Schulsport oder Spitzensport
Kontroverse um Hallenboden in Buxtehude
Spitzensport versus Schulsport: Bei der Frage um den Hallenboden in der neuen Buxtehuder Halle Nord stoßen zwei unterschiedliche Interessen der Nutzer aufeinander, für die eine gemeinsame Lösung schwer zu finden scheint: Während der BSV für seine Handball-Bundesliga-Spiele einen professionellen Hallenboden mit entsprechenden Linien benötigt, braucht die IGS einen Hallenboden mit Linien für den Schulunterricht.
Über diese unterschiedlichen Interessen wurde jüngst im Buxtehuder Schulausschuss höchst emotional diskutiert, wobei unter anderem von Katharina Mewes (BBG/FWG), Vorstandsmitglied im Stadtelternrat im Ausschuss für Schule und Sport sowie im Jugendhilfeausschuss, kritisiert wird, dass hierbei alte Ratsbeschlüsse in Vergessenheit geraten.
Denn die Verwaltung wurde bereits 2019 beauftragt, den Neubau einer 3+2-Feld-Sporthalle zu planen und zu errichten. Ein mobiler Hallenboden sollte eine flexible Nutzung für alle Sportarten ermöglichen und die vorhandene Parkbucht an der Konrad-Adenauer-Allee sollte als Busparkplatz dienen, um Schulhoffläche zu schonen. "Wir haben damals die Schule, die Sportvereine und auch das BSV-Handballmarketing an einen Tisch geholt und auch explizit mit dem BSV über den Hallenboden gesprochen", so Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt.
Eine gemeinsame Anfrage von SPD, Grünen und FDP nach dem aktuellen Sachstand zur Parkplatzgestaltung und Linierung des Hallenbodens hat jedoch vor Kurzem im Ausschuss eine emotionale Debatte entfacht.
Denn der BSV hat jetzt nicht nur vorgeschlagen, die Parklösung für die Mannschaftsbusse noch einmal zu überdenken, sondern auch eine Testphase mit einem reinen Handballhallenboden durchzuführen.
Hoher Aufwand für den BSV, den Hallenboden zu wechseln
"Es stimmt, dass wir den Beschlüssen vor fünf Jahren zugestimmt haben", gibt Timm Hubert vom Handball-Marketing zu. "Und wir freuen uns auch heute noch über den Neubau." Nachdem aber die Handball-Bundesliga seit 2023 nur noch auf einem reinen Handball-Boden spielen dürfe, habe der BSV Erfahrung mit dem Verlegen des Bodens gesammelt. "Weil wir jetzt wissen, dass das Verlegen pro Spieltag rund vier Stunden Zeit und 1.000 Euro kostet - das sind bei 15 Bundesligaspielen im Jahr 15.000 Euro - und wie viel Müll unter anderem allein durch die 800 Meter Handballtape entstehen, mit dem wir den Boden verkleben, würden wir zumindest gerne eine andere Möglichkeit testen." Der Handballboden selbst sei Sondermüll und müsse, da er gebraucht gekauft wurde, in absehbarer Zeit ausgewechselt werden.
Handball-Manager Peter Prior ist überzeugt, dass die vom BSV vorgeschlagenen Lösungen in der Praxis gut umsetzbar und zumindest einen Versuch wert sind. Denn bei einer 3+2-Feld-Sporthalle sei es aus seiner Sicht durchaus möglich, alle Bedürfnisse zu befriedigen, indem die Haupthalle mit einem reinen Handballboden und die zwei verbleibenden Hallen mit den erforderlichen Linien für den Schulsport ausgestattet werden.
"Im Schulsport werden Linien in der Regel kaum gebraucht", so Prior. Die Abgrenzungen von Spielfeldern könne z.B. auch mit klebbaren Linien und Hütchen erfolgen. "Das wird in der Praxis auch so gehandhabt, weil sich Schüler auf Böden, die mit unzähligen Linien für verschiedene Sportarten übersät sind, ohnehin nicht mehr orientieren können." Die Hansestadt Buxtehude habe durch den Neubau der Halle Nord die einmalige Chance, allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Frage sei nur, wie viel Bedeutung dem Spitzensport eingeräumt werde, zu dem nicht nur die Bundesligaspiele, sondern auch das Training und die Nachwuchs- und Talentförderung gehören. "Ich habe alle meine Argumente vorgetragen, aber es wird nicht einmal ein Versuch unternommen", so Prior frustriert.
Für den Schulsport sind Linien für mehrere Sportarten zwingend notwendig
Aus Sicht der Vertreter des Schul- und Vereinssports steht jedoch die Allgemeinheit an erster Stelle: "Die Halle wurde für die gesamte Bevölkerung, insbesondere den Schulsport, geplant und gebaut", erklärt Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt. Dafür werden nach aktuellem Stand rund 22 Millionen Euro investiert. Eine wie vom BSV gewünschte Testphase mit einem reinen Handballboden ergibt für die Bürgermeisterin keinen Sinn. Die Schule habe deutlich gemacht, dass eine für alle Sportarten nutzbare Linierung unter anderem zwingend notwendig sei, weil laut Erlass des Kultusministeriums nur so eine rechtskräftige Bewertung im Sportunterricht möglich ist. Ein weiteres Ausschlusskriterium für einen reinen Handballboden sei die Werbung im Boden. "Schulsport muss werbefrei sein", erklärt Oldenburg-Schmidt. Einer der Nutzer müsse den Boden also auf jeden Fall wechseln, und das könne nicht die Schule sein, die die Halle täglich nutze. "Wir haben alle Anforderungen des BSV erfüllt und es ist schade, dass es jetzt noch zu dieser Diskussion kommt", so die Bürgermeisterin.
Neue Sportförderrichtlinie beschlossen
Jedoch sei gerade eine neue Sportförderrichtlinie beschlossen worden. "Danach kann der BSV Zuschüsse für Investitionen wie einen neuen Boden und auch für den Arbeitsaufwand des Verlegens beantragen", so Oldenburg-Schmidt.
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