Am Tropf des Landarztes

Apotheker Mehmet Arslan fühlt sich wohl in Kutenholz
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Apotheker aus Kutenholz sieht wirtschaftliche Existenz bedroht / Hoffen auf Allgemeinmediziner

tp. Kutenholz. Nur mit einer Arztpraxis in der Nachbarschaft ist eine Apotheke überlebensfähig. Erst recht auf dem dünn besiedelten platten Land, wo jeder Kunde und jede verkaufte Schachtel Tabletten zählt, hängen die Apotheker buchstäblich am Tropf eines Arztes. So auch im Geest-Ort Kutenholz: Der neue Betreiber der Niedersachsen-Apotheke, Mehmet Arslan (40), gibt offen zu, dass seine wirtschaftliche Existenz durch die Schließung der einzigen Hausarztpraxis im Dorf Ende Juni (das WOCHENBLATT berichtete) bedroht sei.

Laut Bürgermeister Gerhard Seba blieben die Bemühungen der Kommune, unter anderem mit Hilfe einer Persaonalberatungsfirma einen Landarzt zu finden, erfolglos. "Wir haben mit viele Ärzten gesprochen", beteuert Seba, doch bislang sei eine Neubesetzung der - durch einen Wechsel des ansässigen Arztes Dr. Peter Bockmühl nach Fredenbeck - frei werdenden Praxis nicht gelungen. Seba beklagt "allgemeines Desinteresse" von Ärzten, sich auf dem Land niederzulassen.

"Ich brauche aber eine Allgemeinarzt-Praxis in der Nähe. Ohne sie kann ich nicht bestehen", sagt Mehmet Arslan, der nach eigenen Worten nicht mit Dr. Bockmühls "überraschendem" Umzug gerechnet hatte. Der aus der Türkei stammende Apotheker, der in Mainz studierte und zuletzt in Wiesbaden angestellt war, beging guter Dinge seinen beruflichen Neustart auf der Stader Geest. Auf die frei gewordene Niedersachsen-Apotheke an der Hauptstraße 6 war er durch ein Inserat des Vorbesitzers in der Pharmazeutischen Zeitung gestoßen.

Seit Februar 2016 arbeitet er mit zwei Pharmazeutisch Technischen Assistentinnen in der von ihm gemieteten Apotheke und bewohnt mit seiner Ehefrau (33) und den vier Kindern (15, 12 und 9 Jahre sowie vier Monate) das angeschlossene Wohnhaus. "Ich würde gerne im Ort ein Eigenheim kaufen", sagt Arslan. Doch angesichts der sich "in der Schwebe" befindlichen Lage, die schlimmstenfalls mit dem wirtschaftlichen "Zusammenbruch" enden könnte, hat der Familienvater weitreichende Entscheidungen bis auf Weiteres verschoben. Auch auf einen mit dem Engagement einer teuren Vertretungskraft verbundenen Urlaub verzichtet er vorerst.

Wegen der familiären Atmosphäre, der freundlichen Menschen im Dorf, die er lieb gewonnen habe, und "wegen der Ruhe und der frischen, gesunden Luft" möchte er gerne in Kutenholz bleiben. Für den Fall, dass der Ort ab Juli ohne Hausarzt dasteht, wolle er die Apotheke für einen begrenzten Zeitraum weiterführen. "Notfalls im Ein-Mann-Betrieb", sagt der Unternehmer, der es gewohnt ist, Tag und Nacht zu arbeiten. "Doch nach spätestens anderthalb Jahren" würden wohl seine Kräfte erschöpft sein.

Winziger Hoffnungsschimmer: In einer Fachzeitschrift stieß Arslan auf einen polnischen Allgemeinmediziner, der in Deutschland nach einer Landarztpraxis sucht: "Den werde ich in den nächsten Tagen anschreiben." Weiterer Lichtblick: Die örtliche Volksbank, die neu bauen will, hat signalisiert, dass eine moderne Arztpraxis in den Räumen untergebracht werden könnte.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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