Klares Votum für den Ostring
Zahlreiche Leser meldeten sich nach WOCHENBLATT-Aufruf zur Umgehungsstraße in Buchholz / Forderung nach weniger Autoverkehr
os. Buchholz. Das Thema „Ostring“ bewegt die Buchholzer nach wie vor. Das zeigen die vielen Zuschriften, die die WOCHENBLATT-Redaktion nach dem Aufruf im Artikel „Bypass oder Ostring?“ erreichten: 141 Leser meldeten bis vergangenen Montag, 11 Uhr, sich per E-Mail oder Postkarte, um ihr Votum abzugeben. Das Ergebnis ist eindeutig: 82 Bürger plädierten für den Ostring, 14 für den von Norbert Stein (SPD) vorgeschlagenen Bypass. 16 Menschen wünschen sich eine Alternative zu Ostring und Bypass, 29 teilten mit gegen den Ostring zu sein - ohne eine Alternative zu benennen.
Wie berichtet, hatten sich Ex-Bürgermeister Norbert Stein und CDU-Ortsvereinsvorsitzender Christian Horend zu einem Meinungsaustausch getroffen, um die seit Jahren herrschende Sprachlosigkeit in der Diskussion um die Umgehungsstraße im Osten von Buchholz zu beenden. Stein hatte als Alternative einen Bypass vorgeschlagen, der zwischen den beiden Teilen der Canteleubrücke beginnt und dann über die Straße „Am Langen Sal“ entlang des Kleingartenvereins Abendfrieden über die Bendestorfer Straße und den Holzweg in einem Bogen zum Nordring führt.
DAS SCHREIBEN DIE OSTRING-BEFÜRWORTER
„Der Ostring ist mehr als überfällig“, schreibt WOCHENBLATT-Leserin Elke Stricker. „Die Variante von Herrn Stein ist rausgeschmissenes Geld, weil der Verkehr immer noch über die Canteleubrücke muss. Wir brauchen dringend mindestens eine vollwertige Querung der Bahn.“
„Der Ostring muss endlich her, und zwar ein sinnvoll dimensionierter Ostring und kein autobahnähnliches Monster. Schont zumindest ein wenig die Umwelt und die Straße kostet weniger “, fordert Leser Torsten Martens.
„Bei der Diskussion zeigt sich mal wieder eindrucksvoll, wie der Willen des Volkes (siehe Ergebnis der Einwohnerbefragung) von einigen Politikern ignoriert und stattdessen versucht wird, offensichtlich eigene Interessen durchzusetzen“, erklärt WOCHENBLATT-Leser Alexander Gubenko.
„Ich halte den Ostring für alternativlos“, erklärt Leser Burkhard Kaufmann. „Als Bewohner des Radelands stelle ich schon heute fest, dass Plan und Realität nicht immer zusammenpassen. Der Plan, das Radeland durch Umwidmung zur Fahrrad- und Anliegerstraße vom Querverkehr Kirchenstraße/Bendestorfer Straße zu entlasten, ist gründlich danebengegangen. Wer jetzt glaubt, dass die Bypass-Lösung außerhalb der Rush-Hour genutzt wird, wo der direkte Weg viel schneller und kürzer ist, der ist ein Träumer.“
WOCHENBLATT-Leser Klaus Skulimma: "Eine Ortsumgehung im Ortszentrum - am Verkehrsknotenpunkt Canteleubrücke - zu beginnen / zu beenden, dürfte einmalig sein. Ich bin kein Verkehrsplaner, sage aber trotzdem: ein Schildbürgerstreich - ein schlechter verkehrspolitischer Witz! Kaum einer wird, wenn er über die Canteleubrücke muss, den sog. "Bypass" nutzen. Einen Entlastungseffekt sehe ich nicht. Zukunftsweisend und nachhaltig (weniger Lärmbelästigung für die Anwohner, geringere Staus, weniger Abgase - auch gut für die Umwelt) ist für Buchholz nur der Ostring. Die Bürger haben das schon lange erkannt (siehe Abstimmung). Die Politik diskutiert seit 30 Jahren ohne Ergebnis. Nur am Rande: Ich fahre überwiegend Fahrrad und habe keinerlei Grundstücksinteressen.
DAS SCHREIBEN DIE BYPASS-BEFÜRWORTER
„Die Bypass-Lösung ist viel billiger und zerstört deutlich weniger Landschaft. Das wunderbare Naherholungsgebiet zwischen Buenser Weg und Vaensen sollte erhalten bleiben“, erklärt Leserin Margarete Tümmler.
„Nach Klärung der Co-Finanzierung und der Entlastung durch den Mühlentunnel, der stärkeren Nutzung des Lohbergenwegs in Holm-Seppensen und durch stärkere Nutzung des Fahrrades reicht uns der Bypass“, ist sich Leser Rainer Gülzow sicher.
Hans Leopold schreibt: "Ich bin ganz eindeutig für einen Bypass in der von Ihnen vorgestellten oder einer ähnlichen Version und einen zügigen Ausbau des lange überfälligen Mühlentunnels. Der Ostring in der bisher geplanten Form ist meiner Meinung nach nicht akzeptabel, da er mit einem weiteren enormen Landschaftsverbrauch und sehr hohen Kosten verbunden ist. Gedacht ist diese Variante ja wohl in erster Linie als Erschließung für eine weitere Bebauung und erst in zweiter Linie zur Verkehrsentlastung der Buchholzer Innenstadt. Als Einwohner von Buchholz habe ich im Gegensatz zu Handel- und Gewerbetreibenden, Grundbesitzern im Bereich des Ostrings und Kommunalbeamten kein Interesse an einer wesentlichen Erweiterung der Stadt."
SIE WOLLEN WEDER OSTRING NOCH BYPASS
„Ostring bedeutet einen enormen Landschaftsverbrauch, Bypass bedeutet die Zerstörung eines stadtnahen Idylls“, erklärt Leserin Grit Weiland. „Das ist die Wahl zwischen Pest und Cholera. Was wir wirklich brauchen, ist das ernsthafte Hinarbeiten zu einer CO2-Einsparung. Dafür brauchen wir gute Bedingungen für alles andere (Radwege, Fußwege, öffentlicher Nahverkehr), aber keine neuen Straßen.“
„Beide Vorschläge basieren auf Verkehrskonzepten des vergangenen Jahrhunderts. Beide ignorieren die Erkenntnis, dass, wer neue Straßen sät, nur noch mehr Verkehr ernten wird“, schreibt Leser Uwe Spiekermann. „Geboten wäre ein radikales Umdenken. Die Millionen, die für den Ostring/den Bypass bereitgestellt werden sollen, müssten in eine entsprechende Strukturveränderung investiert werden.“
Auch Lokalpolitiker meldeten sich zu Wort. Ratsvorsitzender Gisbert Saulich (SPD) plädiert dafür, den im Mobilitätskonzept vorgeschlagenen Weg zu gehen: „Erst den Mühlentunnel bauen, dann die Südtangente entlang der Bahnstrecke Bremen-Hamburg zur Entlastung der Innenstadtstraßen und dann eine Ostumfahrung.“
Ex-Bürgermeister Götz von Rohr schreibt: "Meine Meinung wird durch die aktuellen Verkehrszählungen bestätigt: Weder Ostring noch Bypass bringen eine Lösung. Entscheidend ist der Mühlentunnel und die weitere Verbesserung des ÖPNV-Angebots. Metronom (nach Hamburg) und BuchholzBus (nach Holm-Seppensen) haben bereits dazu geführt, dass auf der Canteleu-Brücke heute schon deutlich weniger Autos fahren als 2002. Das zeigen die aktuellen Prognosen und Berechnungen zum Ostring, die von einer zwischenzeitlichen Mehrheit aus Ostring-Befürwortern beauftragt und durchgeführt wurden. Heute fahren sogar schon weniger Autos Nord-Süd durch Buchholz als mit dem fertigen Ostring prognostiziert! Das zeigt doch überdeutlich, wo man ansetzen muss, nämlich an einer weiteren Verbesserung des Metronom-Angebots und an der Verkürzung des Taktes im BuchholzBus auf 15 Minuten, beides in Verbindung mit dem Mühlentunnel, damit die Entlastung auch wirklich funktioniert. Der bessere BuchholzBus-Takt ließe sich locker durch den eingesparten Anteil von Buchholz an den Ostringkosten finanzieren."
Andrea Dresmann schreibt: "Der Ostring ist keine Alternative für eine sinnvolle Ortsumfahrung. Dies gilt auch für die Bypass-Lösung. Wir brauchen Lösungen für den innerstädtischen Verkehr. Trotz kurzer Wege wird dieser mit dem Kfz zurückgelegt. Der Durchgangsverkehr stellt nicht das große Problem da. Eine langfristige kostengünstige und umweltschonende sowie naturerhaltende Entlastung für Buchholz sind andere Maßnahmen, wie die den Radverkehr und den ÖPNV zu stärken. Eine einmal teuer zerstörte Natur ist unwiederbringlich für die Menschen in Buchholz verloren."
DAS SAGEN RATSMITGLIEDER
Auch Lokalpolitiker meldeten sich zu Wort. Ratsvorsitzender Gisbert Saulich (SPD) erklärt: "Der sog. Ostring in der planfestgestellten Ausführung wird von mir weiterhin entschieden abgelehnt, insbesondere wg. des immensen Landschaftsverbrauchs. Mir ist nie vermittelt worden, warum denn nicht vorhandene Strassen wie Klecker-/ Reindorfer-/Itzenbütteler Weg u.a.m. ausgebaut werden könnten für eine Entlastung? Als die Canteleu-Brücke wg. Sanierung gesperrt wurde, hat man den Verkehr problemlos über die genannten Strassen umgeleitet. Ob der Bypass-Vorschlag von Norbert Stein alle Probleme löst, sei dahingestellt, aber er lockert das Grabendenken auf. Wir sollten uns in der nächsten Ratsperiode auf das mit großer Bürgerbeteiligung erstellte Mobilitätskonzept konzentrieren mit der Reihenfolge der Arbeiten "Tunnel-Südtangente-Ostumgehung".
Andreas Eschler, Fraktionsvorsitzender der CDU: "Herr Stein hat in einer der letzten Ratssitzungen vollmundig davon gesprochen, eine Lösung für eine Ortsumgehung in der Hinterhand zu haben, man müsse lediglich auf ihn zugehen und dann werde man eine gemeinsame Lösung finden. Das Gespräch zwischen ihm und Herrn Horend hat einmal mehr gezeigt, dass Herr Stein keine Lösung parat hat und immer wieder ausschließlich die von ihm bevorzugte Bypass-Lösung ins Spiel bringt. Diese eigene Lösung immer wieder als „Kompromiss“ darzustellen, auf den man sich einigen müsse, ist eine schlechte Grundlage für eine gemeinsame Lösungssuche. Darüber hinaus wurde letzten Jahr durch eine sogenannte „verkehrliche Bewertung“ dargelegt, dass diese Trasse nicht die dringend benötigte Entlastungswirkung bringt. Einer solchen Lösung, die keine ist, können und werden wir nicht zustimmen. Wir benötigen neben einer weiteren Bahnquerung vor allem eine leistungsfähige Alternative zur 30 Jahre alten Canteleu-Brücke. Nach wie vor stehen wir als CDU alternativen Trassen offen gegenüber, die die dringend benötigte Entlastungswirkung bringen und südlich der Canteleu-Brücke enden. Solange keine solche Alternative gefunden ist, werden wir weiterhin mit Nachdruck die Umsetzung der ursprünglichen Planung verfolgen."
Joachim Zinnecker, Fraktionsvorsitzender der Grünen: "Die Buchholzer Grünen lehnen den Ostring aus guten Gründen ab: Kosten und Landschaftsverbrauch stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Mit Kosten in Höhe von mindestens 50 Mio. Euro ist zu rechnen. Viele Ostring-Befürworter haben nur ungenaue Kenntnis von der konkret geplanten Trasse. Der Ostring schneidet den Osten von der Stadt ab. Lediglich über vier teure Brücken ist eine Querung in die Natur möglich. Und das alles für eine vom Gutachter errechnete Zeitersparnis von 1,8 Minuten! Lediglich jedes 4. Auto wird aus der Stadt verschwinden. Ein Effekt, der kaum auffallen wird. Denn 69 Prozent des Autoverkehrs in Buchholz ist Binnenverkehr. Diese Autos verschwinden auch nach dem Bau eines Ostrings überhaupt nicht! Was sind die Alternativen? Wir müssen die kurzen Strecken sicher mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurück legen. Erfolgreiche Verkehrspolitik in anderen Städten macht das vor. Buchholz braucht dazu eine bessere Fahrradinfrastruktur und ein fahrradfreundliches Klima. Die von uns in die Diskussion gebrachte Bypass-Lösung kann die Kernstadt für den Bruchteil der Kosten vom Durchgangsverkehr entlasten. Eine von allen Parteien und der Verwaltung geplante Erweiterung der Stadt nach Osten würde den Ausbau einer Straße entlang der Bahn sowieso erforderlich machen. Der Ostring wird vom Landkreis geplant - und nicht in Buchholz! Der Landkreis hat ein großes Interesse daran, seine maroden Kreisstraßen an die Stadt Buchholz abzugeben. Die Folgekosten tragen dann wieder die Buchholzer Bürger. Bei dieser Wahl zu versprechen, die Wähler könnten über einen Ostring entscheiden, also reine Wählertäuschung."
Die Ex-SPD-Bundestagsabgeordnete Monika Griefahn erklärt: "Der Ostring ist nicht sinnvoll. Ich bin natürlich für eine Entlastung der Innenstadt, aber nicht durch den Ostring. Über die im WOCHENBLATT genannten Vorteile des Bypasses hinaus ist unter anderem noch wichtig, dass die Kosten zwei Drittel niedriger sind, weil mehrere Brücken wegfallen und die Strecke viel kürzer ist. Ganz davon abgesehen könnte die Stadt den Radverkehr weiter fördern, Sharing-Modelle erproben und weitere Anstrengungen unternehmen, die verschiedenen Verkehrsmittel digital zu vernetzen. Es gibt viele flankierende Möglichkeiten zu einem Trassenbau."
KOMMENTAR
Zweite Abstimmung pro Ostring: Bürgerwillen nicht ignorieren
Natürlich ist die Umfrage im WOCHENBLATT zum Thema „Ostring/Bypass“ nicht repräsentativ. Sie verdeutlicht aber die Grundstimmung in der Bevölkerung: Der Großteil der Bürger will den Ostring in der ursprünglichen Variante! Das hatten fast 62 Prozent der Bürger bereits 2013 bei der großen Befragung bekundet.
Ich schließe aus dem Ergebnis zweierlei: Die Ostringgegner sollten den Bürgerwillen nicht ignorieren und sich überlegen, für wen sie Politik machen - für den Bürger oder für sich. Zum anderen darf der Gesprächsfaden, der jüngst von Norbert Stein und Christian Horend aufgenommen wurde, nicht verloren gehen. Vielleicht können sich Ostring-Gegner und -befürworter im ersten Schritt schon mal auf eine Ortsumfahrung im Norden einigen, als Zeichen des guten Willens. Die Trasse vom Nordring bis zur Bendestorfer Straße ist weitgehend unstrittig - und man hätte das Sportzentrum bereits angebunden. Oliver Sander
Lesen Sie auch Ostring: Gespräch statt Konfrontation
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