Harsefeld: Schneller auf der Umgehung
jd. Harsefeld. Wo kommen die Autofahrer in Harsefeld besser voran? Das WOCHENBLATT machte den Test mit der Stoppuhr. Kaum ein Bauprojekt in Harsefeld ist so umstritten wie die Ortsumgehung: Geplant war, dass die rund acht Millionen teure Straße, die zu 60 Prozent vom Land und jeweils zu 20 Prozent von Kreis und Flecken finanziert worden ist, den Durchgangsverkehr vom Zentrum fernhält. Doch eine Verkehrszählung hat ergeben, dass man von diesem Ziel weit entfernt ist. Ein Großteil der Autofahrer, die aus Richtung Ahlerstedt nach Buxtehude und umgekehrt unterwegs sind, fährt nach wie vor mitten durch den Ort. Besonders morgens und nach Feierabend quälen sich die Fahrzeuge in Kolonnen durch die schmale Marktstraße. Doch warum wird die Umgehung gemieden? Ist die Fahrzeit dort länger? WOCHENBLATT-Reporter Jörg Dammann schnappte sich eine Stoppuhr und fuhr beide Strecken zu verschiedenen Tageszeiten ab. Das Ergebnis: Über die Umgehung geht es meist schneller.
Es gibt Vorurteile, die sich hartnäckig halten: Dazu zählt die Annahme, dass Autofahrer in Harsefeld schneller vorankommen, wenn sie statt der Ortsumgehung den Weg durch die Marktstraße wählen. Tatsächlich ist die direkte Route durch die Ortsmitte rund 600 Meter kürzer, doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dort zügiger unterwegs zu sein. Schließlich sind bei der Umgestaltung der Marktstraße vor zwei Jahren einige "Hindernisse" eingebaut worden, die allzu rasante Autofahrer ausbremsen sollen. Aber der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier: So verharren die meisten Autofahrer im alten Trott und benutzen weiterhin stur die Strecke durch den Ort.
Dabei lohnt es sich besonders zu den Stoßzeiten, auf die Umgehung auszuweichen. Wer durch die Marktstraße fährt, benötigt zwischen dem Bahnübergang Friedrich-Huth-Straße und dem Kreisel Buxtehuder Straße (bei "Silo-Meyer") oftmals fünf bis sechs Minuten, wenn der Verkehr besonders zäh fließt. Die Alternativroute über die Umgehungsstraße hingegen nimmt nur vier Minuten in Anspruch. Wer es also ganz eilig hat, an den gedeckten Abendbrottisch zu kommen, spart auf der Umgehung kostbare Zeit.
Ein wenig anders sieht es aus, wenn ohnehin nicht viel Verkehr fließt: Dann halten sich beide Strecken zeitlich die Waage. Wird man auf dem Weg durch den Ort nicht von einer der beiden Fußgängerampeln gestoppt oder kreuzen nicht gerade Menschenscharen die vier Zebrastreifen, dann sind auch mal drei Minuten drin. Auf der Umgehung geht es genauso schnell, wenn nicht die Ampel an der Griemshorster Straße auf Rot umspringt. Doch das kostet auch nur rund 30 Sekunden.
Es gibt also keinen plausiblen Grund, die Umgehung zu meiden. Ausnahme: Man will gezielt durch die Ortsmitte fahren, um dort einen Zwischenstopp für die Einkäufe einzulegen. Ein schlagkräftiges Argument der Umgehungsstraßen-Meider kann allerdings nicht entkräftet werden: Pendler, die täglich durch Harsefeld müssen, fahren übers Jahr gerechnet rund 260 Kilometer weniger, wenn sie die Route via Marktstraße der Ortsumgehung vorziehen. Das bringt immerhin eine jährliche Sprit-Ersparnis von sage und schreibe 20 Euro.
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