Oberst a.D. aus Buxtehude
Ukrainekrieg: "Völkerverständigung jetzt erst recht"
tk. Buxtehude. "Ist unsere Arbeit gescheitert?", fragt Reinhard Wegener. Der Oberst a.D. aus Buxtehude schiebt sofort ein entschiedenes "Nein" hinterher. "Im Gegenteil. Sie muss weitergehen." Wegener wurde für sein ehrenamtliches Engagement im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom Bundespräsidenten ausgezeichnet. Versöhnung über den Gräbern ist der Leitsatz dieser Arbeit. Auf deutschem Boden werden noch immer Gefallene aus dem Zweiten Weltkrieg, darunter auch viele russische Soldaten, umgebettet. "Und jetzt trauern wieder Menschen, weil ihre Angehörigen im Krieg in der Ukraine fallen." Und wieder werden neue Orte der Trauer wie Kriegsgräberstätten entstehen.
Wegener, der früher Kommandant der Kaserne in Fischbek war und in Neu Wulmstorf wohnte, lebt nach langen Jahren in Mecklenburg-Vorpommern seit 2020 wieder in der Region. "Nach meiner Pensionierung wollte ich weiter dienen", sagt er. Wegener war Geschäftsführer der Kriegsgräberfürsorge in Mecklenburg-Vorpommern, hat die Jugendbegegnungsstätte Golm auf Usedom mit aufgebaut und in vielen anderen Positionen im Volksbund ehrenamtlich gearbeitet.
Die Pflege von Kriegsgräbern in ganz Europa sei nur die eine Seite der Volksbundarbeit. "Immer wichtiger, auch angesichts der demografischen Veränderungen, wird der internationale Jugendaustausch", sagt der Oberst a.D. Ein Austausch, der zu Frieden und Versöhnung mahne. "Diese Kontakte müssen wir auch mit Jugendlichen aus Russland weiter pflegen", ist Reinhard Wegener überzeugt. "Jetzt erst recht." Wenn Jugendliche Kriegsgräberstätten besuchen und sie sehen, dass die Toten aus vielen Länder so alt waren wie sie selbst "dann wird ihnen oft klar, was Krieg wirklich bedeutet".
Der pensionierte Bundeswehroffizier ist ein Überzeugungstäter in Sachen Völkerverständigung. Seine Entscheidung, Bundeswehrsoldat und Berufsoffizier zu werden, sei für ihn dennoch richtig gewesen. "Das war nach dem Zweiten Weltkrieg mein Beitrag, damit die Freiheit bleibt." Dass in Europa wieder Krieg herrscht, sei aber etwas, was er sich nie habe vorstellen können. "Für das, was in der Ukraine jetzt geschieht, fehlen mir die Worte." Die hohe Auszeichnung durch den Bundespräsidenten habe ihn "wirklich gefreut". Die Freude darüber wird dennoch ein Stück weit getrübt. Reinhard Wegener, der als Fünfjähriger mit seiner Mutter aus Ostpreußen geflüchtet ist, sagt: "Ich bin im Krieg geboren worden und jetzt, mit fast 82 Jahren, holt er mich wieder ein." Worte, die nachdenklich machen.
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