Behinderung soll kein Hindernis sein
jd. Harsefeld. Wohnseminar in Harsefeld: Wie sich junge Menschen mit Handicap ein möglichst unabhängiges Leben vorstellen. Vielleicht darf Harsefeld sie eines Tages als Neubürger begrüßen: Junge Menschen mit geistigem und bzw. oder körperlichem Handicap trafen sich kürzlich in der Geest-Gemeinde, um sich Gedanken darüber zu machen, wie sie ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen können - und das in den eigenen vier Wänden. Die Behinderten-Einrichtung "Rotenburger Werke" richtet regelmäßig Wohnseminare aus, um den von ihr betreuten Menschen nach und nach zu mehr Eigenständigkeit zu verhelfen.
Ein erster Schritt ist das Leben in einer Wohngruppe, in der die Behinderten bei der Bewältigung ihres Alltags von Fachpersonal unterstützt werden, je nach Bedarf mit unterschiedlicher Intensität. Solche Wohngruppen werden im kommenden Jahr auch in Harsefeld entstehen. Die Rotenburger Werke bauen in zentraler Ortslage eine Wohn- und Förder-Einrichtung, die 24 Menschen Platz bietet.
Alles deutet darauf hin, dass hier in Kürze etwas passiert: Das ehemalige Jugendzentrum an der Schulstraße sowie die Nebengebäude, in denen sich das alte Pfadfinderheim und das Ex-Domizil des Spielmannszuges befanden, sind ringsum von einem Bauzaun umgeben. In diesen Tagen werden die Bagger anrücken und das mehr als 100 Jahre alte Gemäuer komplett abreißen. Auf dem Gelände entsteht dann der großzügig gestaltete Gebäudekomplex der Rotenburger Werke. Dort ist neben dem Wohntrakt, der Einzelzimmer und Apartments für Bewohner mit geringem Betreuungsbedarf umfasst, auch eine Tages-Förderstätte geplant. Diese bietet Platz für Therapien und Bewegungsübungen sowie für die verschiedensten Veranstaltungen.
Während in der Schulstraße die Bauvorbereitungen auf Hochtouren laufen, brüten nur ein paar Schritte weiter in Meyers Hotel die Teilnehmer des Wohnseminars über ihren Plänen für die Zukunft. Auf dem Wohnseminar geht es auch darum, den Grad der Behinderung in Einklang mit den eigenen Vorstellungen und Wünschen zu bringen. "Die jungen Menschen sollen vor allem ihre Stärken erkennen und für sich herausfinden, inwieweit sie Unterstützung benötigen", sagt Seminarleiter Stephan Slomma.
Damit jeder einzelne für sich die Frage klären kann, was Lebensqualität bedeutet, werden sogenannte Wunsch-Mandalas gezeichnet. In die Kreise tragen die Teilnehmer ein, was für sie wichtig ist, welche Ziele sie bereits erreicht haben und welche Wünsche bei der Einrichtung eines eigenen Zimmers ganz obenan stehen. Für diesen Zweck verteilt Slomma kleine maßstabsgetreue Modelle, die wie Puppenstuben aussehen. Als Einrichtung für das "Traum-Zimmer" dienen Plastik-Möbel von Playmobil. Dieses Spielzeug bilde die Realität recht detailliert ab und die jungen Behinderten erhielten so eine räumliche Vorstellung von ihren eigenen vier Wänden, erklärt Slomma. Wenn alles glatt geht, können diese in einem Jahr in Harsefeld bezogen werden.
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