Benefiz-Radtour "longest ride" muss pausieren
Heftiger Unfall in Bolivien
Sie waren auf der Fahrt ihres Leben: Mit ihrem "longest ride" wollten die Studentinnen Laura Möller aus Buchholz und Antonia Staacke innerhalb eines Jahres von Argentinien bis nach Alaska radeln und dabei Spenden für den guten Zweck sammeln (das WOCHENBLATT berichtete). Doch es sollte anders kommen - ein Unfall mitten im bolivianischen Nirgendwo führte zum vorübergehenden Abbruch des Projekts.
Im Oktober 2022 ging es vollbepackt mit Rad und Ausrüstung in Richtung Südamerika. Die ersten paar Monate verliefen ohne größere Probleme: Krankheit, Kniebeschwerden und schwierige Witterungsbedingungen hielten Antonia und Laura nicht von ihrem "longest ride" ab. 5.581 Kilometer hatten die Frauen schon zurückgelegt - rund 30.000 Kilometer sollten es von Argentinien bis Alaska insgesamt werden. Ihre Tour führte die beiden durch atemberaubende Landschaften mit Bergen, Seen und Wasserfällen, bis in die unzugänglichsten Regionen mit extremen Windböen, Dauerregen und holprigen Schotterstraßen. Mitte Januar ließen die Freundinnen dann Argentinien und Chile hinter sich, bereit dafür, Neues zu sehen und zu erleben.
Ein folgenschwerer Unfall
"Wir hatten gerade vor vier Tagen die Grenze zu Bolivien überquert", erinnert sich Laura. "Immer wieder mussten wir dort die 3.000 Höhenmeter-Marke überwinden. Das war die härteste Etappe bislang." Am Tag des Unfalls mussten die beiden sogar zwei Mal knappe 4.000 Höhenmeter bezwingen. "Es war anstrengend, aber wir fühlten uns nachmittags noch gut genug, um weiterzufahren", sagt Antonia. Sie und Laura machten sich daraufhin auf den Weg und fuhren auf einer Abfahrt in Richtung des nächsten Dorfes. Und dann geschah es: Bei mehr als 70 km/h rutschte Antonias Reifen weg und die 26-Jährige schlug auf dem Asphalt auf.
Von dem Unfall weiß sie nichts mehr, kann sich nur auf das verlassen, was Laura ihr berichtet. Die fuhr mit einigem Abstand zu ihrer Freundin und leistete der benommenen und sichtlich verletzten Antonia sofort erste Hilfe. Zu ihrem Glück kamen schnell einige Bolivianer mit einem Pickup vorbei und boten ihre Hilfe an. Es folgte der Transport in das nächstgelegene Gesundheitszentrum, ein nochmal 80 Kilometer entferntes Krankenhaus und anschließend eine größere Klinik nach La Paz. "Es war eine absolute Höllenfahrt", erinnern sich Laura und Antonia, die große Schmerzen hatte. In La Paz stellte sich dann heraus, dass Antonia sich nicht nur das Schlüsselbein gebrochen, sondern auch einen doppelten Schädelbasisbruch (Felsenbein-Fraktur) erlitten. Zudem zersplitterten winzige Knochen in ihrem Ohr, sodass die junge Frau teilweise auf einer Seite nichts hörte. "Ohne Helm wäre das Ganze noch schlimmer ausgegangen", sagt Antonia.
Nach ihrem Transport nach Deutschland, den Antonias Mutter begleitete, folgten unzählige Arztbesuche, Operationen und Therapie. Mittlerweile kann die Studentin wieder besser hören und saß sogar schon wieder auf dem Fahrradsattel. "Ich bin froh, wieder zu fahren, aber der Unfall hat mich fünf Jahre zurückgeworfen. Wieder auf mein sportliches Niveau zu kommen, wird lange dauern", sagt Antonia.
Es soll weitergehen
Dass sie ihren "longest ride" zu Ende fahren wollen, darüber sind Laura und Antonia sich einig. Laura entschied sich nach dem Unfall, in Südamerika zu bleiben, kam bei Freunden in Santiago unter und geht nun einem Nebenjob nach. "Es war niemals eine Option, alleine weiterzufahren", erklärt die 27-jährige gebürtige Buchholzerin. Der "longest ride", das ist ihr gemeinsames Projekt. Eine Weiterfahrt ist, wenn alles klappt, für Beginn des nächsten Jahres geplant.
Besonders motivierend ist die Anteilnahme und Hilfsbereitschaft, die Laura und Antonia entgegengebracht wurde. Und auch wie viele Menschen weiterhin das Projekt unterstützen und für den guten Zweck spenden, freut die Freundinnen, die es gar nicht mehr abwarten können, bis ihr "longest ride" endlich weitergeht.
• Weitere Informationen unter www.longest-ride.org/ oder auf Instagram unter "longest.ride22".
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