Imker contra Landwirt
Bauer soll tagsüber Gift versprüht haben / Bienenhalterin hat Angst um ihre Insekten
tp. Kutenholz. Im Idealfall pflegen Imker und Bauern eine Koexistenz zum beiderseitigen Nutzen und tauschen Nektar gegen Blüten. Anders im Geest-Dorf Kutenholz: Dort haben sich die Fronten zwischen Imkerin Tatjana Spät (43) und einem Landwirt verhärtet. Tatjana Spät behauptet, der Bauer habe mehrfach illegal giftige Pflanzenschutzmittel in der Nähe ihrer Imkerei versprüht. Daran seien die nützlichen Insekten im vergangenen Jahr "haufenweise" verendet.
Auf Tatjana Späts kleinem Resthof am Ortsrand herrscht kreatives Chaos: Es gibt freilaufende Hühner, Katzen, Kartoffel- und Gemüsebeete, die Tatjana Spät mit viel Handarbeit nach dem Bioprinzip bewirtschaftet. Dazu gesellen sich 17 Bienenvölker in bunt bemalten Bienenkästen. Für die Immen hat die Imkerin mühselig eine eigene Bienenwiese gesät.
Nur ein Paar Meter neben Imkerstand und Wiese der krasse Kontrast zum Land-Idyll: Auf einem benachbarten Getreideacker betreibt ein Landwirt aus dem Dorf konventionelle Landwirtschaft mit dem Einsatz von Maschinen und Pflanzenschutz. Tatjana Spät will den Landwirt auch in diesem Jahr beobachtet haben, als er tagsüber, als die Bienen aktiv waren, auf dem Feld Pflanzenschutzmittel versprüht hat. Sie befürchtet, dass erneut Bienen verenden. Tatjana Spät gibt an, sie habe den Landwirt mehrfach schriftlich zur Rede gestellt, doch nie eine Antwort erhalten. Die Imkerin hat nach eigenen Angaben die Behörden eingeschaltet: "Die Landwirtschaftkammer Stade und das Pflanzenschutzamt Bremervörde wollen einen Mitarbeiter schicken", sagt Tatjana Spät.
Der Beschuldigte will zu dem Fall keine Stellung beziehen.
"Gegen den Landwirt liegt nichts vor", sagt Stades Polizeisprecher Rainer Bohmbach.
Konflikte zwischen Imkern und Landwirten seien kein Einzelfall, sagt Hans-Heinrich von Holleuffer-Kypke (77) aus Buxtehude. Er ist Diplom-Agrar-Ingenieur und Pflanzenschutzberater im Ruhestand, Imker und Obmann für Schulungen beim Kreisimkerverein Stade. Laut Holleuffer-Kypke werden Pflanzenschutzmittel je nach Gefährlichkeit für Bienen in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Für besonders starke Substanzen gilt ein Spritzverbot währen der gesamten Blüteperiode. Weniger schädliche Mittel dürfen den ganzen Frühling und Sommer über ausgebracht werden, allerdings erst abends nach dem Bienenflug.
Bienen-Experte Holleuffer-Kypke verweist auf eine friedliche Lösung im Blütenparadies Alten Land: Dort hätten sich sämtliche Obstbauern auf eine freiwillige Vereinbarung geeinigt, tagsüber auf das Spritzen zu verzichten.
• www.kreisimkerverein-stade.de
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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