Handy-Baustoff heilt Hüftpatienten
Knochenrekonstruktion mit Tantal erhöht Lebensdauer von Gelenkprothesen
(nf). Mit mehr als 200.000 Eingriffen pro Jahr ist der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks die am häufigsten durchgeführte Prothesen-Operation in Deutschland. Doch nicht bei jedem ist ein solcher Eingriff problemlos möglich. Für Patienten mit anatomischen Besonderheiten und für diejenigen, die nach Schäden an der Hüftpfanne eine Wechseloperation benötigen, bietet die Abteilung für Orthopädie im Krankenhaus Winsen unter der Leitung von Dr. Heiner Austrup jetzt eine neue Behandlungsoption: die Knochenrekonstruktion mit Tantal.
Je besser eine Prothese passt, desto weniger reibt sie sich ab und desto länger hält sie. Um den Hüftgelenkersatz optimal zu verankern, wird ausreichend Knochensubstanz benötigt. Diese ist bei Patienten mit einer ungenügend ausgeprägten Hüftpfanne (Hüftdysplasie) oder bei solchen, bei denen sich die erste Hüftprothese gelockert und die Hüftpfanne beschädigt hat, oft nicht vorhanden.
Mit komplizierten Verbindungen aus Schrauben, Knochenzement und Titanschalen können Knochendefekte aufgefüllt werden. Damit verbunden ist meist eine umfangreiche Operation mit langer Rekonvaleszenz, während der das Gelenk nicht belastet werden darf.
Deshalb setzt die Abteilung für Orthopädie in Winsen jetzt auf Tantal. Diese „seltene Erde“ fand bisher vor allem für Mikrochips, beispielsweise in Handys, Verwendung. Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften wird sie neuerdings auch als Knochenersatz und Baustoff für Prothesen verwendet: Nach entsprechender Aufbereitung hat Tantal eine poröse, bimssteinartige Struktur, ist dabei aber extrem fest und widerstandsfähig.
„Das Material wächst sofort in die vorhandene Knochenumgebung ein. Häufig kann der Patient schon nach drei Wochen seine operierte Hüfte wieder voll belasten“, erläutert der Leitende Oberarzt Dr. Amir Iptchiler. Er hat bereits große Erfahrung mit Knochenersatzteilen und Prothesen aus Tantal und weiß: „Das Material wird bestens vertragen, Allergien sind nicht bekannt und die Gefahr einer Lockerung ist minimal.“ Deshalb gehört der Knochenersatzstoff ab sofort zum Therapiespektrum der Orthopädie in Winsen.
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