In der Grund- und Ersatzversorgung
Stadtwerke Buchholz senken Strompreise nach Wegfall der EEG-Umlage für einen Monat
Die Stadtwerke Buchholz sehen sich von einigen Kunden dem Vorwurf ausgesetzt, sie würden staatliche Entlastungen nutzen, um eigene Gewinne zu steigern. Dem widerspricht Geschäftsführer Dr. Christian Kuhse entschieden. "Dem ist nicht so!", betont er.
Hintergrund: Kunden, die sich in der sogenannten Grund- und Ersatzversorgung befinden, erhielten jüngst Post von den Stadtwerken - sowohl Bestands- als auch Neukunden, die von Energiediscountern zu den Stadtwerken wechselten. Darin kündigen diese die Senkung des Arbeitspreises ab dem 1. Juli von derzeit 31,86 Cent/Kilowattstunde (brutto) auf dann 27,43 Cent/kWh an. Gleichzeitig wird eine Erhöhung der Stromkosten ab 1. August auf 31,40 Cent/kWh angekündigt. Letztere gelte ausschließlich für Kunden in der Grund- und Ersatzversorgung, betont Kuhse. Alle Stadtwerke-Kunden in anderen Tarifen seien nicht betroffen. Für sie ermäßige sich der Preis durch den Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Juli.
Er könne in der aktuellen Lage drastisch gestiegener Energiepreise verstehen, dass die Abschaffung der EEG-Umlage mit anschließender Preiserhöhung in der Grundversorgung nur einen Monat später den Anschein erwecke, dass die Stadtwerke zusätzliche Gewinne erwirtschaften, anstatt die Entlastung an die Kunden weiterzugeben, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Kuhse. Tatsächlich unterlägen die Stadtwerke, wie auch andere Energieversorger, bei der Preisgestaltung in der Grund- und Ersatzversorgung besonders strengen gesetzlichen Anforderungen. So könnten Preiserhöhungen nur bei gestiegenen Bezugskosten und Abgaben, die allesamt transparent darzustellen seien, vorgenommen werden. Geringere Bezugskosten müssten an die Kunden weitergegeben werden. Eine Erhöhung der Margen sei somit nicht zulässig, betont Kuhse.
Aufgrund der vorausschauenden Einkaufspolitik habe man die geplanten Energiemengen für die Bestandskunden relativ günstig einkaufen und diesen entsprechende Preise anbieten können. Aufgrund der "Verwerfung an den Energiemärkten vor und seit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine" habe es jedoch zahlreiche Insolvenzen von Energiediscountern gegeben, die den Strom kurzfristiger einkauften, sagte Kuhse. Die Stadtwerke sind gesetzlich verpflichtet, deren Kunden aus Buchholz in der Grundversorgung aufzunehmen. Das habe zu einem relativ starken Kundenwachstum und zum Bedarf zusätzlicher Strommengen geführt.
Um nicht wegen des notwendigen Nachkaufs von Strom für Kunden ehemaliger Energiediscounter die Preise auch für Bestandskunden erhöhen zu müssen, habe man die Grundversorgung Ende 2021 geteilt, berichtet Kuhse. Für Neukunden wurde zu aktuellen Börsenpreisen Strom zugekauft und den Neukunden entsprechende Preise angeboten. "Diese Möglichkeit hat der Gesetzgeber jetzt abgeschafft, sodass wir nur noch einen Grundversorgungstarif zu einem Mischpreis für alle Kunden anbieten dürfen", betont Kuhse. Deshalb sei man gezwungen, den Strompreis in der Grundversorgung nur einen Monat nach der Senkung wegen des Wegfalls der EEG-Umlage wieder anzuheben. (os).
AUF EIN WORT
Die Entlastungen sind nur temporär
Abschaffung der EEG-Umlage, Tankrabatt, 9-Euro-Ticket - das alles sind Maßnahmen, die die Bundesregierung ergriffen hat, um die Bevölkerung in Zeiten hoher Inflation und stark steigender Preise auf fast allen Wirtschaftsgebieten zu beruhigen. Mehr nicht! Denn sind wir mal ehrlich: Nachhaltige Entlastungen bringt keine der Maßnahmen. Ganz im Gegenteil: Die Menschen müssen sich mittel- und langfristig auf weiterhin steigende Preise einstellen.
Die Abschaffung der EEG-Umlage fällt just in die Zeit, in der an den Energiemärkten die Preise durch die Decke gehen. Ein Ende ist nicht in Sicht, erst recht nicht durch den Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine, dessen Ende niemand vorhersehen kann.
Ähnlich verhält es sich mit dem Tankrabatt: Die Rohstoffpreise sind ja nicht gesunken, sie bleiben auf einem Rekordhoch. Da wundert es mich nicht, dass der Rabatthappen schnell aufgebraucht ist. Jetzt die Energieversorger oder die Mineralölkonzerne zu kritisieren, trifft für mich die Falschen. Für die Strukturen, die zu der Preisexplosion führen, sind sie nicht verantwortlich. Strukturen zu ändern, ist Aufgabe der Politik.
Auch beim 9-Euro-Ticket bin ich sehr skeptisch, dass es viele Menschen zu einem Umstieg auf die Bahn bewegen wird. Menschen, für die aus welchen Gründen auch immer die Bahn bislang keine ernsthafte Alternative zum Auto war, werden nach dem dreimonatigen Aktionszeitraum kaum dauerhaft auf die Bahn umsteigen. Am Ende sind die Maßnahmen eine teure, aus Steuergeldern bezahlte Beruhigungspille.
Oliver Sander
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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