Immer wieder Ärger mit den Aufzügen an den Bahnhöfen in Tostedt und Buchholz
bim. Tostedt/Buchholz. Regelmäßig fallen die Aufzüge an den Bahnhöfen in Buchholz und Tostedt aus - nicht nur mit unangenehmen, sondern mitunter auch gefährlichen Folgen für die Bahnkunden. Weil die Techniker der mit den Reparaturen von der Bahn beauftragten Wartungsfirma zum Teil lange Anfahrtswege haben, etwa aus Hamburg, werden den im Fahrstuhl Eingesperrten unzumutbar lange Wartezeiten aufgebürdet. Deshalb musste schon mehrfach die Feuerwehr ausrücken - ein unhaltbarer Zustand, finden Tostedts Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam und Ordnungsamtsleiter Dieter Hellberg.
In einem Fall versuchte eine abends im Aufzug festsitzende Reisende über den Notrufknopf Hilfe anzufordern. Drei Fahrgäste vor dem Fahrstuhl standen der Frau seelisch bei und alarmierten nach über einstündiger Wartezeit schließlich verzweifelt die Feuerwehr. "Die Frau war immer wieder vertröstet worden und begann schon zu dehydrieren", berichtet Dieter Hellberg von der lebensbedrohlichen Situation. "Der Servicetechniker traf dann fast zeitgleich mit der Feuerwehr ein. Er kam aus dem Bereich des Hamburger Hafens. Die Anfahrtszeit von dort würde man nicht mal mit Martinshorn und Blaulicht in 20 Minuten schaffen", so Hellberg , der auch ein erfahrener Feuerwehrmann ist. Und binnen dieser Zeit müssten die Menschen eigentlich befreit werden.
Ein anderes Mal saßen zehn Personen in dem für 14 Personen zugelassenen Aufzug fest. Diesmal gestaltete sich die Rettung der "Gefangenen", deren Luft langsam knapp wurde, schwieriger. Exakt eine Stunde und drei Minuten benötigte die Feuerwehr, um den Fahrstuhl zu öffnen.
Alles wird natürlich genau dokumentiert. Schließlich werden die Einsätze der Bahn in Rechnung gestellt.
"Natürlich haben sich die Feuerwehrkräfte verpflichtet, sich an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr für die Hilfe bei Notlagen bereitzuhalten, und sie helfen gerne", betont Hellberg. Aber die Kräfte sind dann eben am Bahnhof gebunden und stehen nicht für andere Notfälle sofort zur Verfügung.
„Es wurde schon versucht, die Feuerwehr dafür zu gewinnen, dass sie diese Einsätze generell übernimmt. Das haben wir abgelehnt“, so Hellberg. „Unser Eindruck ist, dass bei der Wartung der Fahrstühle und damit an der falschen Stelle gespart wird“, ärgert er sich.
Drei bis fünf Mal im Jahr müsse allein in Tostedt die Feuerwehr ausrücken. Die Zahl der Aufzugausfälle sei entsprechend höher.
Die Aufzüge in Buchholz sind im Jahr 2014 an Gleis 1/11 sechs Mal und an Gleis 3/6 14 Mal ausgefallen, die Aufzüge in Tostedt an Gleis 1 neun Mal und an Gleis 3/4 30 Mal, zuletzt vom 31. Dezember 2014 bis zum 6. Januar aufgrund des gestörten Notrufes, teilt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis auf WOCHENBLATT-Anfrage mit.
Ursachen für die Ausfälle seien vor allem Vandalismus - vom defekten Türantrieb bis zum gestörten Notruf.
Dass die häufigen Defekte an minderwertigem Material liegen, will Meyer-Lovis nicht bestätigen. „Die Aufzüge sind per Rahmenvertrag von der Firma Thyssen bestellt und eingebaut worden und entsprechen somit den vereinbarten Qualitätsstandards. Die Aufzüge funktionieren in der Regel zuverlässig“, sagt er. Da es sich aber um technische Einrichtungen handelt, ließe sich trotz größter Sorgfalt ein Ausfall, insbesondere bei Vandalismus, nicht immer verhindern, so Meyer-Lovis.
Reparatur, Wartungen und Inspektionen würden von Fachfirmen ausgeführt. „Da wir Aufzüge flächendeckend betreiben, ist hier eine Bündelung der Kompetenz an zentralen Stellen sinnvoll und effektiv“, erteilt Meyer-Lovis der Forderung aus der Nordheide auf ortsnahe Dienstleister eine Absage.
Tostedts Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam ist bemüht, die Deutsche Bahn dazu zu bringen, diese Probleme abzustellen: „Es muss sichergestellt sein, dass die Aufzüge in einwandfreiem Zustand sind oder zügig repariert werden. So darf es auf keinen Fall bleiben.“ Immerhin wurde vor einigen Jahren viel Geld investiert, damit die Bahnhöfe behindertengerecht sind, um den Öffentlichen Personennahverkehr und damit auch die Bahn zu stärken. Dass ausgerechnet Ältere, Menschen mit Gehbehinderung oder Eltern mit Kinderwagen nun häufig die Aufzüge nicht nutzen können, sei nicht hinnehmbar.
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