"Religion als Gefängnis empfunden" / Iranische Flüchtlinge entdecken christlichen Glauben für sich
bim. Ramelsloh. Was bewegt Menschen aus einem anderen Kulturkreis dazu, sich dem Christentum anzuschließen? Antworten darauf wollte Landesbischof Ralf Meister bei seinem Besuch in der Kirchengemeinde Ramelsloh anlässlich deren Festes zum 333-jährigen Bestehen erhalten. Im Pfarrhaus traf er sich mit sieben iranischen Flüchtlingen, die sich in den vergangenen Monaten in Ramelsloh und Pattensen christlich taufen ließen, und mit Dolmetscher Ali. Er selbst sei noch im Iran christlich getauft worden, was verboten und gefährlich sei. "Im Iran gibt es keine Religionsfreiheit", erklärte Ali.
Mahdi, der seit rund zwei Jahren in Deutschland lebt, berichtete, dass er in einer strengen muslimischen Familie aufgewachsen sei. "Als Jugendlicher habe ich erkannt: Das ist nicht mein Weg", erzählte er. Die Eltern und sein großer Bruder hätten ihn daraufhin als Ungläubigen gesehen und ihn verstoßen. Vier Monate lang habe er daheim nichts gegessen und getrunken und sei von seiner Familie ignoriert worden. "In der Türkei habe ich Jesus und die Bibel kennengelernt, die wie eine Geschichte ist, nicht wie ein Religionsbuch", so Mahdi. "Jetzt bin ich froh, dass ich Christ bin, ich habe viele nette Leute gefunden."
Die Frage von Bischof Meister, ob es auch Anstrengendes gebe, nun, da sie zur großen Familie des Christentum gehören, wurde von den Flüchtlingen verneint. Sie schätzen die Freiheit, die von ihnen gewählte Religion in Frieden auszuüben.
"Könnt Ihr Euch vorstellen, dass Ihr in 20 Jahren als Christen in Ramelsloh oder sonstwo in Deutschland lebt, mit Eurer Familie einen Gottesdienst besucht und es als Euer Zuhause anseht?", wollte Ralf Meister wissen. Doch so weit in die Zukunft wollen die Iraner nicht denken. "Die Situation jetzt ist für uns wichtig", meinte Saeed. Doch die Orte, an denen sie jetzt leben, sehen sie bereits als ihr Zuhause.
Ramelslohs Pastor Hans-Georg Wieberneit ist voller Hoffnung, die Iraner in die Gemeinde zu integrieren, sofern mögliche Sprachbarrieren überwunden werden.
Ralf Meister wünschte sich, dass die Iraner das starke Gefühl von Freiheit und Heimat behalten. "Wenn sie vielleicht einmal Küster sind, Lieder schreiben oder im Kirchenchor mitsingen, wird das der Ausdruck einer starken Gemeinschaft sein", resümierte er.
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