Meckelfeld und die Trabantenstadt
In den 70ern war in dem Seevetal Ort eine Hochhaussiedlung für 80.000 Menschen geplant
mi. Meckelfeld. Heute kaum vorstellbar: In Meckelfeld (ca.11.000 Einwohner) plante das Land Niedersachsen im Jahr 1976 eine Trabantenstadt für rund 80.000 Menschen. Von der Idee übrig blieben dann aber nur die in den 1970er Jahren errichteten Hochhäuser, die bis heute die Meckelfelder "Skyline" prägen.
"Mit dem Mammut-Projekt sollte die bis dahin unkontrollierte Wohnraumplanung in geordnete Bahnen gelenkt und auf den starken Bevölkerungszuwachs im Landkreis reagiert werden", erklärt Nina Streibel, die für das Freilichtmuseum am Kiekeberg das Forschungsprojekt "Bauen und Wohnen nach 1945 im Landkreis Harburg" durchführt. In den 1950ern habe es im Landkreis eine Bevölkerungsexplosion gegeben. Lebten 1939 noch 64.031 Menschen im Kreisgebiet, war ihre die Zahl bis 1950 auf 120.164 gestiegen. Die Gründe dafür sind laut Nina Streibel vielfältig: "Ausgebombte aus Hamburg und Flüchtlinge strömten in den Landkreis, später, mit steigendem Wohlstand, auch Hamburger, die aus der Stadt raus ins Grüne ziehen wollten". Für all diese Menschen musste Wohnraum geschaffen werden. Daher plante man in Hannover auf 390 Hektar (546 Fußballfelder) eine Hochhausstadt am Meckelfelder Ortsrand. Kostenpunkt rund 800 Millionen D-Mark. Ein Drittel der Summe sollte dabei der Landkreis Harburg tragen. Großes Vorbild für das Projekt seien die damals ultra-modernen Hamburger Grindelhochhäuser gewesen.
Dass es nicht dazu kam, ist einer denkbar knappen Entscheidung des Seevetaler Gemeinderats zu verdanken. "Mit nur einer Stimme Mehrheit lehnte die Politik die Trabantenstadt ab", erinnert sich Hans-Joachim Röhrs, der damals Gemeindedirektor in Seevetal war. Anstelle einer Hochhaussiedlung am Meckelfelder Ortsrand entschied der Rat, auf dem gesamten Gemeindegebiet rund 16.000 neue Wohnungen in kleineren Einheiten zu schaffen. Diese Entscheidung prägt den Landkreis bist heute. Seevetal wurde damit keine Stadt, sondern die größte Einheitsgemeinde Deutschlands • Für das Projekt sucht Nina Streibel Filme und private Aufnahmen, die das damalige Leben widerspiegeln. Nina Streibel ist im Museum am Kiekeberg Tel. 040-79017629 zu erreichen.
Redakteur:Mitja Schrader |
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