Gescheiterte Buxtehuder Bürgermeisterkandidatur
Wie geht es Michael Lemke heute?
tk. Buxtehude. Es war wie eine Vollbremsung. Von Tempo 200 auf null: der Wahlabend im September. Michael Lemke (Grüne) wollte Buxtehuder Bürgermeister werden und scheiterte. Wie kommt er im Rückblick damit klar? "Es fühlte sich so an, als ob der Stecker gezogen wurde, sich ein kleines Rädchen noch ein bisschen weiterdreht und dann Schwerelosigkeit herrscht", fasst Lemke das Gefühl des Wahlabends und der folgenden Tage zusammen. Seine Antwort heute, wie es ihm jetzt geht, ist sehr eindeutig und knapp: "Hervorragend."
Mit 24,2 Prozent der Stimmen fiel die Niederlage deutlich höher als erwartet aus. Ein kurzes Händeschütteln am Wahlabend mit der wiedergewählten Amtsinhaberin Katja Oldenburg-Schmidt war Michael Lemkes letzter politischer Auftritt. Er hatte alles auf die Bürgermeister-Karte gesetzt und war für den Rat nicht mehr angetreten.
"Wahlkampf, das ist irgendwie schon adrenalingetrieben", blickt er zurück. Das sei sowohl positiv als auch negativ. Schlecht, weil man dadurch leicht einen Tunnelblick entwickele, gut, weil es einen Kick gebe. "Wenn ich sage, dass ich mit diesem Ergebnis gerechnet habe, dann würde ich lügen", sagt Michael Lemke im WOCHENBLATT-Gespräch. Ein "komisches Gefühl" sei das alles gewesen. 15 Jahre Politik waren mit einem Schlag vorbei.
Es habe einige Zeit gebraucht, doch dann spürte der Ex-Politiker ganz neue Freiheiten. Es sei fast schon "eine aufregende Erfahrung gewesen", dass ein Leben ohne Sitzungen und Ratsvorlagen funktioniert. "Ich bin deutlich entspannter", sagt Michael Lemke.
Und er hat viel mehr Zeit. Er sei viel in Deutschland unterwegs gewesen, um Freunde zu besuchen. Wer seinen Job in der Politik ernst nehme, der sei zwangsläufig ziemlich verplant. "Oft nicht vor 22 Uhr zu Hause und am Wochenende auch unterwegs", so Lemke. Das habe ihm immer zwar sehr viel Spaß gemacht, doch dass sich das Polit-Karussell jetzt nicht mehr drehe, fühle sich gut an.
Eine Sache, das betont er, werde niemand mit ihm erleben: "Ich stehe nicht an der Seitenlinie und gebe kluge Ratschläge." Mit dem Septemberabend sei seine Zeit als Politiker in der Region vorbei. "Nehmen Sie mich da beim Wort", sagt Michael Lemke.
Ein Gedanke jenseits von Fraktionen, Wahlkämpfen oder politischen Debatten treibt ihn aufgrund seiner Erfahrungen aber dennoch um: "Das politische Ehrenamt müsste sehr viel stärker gewürdigt werden." Und es müsste zudem familienkompatibler sein. "Wie sollen wir engagierten Menschen ein Ratsmandat schmackhaft machen?", sei eine Frage, die er sich stelle. Eine Idee: Arbeitgeber räumen einem ehrenamtlichen Politiker für die Dauer seines Engagements spürbare zeitliche Freiräume ein.
Politische Weggefährten - auch aus den anderen Parteien - sowie die Buxtehuder Stadtverwaltung kennen Michael Lemke als jemanden, der mitunter Spaß an der Provokation hatte. Auch das ist vorbei. "Darauf habe ich absolut keinen Bock mehr und suche mir dafür auch keine neue Bühne."
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