Bestattungskultur im Wandel
Deutlich mehr Flächen für Urnengräber
Die Bestattungskultur in Deutschland wandelt sich seit mehreren Jahren. Der Trend geht weg von der klassischen Erdbestattung in Särgen und hin zur Urnenbestattung. Die Stadt Buchholz will diesem Trend Rechnung tragen und auf dem Friedhof in der Ortschaft Trelde deutlich mehr Flächen für Urnengräber zur Verfügung stellen. Der Ortsrat hat sich bereits einstimmig für das Konzept ausgesprochen, der Buchholzer Bauausschuss wird sich am kommenden Mittwoch, 3. Mai, ab 18.30 Uhr in der Rathauskantine (Rathausplatz 1) mit dem Thema beschäftigen.
Mit dem Gestaltung- und Nutzungskonzept, für das etwa 19.000 Euro im städtischen Haushalt zur Verfügung stehen, sollen u.a. Urnenbestattungen in angelegten und von der Friedhofsverwaltung dauerhaft gepflegten insektenfreundlichen Wildstaudenflächen ermöglicht werden. Die Urnenbestattungen sollen in Form von bepflanzten Wahl- und Reihengräbern ebenso wie in Rasenlage möglich sein. Flankiert wird diese Maßnahme von einer optischen Aufwertung der Hauptachsen und des Kapellenumfeldes.
So wie in Buchholz ist die Bestattungskultur auch in anderen Kommunen im Wandel. "Ich sehe einen deutlichen Trend in Richtung Urne", berichtet Thomas Haase, Pastor der St.-Petri-Kirchengemeinde in Buxtehude. Das liege vor allem daran, dass die Angehörigen von Verstorbenen oftmals nicht in der Nähe wohnen. "Dadurch entsteht die Frage, wie man die alte Tradition der regelmäßigen Grabpflege ohne großen Aufwand beibehalten kann", sagt Haase. Die Lösung sei für viele Menschen ein Urnengrab. Haase sieht einen weiteren Trend: Das Thema Tod wird zu Lebzeiten gerne ausgeblendet, selbst bei Ehepaaren, die lange miteinander verheiratet sind. Der Pastor rät Familien, das zu ändern und Wünsche zu Bestattungen zu äußern. Dabei, so betont Haase, solle man den Rahmen vorgeben und den Angehörigen einen gewissen Spielraum lassen. Während der Corona-Pandemie sei es vorgekommen, dass Verstorbene für ihre Trauerfeier einen großen Chor wünschten, dieses aber schlichtweg nicht möglich war. "Angehörige haben sich dann Vorwürfe gemacht, die letzten Wünsche nicht erfüllen zu können", berichtet Haase.
Auch im Kirchenkreis Hittfeld sei der Trend zur Urnenbestattung deutlich sichtbar, erklärt die stellvertretende Superintendentin Katharina Behnke. Familiengräber würden geteilt oder aufgegeben. Deshalb entstünden kreative neue Angebote, berichtet die Pastorin der Kirchengemiende Rosengarten. So würden auf dem Hittfelder Friedhof Urnengräber auch mal rund um eine Holzstele angeordnet, der Urnenwald am Waldfriedhof in Buchholz sei umgeben vom Stadtwald.
Als „Auslaufmodell“ sieht Katharina Behnke Erdbestattungen trotz der zurückgehenden Zahl nicht. Menschen entschieden sich bewusst für eine Sargbestattung, deshalb gebe es z.B. auf dem Hittfelder Friedhof auch Baumgräber zur Sargbestattung.
Die Pastorin ermuntert Familien ebenfalls, das Thema Sterben zu thematisieren. Das falle manchen schwer, entlaste die Angehörigen später aber sehr. "'Gott, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen' beten wir am Ende jeder Trauerfeier", sagt Behnke. "In Bezug auf Patientenvorsorge, Erbschaftsangelegenheiten und eben Bestattung ist das ein guter Rat, und die Kirchengemeinden möchten helfen, ihn zu beherzigen." (os).
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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