Maßnahme gegen "A26-Abkürzer"
In Ketzendorf gilt jetzt Tempo 30

Auf der Abkürzung in Ketzendorf (orange gepunktet) gilt jetzt Tempo 30. Offenbar nehmen mehr Autofahrer jetzt den einen Kilometer längeren Weg über Ovelgönne | Foto: Open Street Map / jd
  • Auf der Abkürzung in Ketzendorf (orange gepunktet) gilt jetzt Tempo 30. Offenbar nehmen mehr Autofahrer jetzt den einen Kilometer längeren Weg über Ovelgönne
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Die Bewohner von Ketzendorf können aufatmen. Der Durchgangsverkehr im zu Buxtehude gehörenden Dorf wird entschleunigt: Auf der schmalen Hauptstraße wurde jetzt die Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 km/h herabgesetzt. Vor ein paar Tagen wurden Tempo-30-Schilder aufgestellt. Ketzendorf liegt zwischen B3 und B73, die im benachbarten Ovelgönne aufeinandertreffen. Und genau da liegt das Problem: Seitdem die A26 bis Neu Wulmstorf befahrbar ist, stellt der Weg über die Anschlussstelle Neu Wulmstorf die schnellste Route für alle diejenigen dar, von der A1-Abfahrt Rade nach Stade wollen. Viele Autofahrer meiden dann die Bundesstraßengabelung bei Ovelgönne und rauschen direkt durch Ketzendorf. Damit sparen sie sage und schreibe einen Kilometer Fahrstrecke.

Der Mensch hat die Gewohnheit, den kürzesten Weg zu nehmen. Das kann der Trampelpfad auf einer Wiese sein, der ein paar Meter kürzer ist als der Weg über den Bürgersteig. Oder eben die Abkürzung für Autofahrer wie in Ketzendorf. Dort sind die Anwohner der gleichnamigen Straße durch den Ort alles andere als erfreut über die Öffnung des Neu Wulmstorfer A26-Abschnitts. Da der direkte Zubringer aus Richtung Süden, die B3 neu, erst in fünf Jahren fertiggestellt sein wird, müssen die Autofahrer über das Nadelöhr B3/B73-Gabelung fahren. Was viele aber nicht machen, da die Strecke auf der Kreisstraße 84 mitten durch Ketzendorf eben den besagten Kilometer kürzer ist.

Buxtehude wird K48 in Ketzendorf nicht übernehmen

Verkehr nahm nach Öffnung der A26-Abfahrt zu

Dass die Zunahme des Verkehrs in dem 180-Seelen-Dörfchen nicht nur ein vages Missempfinden der Dorfbewohner ist, belegen Zahlen. Vor der Öffnung der Anschlussstelle Neu Wulmstorf fuhren laut einer Verkehrszählung des Landkreises im Durchschnitt 1.833 Autos pro Tag durch Ketzendorf, darunter 68 Lkw, wobei die dortige Durchfahrt für Laster eigentlich grundsätzlich verboten ist. Nach der Öffnung schnellte die Zahl der Fahrzeuge auf 2.425 (davon 96 Lkw) hoch. Das bedeutet: Die Verkehrsbelastung stieg um mehr als 30 Prozent an.

Die Ketzendorfer wollten mehr Autos in ihrem Dorf nicht hinnehmen. Sie forderten ein Tempolimit von 30 km/h, um die "Abkürzer" zu vergrämen. Doch der Landkreis war zunächst zögerlich. Um auf einer Kreisstraße die Höchstgeschwindigkeit zu drosseln, müssen gute Gründe her. So gab es in der Politik Überlegungen, die rund 1,2 Kilometer lange Straße an die Stadt Buxtehude abzugeben. Schließlich ist auf einer Gemeindestraße einfacher, Tempo 30 anzuordnen. Doch die Stadt winkte ab. Die Unterhaltung einer zusätzlichen Straße wollte man sich nicht ans Bein binden.

Die Ketzendorfer griffen zwischenzeitlich zur Selbsthilfe, sorgten selbst für eine Verkehrsberuhigung, indem sie die Durchgangsstraße mit ihren Pkw zuparkten. Ob diese Maßnahme viel gebracht hat, bleibt dahingestellt. Fest steht aber: Der Verkehr in Ketzendorf ist wieder zurückgegangen. Eine erneute Zählung des Landkreises ergab im Juni, dass im Schnitt nur noch 2.118 Autos täglich durch das Dorf fahren. Die Zahl der Lkw liegt mit 49 Lastern pro Tag sogar deutlich unter dem Wert vor der Öffnung der Neu Wulmstorfer Autobahn-Anschlussstelle. 

Gut für Dammhausen, schlecht für Ketzendorf

Vielleicht zeigen die Tempo-30-Schilder nun zusätzlich Wirkung. Sie wurden letztlich mit der Begründung aufgestellt, damit die Sicherheit in der Ortsdurchfahrt zu erhöhen. Diese besteht aus einer unübersichtlichen S-Kurve, wobei die Straße so schmal ist, dass keine Mittellinie gezogen werden kann. Von Behördenseite heißt es, das Tempolimit habe nichts dem etwas höheren Verkehrsaufkommen zu tun. 

Den Ketzendorfern ist zu wünschen, dass die neue Entschleunigung für mehr Ruhe in Sachen Autoverkehr sorgt und sich die Unruhe im Dorf legt.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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