Antiquitäten sind ihr Metier
Egestorfer Eheleute Martina und Peter Teetzmann sind beruflich und privat ein eingespieltes Team.
mum. Egestorf. Geduld und ganz viel Ruhe gehören dazu: Wenn Peter Teetzmann (55) in seine Arbeit vertieft ist, möchte der Restaurator nicht gestört werden. Vorsichtig, fast schon zärtlich behandelt er den massiven Biedermeierschreibschrank mit dem Polierballen. Die Sorgfalt ist verständlich, wenn man weiß, dass das Objekt mit den zahlreichen Verzierungen gut 200 Jahre alt, hochempfindlich und kostbar ist. Teetzmann ist vor sieben Jahren mit seiner Antiquitäten-Werkstatt von Hamburg ins beschauliche Egestorf (Samtgemeinde Hanstedt) gezogen. „Die Hektik der Großstadt passte einfach nicht zu mir“, sagt er.
Seit gut 20 Jahren lebt Teetzmann mit seiner Frau Martina (53) schon in dem kleinen Nordheide-Dorf. Das Haus - einst ein Obsthof - scheint geradezu perfekt für das Ehepaar. Dort, wo früher Äpfel lagerten, haben sie ihre Werkstatt eingerichtet. Martina Teetzmann teilt die Leidenschaft ihres Mannes für Antiquitäten. Sie ist selbst Restauratorin und Vergolderin: „Wir haben uns jedoch nicht über den Beruf
kennen gelernt“, sagt sie lächelnd. „Freunde haben uns verkuppelt.“
Häufig kommt es vor, dass das Ehepaar gemeinsam an einem Objekt arbeitet. Während er die Technik und die Oberfläche der Antiquität wieder auf Vordermann bringt, übernimmt sie die Retuschen (Nachbesserung) und Vergoldungen. „Mich fasziniert, mit welcher Detailverliebtheit die Möbel damals gefertig wurden“, sagt Peter Teetzmann. Auf genau diese Versessenheit kommt es bei der Restaurierung an. „Man kann nichts beschleunigen. Die Materialien benötigen bei ihrer Verarbeitung Zeit.“ Vielleicht ist das ein Grund, warum es kaum Nachwuchs in der Branche gibt. Bei Praktikanten beobachtet Teetzmann, dass ihnen die Geduld fehlt. Er selbst fand über einen Umweg zu seiner Passion. „Ich bin gelernter Bootsbauer“, so Teetzmann. „Das passt ganz gut, weil wir ‚rund‘ können - und bei Antiquitäten selten noch etwas gerade ist.“
Die richtige Muße fand Teetzmann in Hamburg nicht. Seine Werkstatt befand sich an der viel befahrenen Hoheluftchaussee (nahe dem quirligen Uni-Viertel). Seit 1986 arbeitete Teetzmann dort. Erst als Angestellter, seit 1988 als Inhaber. „Jetzt genieße ich den Luxus, dass es nur noch wenige Schritte statt 50 Kilometer zum Arbeitsplatz sind“, sagt Teetzmann. Seine Kunden hatten damals Verständnis für die Entscheidung. Viele besuchen ihn auch in Egestorf. Kein Wunder, denn Teetzmann ist für seine zuverlässige und hochwertige Arbeit bekannt. Die Restaurierung eines Schrankes beginnt bei etwa 500 Euro. „Nach oben gibt es kaum Grenzen“, so Teetzmann.
Der Restaurator ist sicher, dass es noch viele vergessene Erbstücke im Keller oder auf dem Dachboden gibt. „Das finde ich schade, denn die aufwändige und liebevolle Arbeit des damaligen Handwerkers ist bei Möbeln von heute kaum zu finden, geschweige denn erschwinglich“, so Teetzmann, der gern beratend zur Seite steht.
• Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.antiquitäten-werkstatt.de.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.