Das Gedächtnis Ostpreußens

Annelies Trucewitz, stellvertretende Vorsitzende der Kreisgemeinschaft Goldap Ostpreußen, beherbergt im Stader Museum dicke Wälzer mit Einwohnerverzeichnissen von früher | Foto: bc
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bc. Stade. Wo hat Opa eigentlich früher gelebt? Eine Frage, die nach einem Besuch im „Patenschaftsmuseum Goldap“ in Stade beantwortet werden könnte. Zumindest dann, wenn Opa aus Ostpreußen, Schlesien oder Pommern stammt. Immer mehr Hobby-Familienforscher gehen hier auf die Suche nach ihren Vorfahren. „Ein echter Trend“, bestätigt Annelies Trucewitz, stellvertretende Vorsitzende der Kreisgemeinschaft Goldap in Ostpreußen. Sie steckt mitten in den Vorbereitungen für das große Heimattreffen, das von Freitag, 22. September, bis Sonntag, 24. September, in Stade stattfindet - in diesem Jahr zum 65. Mal. Die Treffen sind öffentlich, Gäste willkommen.
Seit 1952 hat der Landkreis Stade die Patenschaft für den ehemaligen Kreis Goldap in Ostpreußen inne. Die in Stade ansässige Kreisgemeinschaft ist der Zusammenschluss deutscher Flüchtlinge und Heimatvertriebener (siehe Infokasten). Hier im Museum gibt es regionsweit das einzige Einwohnerverzeichnis, das zunehmend Hobby-Ahnenforscher der Nachfolge-Generationen anzieht. Die sogenannte Kartei Quassowski - sie geht auf den Autor Hans Wolfgang Quassowski zurück - umfasst etwa 350.000 Eintragungen familienkundlicher Daten von Personen vorwiegend aus Ostpreußen. „Bei uns bekommen Familienforscher Hilfestellung, in welchen Archiven sie fündig werden können“, erläutert Annelies Trucewitz.
So wie jüngst ein 60-jähriger Arzt aus dem Stuttgarter Raum, der extra deswegen nach Norddeutschland gereist war. Sein Vater stammte aus dem ostpreußischen Groß Rominten. Annelies Trucewitz nahm Kontakt zu einer Zeitzeugin von damals auf, Herta Buttgereit aus Hamburg, die ebenfalls in Groß Rominten lebte. „Sie kannte den Vater, wusste wie er damals gelebt hat“, erzählt Trucewitz. Es sei eine der Hauptaufgaben des Museums, diese Zeitzeugen-Berichte zu dokumentieren und archivieren. „Irgendwann in zehn Jahren gibt es keine Zeitzeugen mehr“, so Trucewitz. Dazu gehöre auch, den Kontakt zur heutigen Bevölkerung in Goldap zu halten.
Die Heimattreffen der Kreisgemeinschaft in Stade sind daher fester Bestandteil im Jahreskalender, auch wenn sich in diesem Jahr nicht so viele Besucher aus Polen angemeldet haben. Vor 25 Jahren kamen noch 1.500 Gäste zu den Treffen, mittlerweile sind es so ungefähr 150. „Die Informationsquellen und der Austausch untereinander in Zeiten des Internets hat sich gewandelt“, erklärt Annelies Trucewitz den Rückgang der Besucherzahlen. Beim anstehenden Treffen gibt es wieder zahlreiche Programmpunkte, u.a. am Samstag eine Lesung mit Autor Dr. Christopher Spatz.
• Das komplette Programm gibt es auf www.goldap.de. Die Öffnungszeiten des Museums (Harsefelder Straße 44a): Jeden Mittwoch von 13 Uhr bis 16.30 Uhr. Extra-Termine nach vorheriger Anmeldung: Tel. 04142-3552

1.300 Mitglieder im Verein

Die Kreisgemeinschaft Goldap ist ein Verein mit ca. 1.300 zahlenden Mitgliedern mit rund 7.500 Angehörigen, die überwiegend verteilt über ganz Deutschland, aber auch verstreut über den ganzen Erdball leben.
Die Stadt Stade unterhält zudem eine Patenschaft für die ostpreußische Stadt Goldap und eine Partnerschaft mit der polnischen Stadt Goldap.

Annelies Trucewitz, stellvertretende Vorsitzende der Kreisgemeinschaft Goldap Ostpreußen, beherbergt im Stader Museum dicke Wälzer mit Einwohnerverzeichnissen von früher | Foto: bc
Annelies Trucewitz mit ihrem Ehemann Gerhard. Die beiden kümmern sich hauptsächlich um das Patenschaftsmuseum Goldap
Redakteur:

Björn Carstens aus Buxtehude

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