Busfahrer leistet "Flüchtlingshilfe": KVG-Chauffeur aus Harsefeld will Afghanen mit Privat-Pkw heimfahren
jd. Harsefeld. Das Verhalten von Busfahrern ist immer wieder Anlass für negative Schlagzeilen: So wurde unlängst eine junge Mutter aus dem Bus geworfen, weil sie ihr Baby stillte. Und über Fälle, in denen Kinder wegen einer vergessenen Schülerkarte nicht mitgenommen werden, wird fast wöchentlich berichtet. Diese Busfahrer sollten sich von ihrem Berufskollegen Stefan Allers eine Scheibe abschneiden. Der KVG-Chauffeur aus Harsefeld erwies sich für einen Flüchtling als Retter in der Not.
"Der Mann aus Afghanistan stieg vollbepackt mit Einkaufstüten in Beckdorf in meinen Linienbus", berichtet Allers: "Leider konnte er mir nicht sein Fahrtziel nennen." In jedem Ort habe er bei seinem Fahrgast nachgefragt, doch immer nur ein Kopfschütteln als Antwort erhalten. In Ahlerstedt war dann Endstation. Hilflos blieb der Afghane im Bus sitzen. Allers brachte es nichts übers Herz, den Mann aus dem Bus zu schicken: "Ich konnte den armen Menschen doch nicht einfach an der Haltestelle stehen lassen."
Der nette Busfahrer kontaktierte seine Leitstelle: "Ich musste den Bus ins Depot nach Harsefeld fahren, um meine Lenkzeit nicht zu überschreiten." Er erhielt das Okay, den verirrten Fahrgast dorthin mitzunehmen. "Mein Plan war, mit meinen privaten Pkw die Busroute noch einmal abzufahren. Vielleicht hätte sich der Mann unterwegs doch an irgendetwas erinnert." Vorsorglich informierte Allers die Polizei - mit der Bitte, den Aufenthaltsort des Afghanen zu ermitteln. Zwischenzeitlich entlockte er seinem Schützling mehr schlecht als recht auf Englisch, dass dieser erst ein, zwei Tage zuvor mit seiner Familie hier angekommen ist: "Das muss ein mieses Gefühl sein. Man ist unterwegs in einem völlig fremden Land und weiß nicht mehr, wohin."
Auf dem Weg nach Beckdorf erreichte Allers ein Anruf der Polizei: Die Beamten hatten herausbekommen, dass der Afghane in Sauensiek wohnt. Es ging zurück ins Busdepot. Dort konnte sich der Mann sogar aussuchen, wer ihn nach Hause zu seiner Familie bringt: Neben der Polizei war auch ein ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuer eingetroffen. Überglücklich fiel der "Gerettete" seinen Helfern in die Arme: "Es war ein tolles Gefühl, aus Dankbarkeit so fest gedrückt zu werden", schmunzelt Allers.
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