Rundfunk-Premiere
Gottesdienst aus Marschacht lief bundesweit im Radio
Großer "Medien-Bahnhof" in Marschacht: Aus der Petri-Kirche wurde jetzt erstmals ein Gottesdienst deutschlandweit im Radio übertragen. 120 Teilnehmer erlebten die Premiere in der Gesamtkirchengemeinde Elbmarsch mit. Die Predigt hielt Dr. Stephan Schaede, Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er legte die Jahreslosung "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe" aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth theologisch aus.
EKD-Vizepräsident hielt Predigt zur Jahreslosung
Pastor Paulo Goschzik-Schmidt, der den Gottesdienst leitete, gab bei der Begrüßung zu bedenken, dass die Jahreslosung angesichts von Kriegen, anderen Katastrophen und Auseinandersetzungen um den Klimawandel einen "hohen Anspruch" und eine große Herausforderung darstelle. "Die Provokation ist perfekt. Das hat uns als Kirche gerade noch gefehlt", ging Stephan Schaede noch einen Schritt weiter. Die "Ökumenische Gemeinschaft für Bibellesen" habe - wenn auch schon vor vier Jahren - für 2024 die Losung "Alles ... in Liebe" gewählt, während ausgerechnet in diesem Monat die Studie des Forschungsverbundes „ForuM" (www.forum-studie.de) erscheine, die Fälle sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie wissenschaftlich aufarbeite und öffentlich zur Verfügung stelle. Die Studie sei wichtig, um "solchen perversen Formen entschieden entgegenzutreten". Es tue ihm dennoch "geradezu physisch weh", Jahreslosung und Studie "in einem Atemzug zu nennen".
Auch sexualisierte Gewalt in der Kirche war Thema
Mit Blick auf die zerstrittenen Korinther, an die sich Paulus' Liebesappell richtete, aber auch auf uneinige Kirchenvorstände heute betonte Stephan Schaede: "Besser ein handfester Konflikt in der Kirche, der leidenschaftlich ausgetragen wird, als eine laue Kirche, die sich zufriedengibt mit Rückbau und sich in ihrer relativen Bedeutungslosigkeit einrichtet wie in einer stillen Kammer, und in der man dann die blickdichten Vorhänge zur Außenwelt zuzieht. Lieber leidenschaftlicher Streit in der Gemeinde, als eine Kirche, die ihren Glaubensernst verloren hat, weil sie für zu viel und alles offen ist."
"Paulus träumt nicht von rosaroten christlichen Liebeslandschaften", betonte Schaede. Was er gewollt habe und worauf es in Kirche und Gesellschaft ankomme, sei, dass die Menschen der Liebe Gottes im Alltag mehr Raum geben - indem sie sich nicht halbherzig, sondern großzügig begegnen, ihre Hartherzigkeit zugunsten einer Versöhnung ablegen und mit "augenöffnender Liebe zur Wahrheit" dorthin schauen, wo man bislang "fälschlicherweise beide Augen zugedrückt" habe. "Diese Liebe ist ein klarer göttlicher Platzverweis also an sexualisierte Gewalt und alle Formen ihrer Vertuschung", schlug der Theologe den Bogen zur eingangs erwähnten Studie.
Beeindruckt von Elbmarscher Institutionen
Beeindruckt zeigte er sich davon, was Engagierte der örtlichen Suchtselbsthilfe, der Tafelausgabe und der kirchlichen Jugendarbeit im Gottesdienst über ihre Aktivitäten berichteten. "Davon muss mehr und ganz öffentlich die Rede sein, wie Menschen für Inseln der Liebe Sorge tragen", so Stephan Schaede.
"Anschließend gab es viele positive Rückmeldungen. Knapp 100 Zuschauer aus ganz Deutschland nutzten das Angebot, nach dem Gottesdienst mit den Beteiligten telefonisch in Kontakt zu treten", freut sich Holger Kloft vom Elbmarscher Kirchenvorstand über die starke Resonanz.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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