Winsen: Bürger wollen die autofreie City
WOCHENBLATT-Leser äußern sich positiv zum Vorstoß der SPD
thl. Winsen. "Bloß keine autofreie City!!! Das wäre eine schreckliche Vorstellung und für uns eine Überlegung, zurück nach Hamburg zu ziehen." Deutliche Worte finden Dr. Beate Jocham, Dr. Udo Vehlies, Karin Schulze, Dr. Stephan und Sandra Henke zu den Plänen der SPD, in Winsen die Autos aus der Stadt zu verbannen, um so mehr Aufenthaltsqaulität für die Bürger zu schaffen.
Allerdings stehen die fünf Winsener mit ihrer Meinung so ziemlich alleine da. Das WOCHENBLATT hatte seine Leser gefragt, was sie zu dem Vorstoß der Sozialdemokraten halten. Ergebnis: Fast alle finden die Idee gut. "Natürlich gehört die Zukunft den autofreien Städten, das haben andere Städte längst begriffen und sind damit erfolgreich. Lüneburg, Buxtehude mit den Kanälen in der Innenstadt und Stade haben es vorgemacht: die Innenstädte sind autofrei! Alle drei Städte bieten innenstadtnahe Parkplätze an und laden mit ihren vielen kleinen Geschäften und Cafés und Restaurant zum Bummeln und Verweilen ein. Wer mal dort war, schätzt dieses Flair", sagt z.B. Leserin Olga Bock und rät: "Ziel muss es also sein, die Attraktivität Winsens und seiner Geschäfte zu erhöhen, indem man den Autoverkehr aus der Innenstadt raus hält. Winsen muss mit dem Projekt 2030 endlich mal nachhaltig Zukunft gestalten."
Hans Dittmer: "Die Idee ist nicht schlecht, aber nur Autos ausperren reicht nicht. Die Kunden aus dem Nahbereich kommen in der Regel ohne Auto, d. h. zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Aktuell werden aber einige mögliche Kunden aus dem Nahbereich dadurch abgehalten, da sie sich vom Autoverkehr beeinträchtigt fühlen und dadurch die Aufenthaltsqualität nicht optimal ist. Die Erreichbarkeit mit dem Fahrrad ist wegen der teilweisen schlechten Radinfrastruktur und fehlender sicherer Abstellplätze nicht komfortabel. Leider denken immer noch viele Einzelhändler, dass der Kunde mit dem Auto mehr einkauft. Doch das ist ein Trugschluss."
Ralf S.: "Der Autoverkehr sollte auf jeden Fall aus der City raus. Warum fahre ich denn gerne nach Hamburg oder noch lieber nach Lüneburg. Na klar, dort habe ich die Fußgängerzonen und dazu noch eine gute Auswahl an Einzelhändler. In Winsen stimmt halt das Sortiment auch nicht. Optiker, Banken, Bäcker locken in der Masse keine Kunden in die Stadt."
Gerhard Pahl: "In Winsen kann man problemlos (fast) alle Einkäufe zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen. Und wir würden auch alles, was wir benötigen, vor Ort einkaufen. Das Problem ist allerdings, dass überall dasselbe angeboten wird. Hatte Winsen vor Jahren noch Fachgeschäfte mit Alleinstellungsmerkmal, so beschränkt sich das Angebot mittlerweile auf Handelsketten und Billig-Läden, die in jeder Provinzstadt vertreten sind. Fair produzierte und gehandelte Kleidung z.B. Fehlanzeige, wie vieles andere auch. Das Problem der Geschäftsleute ist also aus meiner Sicht nicht das des Autoverkehrs, dessen Fehlen die Innenstadt nur aufwerten könnte."
Annegret Jorczik: "Als Anwohnerin der Rathausstraße spreche ich mich ganz eindeutig für eine autofreie City aus. Auch so wird das Durchfahrtsverbot häufig genug missachtet, weil der Weg zum Geldautomaten besonders nachts für einige Rücksichtslose viel zu weit erscheint, so dass meine Nachtruhe gerne mal gestört wird."
Dann aber mit allen Konsequenzen - ein Kommentar
Die WOCHENBLATT-Leser wollen eine autofreie Innenstadt haben. Nun gut. Dann muss die Sache aber auch mit allen Konsequenzen durchgesetzt werden.
Das heißt z.B. eine bessere Busanbindung, ein vielfältiges attraktives Angebot an und in den Geschäften und natürlich die komplette Aussperrung des Verkehrs. Soll heißen: Auch Anwohner und Arbeitnehmer dürfen nicht mehr mit dem Auto in die Stadt, vor allem nicht in die Rathausstraße. Wenn das alles, was in anderen autofreien Innenstädten Usus ist, hier auch zum Tragen kommt, dann das vielleicht wirklich funktionieren und die Kunden zum lokalen Einkaufen animieren.
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