Horneburger Deich bleibt dicht: Schnöder Zaun statt schöner Naturidylle
jd. Horneburg. Deichverbände sind kompromisslos: Horneburger dürfen Deich nicht betreten. Die Deiche in der Region locken Scharen von Spaziergängern an: Sie bestaunen vom Elbdeich aus die dicken Pötte oder genießen an den Deichen beiderseits der Lühe die Schönheit des Alten Landes. Undenkbar, wenn dort Zäune den Durchgang verwehren würden. Doch genau das haben die Deichverbände der 1. und 2. Meile in Horneburg vor - genau dort, wo die Aue zur Lühe wird: Sie wollen den neuen Deich, der im Zuge des Hochwasserschutzes am rechten Aue-Ufer errichtet wurde, komplett einzäunen. Für Bürgermeister Hans-Jürgen Detje ist das völlig unverständlich. Mit seinem Vorschlag, zumindest einen kleinen Durchlass für Fußgänger zu ermöglichen, beißt er bei den Oberdeichrichtern auf Granit.
"Wir Horneburger hatten uns schon auf einen schönen Spazierweg rund um das tolle Biotop gefreut, das derzeit im Überflutungsbereich östlich des neuen Flussbettes entsteht", sagt Detje. In Kürze wird jedoch schnöder Maschendraht den Blick auf die frisch geschaffene Naturidylle verwehren. Die Deichverbände haben vor, das gesamte Areal abzuschotten. Deren Argument: Dort sollen künftig Schafe weiden. Detje sieht darin kein Problem: "Überall entlang der Elbe sind Schafe auf den Deichen und die Menschen können da trotzdem spazieren gehen."
Er habe mehrfach versucht, die Oberdeichrichter auf das Thema Zaun anzusprechen, so Detje: "Doch die Herren zeigen keinerlei Kompromissbereitschaft. Sie berufen sich auf den Planfeststellungsbeschluss. Darin sei ein Zaun mit Stacheldraht festgeschrieben - und damit basta!" "Die Zäune sind nicht verhandelbar" - Diesen Satz musste sich Detje kürzlich wieder beim Gespräch mit den Männern vom Deichverband anhören. "Deichschutz geht vor", sagt Oberdeichrichter Arend Fischer von der 1. Meile: "Die Leute müssen nicht überall rumlaufen." Detje ärgert sich über diese Haltung.
"Herr Detje kommt mit dem, was er will, nicht durch." - Das ist der einzige Satz, den sich Oberdeichrichter Uwe Hampe von der 2. Meile zu dem Thema entlocken lässt. Ansonsten gibt sich Hampe wortkarg. Er ist zwar zuständig für den betreffenden Deichabschnitt, verweist aber auf seinen Amtskollegen Fischer. Dessen Verband habe die Federführung bei der umfangreichen Hochwasserschutz-Maßnahme in Horneburg, die jetzt kurz vor dem Abschluss stehe, so Hampe.
Also muss Fischer ran und sich erklären: "Wir müssen einerseits die Schafe schützen, die wir auf dem Deich halten, und andererseits benötigen wir das dort gemähte Gras als Heu für die Winterfütterung der Tiere." Wenn man Spaziergängern das Betreten erlaube, kämen früher oder später auch die Hundebesitzer. "Durch Hundekot im Heu können die Schafe gefährliche Krankheitserreger aufnehmen", meint Fischer. Durch das Ziehen eines Zaunes werde dieses Risiko vermieden.
Bürgermeister Detje kann diese Begründung nur bedingt nachvollziehen: "Selbst der Deichverteidigungsweg soll ja abgeriegelt werden. Was hat das mit dem Schutz der Schafe zu tun?" Er habe Verständnis dafür, wenn der Deich für Hunde tabu sei. Detjes Idee wäre es gewesen, wie an den Elbdeichen Überstiege oder kleine Tore an den Gattern zu errichten. "Ich habe auch angeboten, dass die Gemeinde die Mehrkosten übernimmt", sagt Detje. Er finde es schon bezeichnend, wenn die Deichverbände in dieser Hinsicht keinerlei Gesprächsbereitschaft zeigen: "Die Verbände stehen ja schon länger wegen ihres intransparenten Gebarens in der Kritik." Deren Verhalten in Horneburg beweise einmal mehr, dass sich im Umgang mit der Öffentlichkeit grundlegend etwas ändern müsse.
Die Sache mit dem Zaun ist für Detje schon ärgerlich genug, doch vollends auf die Palme bringt ihn ein anderes Thema, das ebenfalls mit dem Deichneubau zu tun hat: Im südlichen Bereich sind die Deichverbände laut Detje gerade dabei, eine Zufahrtsstraße zum Deich anzulegen. Dem Bürgermeister erschließt sich der Sinn dieser Baumaßnahme nicht: "Nicht mal 50 Meter weiter befindet sich ein Weg auf Gemeindegrund, der ebenfalls zum Deich führt. Wir haben den Verbänden angeboten, diesen Weg zu nutzen." Diese hätten allerdings abgewunken - mit dem Argument, Zuwegungen sollten sich prinzipiell nur auf dem eigenen Grund und Boden befinden. Eine unnötige Prinzipienreiterei, findet Detje: "So werden Steuergelder verschwendet."
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