, sei Humbug. Es brauche auch niemand Angst zu haben, dass er woanders ein neues Geschäft eröffne, so Silar. Nur Online werde der Handel vorerst weitergehen, um die Restbestände loszuwerden.
Mit Freude nimmt man die Ladenschließung beim Forum für Zivilcourage auf. Sprecher Ulrich Graß hält die Schließung aber für nicht ganz freiwillig, weil der Vermieter die Räume künftig als Wohnungen nutzen wolle, sagt er. "Die Schließung von 'Streetwear' ist kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Wir setzen weiter auf Prävention, denn jetzt wird sich die rechte Szene neue Treffpunkte suchen", so Graß.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.