Sicher auf dem Rad? Neue Fahrradschutzstreifen sorgen vielerorts für Probleme

„Höchst gefährlich“ 
findet Ortsbürgermeisterin Christiane Albowski den nur 1,20 Meter breiten Fahrradschutzstreifen in Leversen
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  • „Höchst gefährlich“
    findet Ortsbürgermeisterin Christiane Albowski den nur 1,20 Meter breiten Fahrradschutzstreifen in Leversen
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as/am. Landkreis. Um fahrradfreundlicher zu werden, sollen im Landkreis Harburg mehr Radfahr- und Fahrradschutzstreifen auf den Straßen eingerichtet werden. Einige Beispiele zeigen: Nicht alle angebotenen Lösungen ergeben Sinn.
Die Hauptstraße in Leversen in der Gemeinde Rosengarten z.B. hat im Zuge der Erneuerung der Straßendecke vom Landkreis Harburg jüngst einen solchen Fahrradschutzstreifen erhalten. Das Problem: Er liegt in der Kurve und ist stellenweise viel zu schmal. Teilweise beträgt die Breite nur 1,20 Meter statt der vorgeschriebenen 1,25 bis 1,50 Meter - und der Fahrradschutzstreifen besteht zudem zur Hälfte aus der Gosse mit Sielen. „Die Straße ist in der Kurve ohnehin schlecht einsehbar. Genau dort den Fahrradschutzstreifen so schmal zu machen, ist höchst gefährlich“, kritisiert Ortsbürgermeisterin Christiane Albowski. „Meine Kinder würde ich nicht auf dem Streifen fahren lassen. Das ist in der Kurve viel zu riskant“, stimmt Anwohnerin Elke Kaiser ihr zu. Die Hauptstraße ist viel befahren, auch Lkw fahren hier entlang.
„Diesen Fahrradstreifen halte ich für sehr grenzwertig“, sagt auch Karin Sager, Vorsitzende des ADFC-Kreisverbandes Harburg. Sie kritisiert vor allem die Teerkante, die in der Mitte des schmalen Streifens verläuft. Radfahrer könnten dort abrutschen und stürzen, befürchtet sie. „Wie so ein Schutzstreifen entstehen konnte, ist mir ein Rätsel. Ich würde hier lieber nicht auf dem Fahrradschutzstreifen fahren, sondern links davon“, so Sager. Auch der neue Fahrradschutzstreifen in der Lüneburger Straße in Buchholz wurde bereits vom ADFC als zu schmal kritisiert (das WOCHENBLATT berichtete).
Grundsätzlich sei es eine gute Idee, innerorts mehr Schutzstreifen einzurichten und die Radfahrer von den Fußwegen auf die Fahrbahn zu holen, so Karin Sager. „Aber wenn, dann nur mit sicheren Angeboten und nicht mit solchen ‚Quasi-Streifen‘!“
Dass Schutzstreifen nicht sicher angelegt werden, ist auch im Landkreis Stade ein Problem: In dem kleinen Ort Essel bei Kutenholz ist der Fahrradstreifen an der Landstraße 123 zwar breit genug, doch er macht die Fahrbahn so schmal, dass sich neben einem Fahrradfahrer zwei Autos kaum begegnen können. Hinzu kommt, dass an mehreren Stellen die viel befahrene Straße wegen am Rand wachsender Bäume zusätzlich verengt ist. Fährt hier ein Lkw an einem Fahrradfahrer vorbei, kommen sich die beiden Verkehrsteilnehmer ziemlich nahe. Auch hier sind sich viele Bewohner einig: „Unsere Kinder wollen wir hier nicht auf der Straße fahren lassen.“
Ein Beispiel, wie ein sicherer Fahrradschutzstreifen für Radfahrer aussehen kann, gibt es in Brackel. Auf der Hauptstraße ist der Schutzstreifen ohne Gosse 1,40 Meter breit - Platz genug, um auch mit einem Fahrradanhänger sicher auf der Straße zu fahren.
Der Landkreis Harburg hat nach der Anfrage des WOCHENBLATT den Fahrradschutzstreifen in Leversen untersucht - mit dem Ergebnis, dass der schmale Streifen jetzt verbreitert werden soll. Warum nicht gleich so?

Fahrradschutzstreifen - was geht?

„Ich habe den Eindruck, dass viele Verkehrsteilnehmer unsicher sind, wie sie sich auf den Schutzstreifen verhalten sollen“, sagt die Vorsitzende des ADFC-Kreisverbandes Harburg, Karin Sager.
Auch wenn gerade kein Fahrradfahrer auf dem Streifen fährt, sollten Autofahrer den Streifen nur in Ausnahmefällen, etwa bei großen LKW im Gegenverkehr, überfahren.
Gefährlich wird es beim Überholen. „Viele Autofahrer tendieren dazu, beim Überholen von Radfahrern auf dem Schutzstreifen dicht an der gestrichelten Linie zu bleiben“, sagt Karin Sager. Das sei gerade bei so schmalen Schutzstreifen wie in Leversen gefährlich. Auch beim Überholen an Schutzstreifen müsse der Sicherheitsabstand von 1,50 Meter eingehalten werden. Ein weiteres Problem sind Autofahrer, die den Schutzstreifen als Parkplatz missbrauchen - Parken ist hier verboten. Und auch bei Fahrradfahrern besteht noch Nachholbedarf. „Der Fahrradstreifen darf nicht in der Gegenrichtung befahren werden“, erklärt Karin Sager.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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