Raumnot erschwert Retter-Arbeit
DLRG steht bei Schwimmunterricht und Nachwuchsausbildung vor großen Herausforderungen
(sv/ce). Dass die Arbeit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) von großer Wichtigkeit ist, zeigen immer wieder die jährlichen Ertrinkungszahlen: Allein in den ersten sieben Monaten 2021 gab es in deutschen Gewässern mindestens 184 Ertrunkene, in Niedersachsen waren es 15 (die Flutopfer der verheerenden Flutkatastrophe in Westdeutschland sind nicht Teil der aktuellen Zwischenbilanz). Im Vergleich zu den Vorjahren gehen die Zahlen in Niedersachsen weiter zurück: 2020 gab es 24 Todesfälle durch Ertrinken (bis zum 21. Juli), 2019 waren es bis Mitte Juli noch 29. Dennoch mahnt die DLRG zur Vorsicht. Je wärmer es wird, desto mehr Menschen ertrinken. Das zeigt auch die bisherige Bilanz: Im Juni und Juli gab es in Niedersachsen insgesamt sieben Todesfälle, deutschlandweit waren es 116. Im Vorjahr waren es zur selben Zeit zwölf (Niedersachsen) bzw. 95 (Deutschland). Die meisten Unfälle ereignen sich nach wie vor im Binnenland - besondere Gefahr besteht an ungesicherten Flüssen, Seen und Teichen. „Deshalb raten wir den Badegästen eindringlich, bewachte Badestellen der DLRG zu nutzen. Nur so können unsere Rettungsschwimmer schnell im Ernstfall reagieren“, betont Dr. Christoph Penning, Leiter Verbandskommunikation des DLRG Landesverbandes Niedersachsen. In Deutschland kamen (bis zum Stichtag am 21. Juli) über 75 Prozent in Flüssen (53) und Seen (86) ums Leben. In Niedersachsen zeigt sich ein ähnliches Bild: Hier gab es zwölf Unfälle an Seen und Teichen, das entspricht 80 Prozent. Männer gehören - wie in den Vorjahren auch - zur Risikogruppe: 14 männliche Opfer gab es bislang in Niedersachsen. 2020 waren es 19 in der ersten Jahreshälfte. Dabei würden Leichtsinn, Selbstüberschätzung und der Einfluss von Alkohol oftmals eine Rolle spielen.
Ob Hilfseinsätze bei der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz oder Schwimmerausbildung unter erschwerten Corona-Bedingungen: Die DLRG-Aktiven in der Region sind derzeit an verschiedenen Schauplätzen enorm gefordert.
"In den Flutgebieten waren die DLRG-Landeseinsatzzüge vor Ort. Dazu gehörten lediglich einige Kräfte aus Buchholz, Seevetal und Stade. Die Badeaufsicht durch uns im Hamburger Speckgürtel war also jederzeit gesichert", erklärt Margret Holste, Leiterin der Verbandskommunikation im DLRG-Bezirk Nordheide, auf WOCHENBLATT-Anfrage. "Die Lage wäre womöglich angespannter gewesen, wenn unser Wasserrettungszug ins Rheinland hätte ausrücken müssen."
Viele DLRGler - so Holste - würden derzeit Schwimmunterricht geben und Rettungsschwimmer trainieren. "Dabei stehen wir vor massiven Platzproblemen. So ist beispielsweise das Buchholzer Hallenbad, wo wir auch ausbilden, derzeit wegen Renovierung dicht und war auch im vergangenen Winter Corona-bedingt geschlossen", gibt Margret Holste zu bedenken. Im Tostedter Freibad würden bis zu 60 Kinder von der DLRG intensiv im Schwimmen trainiert. "Es könnten - und müssten bei dem momentanen Bedarf - noch etwa 30 Jungen und Mädchen mehr sein. Das ist räumlich aber unmöglich, da der Unterricht während des regulären Badebetriebs stattfinden muss."
Die Ausbildung des DLRG-Nachwuchses und der etwa bei Flutkatastrophen aktiven Einsatzkräfte werde derweil durch die Pandemie stark erschwert. "Durch die Abstandsvorgaben und andere Corona-Bestimmungen sind die Gruppengrößen beim Trainieren des Ernstfalls stark beschränkt", bedauert Margret Holste.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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