"Das ist Verschwendung von Steuermitteln"
Bushaltestelle "Lohof": Vorsitzender des Seniorenbeirates kritisiert mangelnde Barrierefreiheit
as. Jesteburg. "Wenn man schon alles neu macht, wieso dann nicht gleich richtig?", fragt Ernst Gedak. Der Vorsitzende des Seniorenbeirates Jesteburg steht an der Bushaltestelle "Lohof" und ärgert sich. Denn die gerade fertig gestellte Bushaltestelle ist nicht barrierefrei.
Zwischen Jesteburg und Bendestorf werden Strom-, Trinkwasser- und Glasfaserleitungen gebaut. Im Zuge der Bauarbeiten an der L213 wurden auch der Fahrradweg und die dort liegende Bushaltestelle erneuert.
Gedak hat etliche Kritikpunkte: Der Bordstein ist zu niedrig, um Menschen mit Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen das Ein- und Aussteigen zu vereinfachen. Die Tasthilfe für Sehbehinderte, speziell geriffelte Steine, fehlt komplett. Und der Abstand zwischen Haltestreifen und Radweg sei zu gering.
"Dabei wird im Niedersächsischen Nahverkehrsgesetz festgehalten, dass bei Planung und Bau von Verkehrsanlagen die besonderen Bedürfnisse insbesondere von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, älteren Menschen, Kindern und Personen mit Kindern angemessen zu berücksichtigen sind", sagt Gedak.
Und das Personenbeförde-rungsgesetz hat eine vollständige Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr bis 2022 als Ziel gesetzt. Aber: Es gibt keine Umsetzungspflicht für Straßenbaulastträger, die Anlagen barrierefrei zu gestalten.
"Senioren sind auf den Bus als Verkehrsmittel angewiesen, weil Autofahren vielleicht schwierig ist", sagt Gedak. Insbesondere vor dem Lohof, mit dem Märchenwanderweg ein beliebtes Ausflugsziel, wäre eine barrierefreie Bushaltestelle gut, ist er überzeugt. Davon profitieren würden nicht nur Senioren und Menschen mit Behinderung, sondern z.B. auch Eltern mit Kinderwagen.
"Der Seniorenbeirat hat sich dafür eingesetzt, dass in Jesteburg Bushaltestellen Zug um Zug behindertengerecht werden." An anderer Stelle habe das in Jesteburg bereits gut geklappt, berichtet der Senior. So habe die Gemeinde in Lüllau, als der Radweg gebaut wurde, eine Bushaltestelle barrierefrei erneuert.
Doch die Gemeinde ist in diesem Fall nicht zuständig. Die Bushaltestelle liegt an der Landesstraße, zuständig ist die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLSTBV). Dirk Möller, Geschäftsbereichsleiter für den Geschäftsbereich Lüneburg der NLSTBV erklärt: "Während der Ausführung der Baumaßnahme wurde festgestellt, dass im Bereich zweier Bushaltestellen die Baugruben größer hergestellt werden mussten als ursprünglich geplant. Die Wiederherstellung der Bushaltestellen im Ursprungszustand erfolgte, da die Überplanung unter Berücksichtigung der Barrierefreiheit kurzfristig nicht umsetzbar war."
Ernst Gedak lässt das nicht gelten. "Mich ärgert, dass hier die Steuergelder verschwendet werden", so Gedak. Denn wenn aus der Empfehlung doch eine Umsetzungspflicht für barrierefreie Bushaltestellen werde, müsse die Bushaltestelle erneut umgebaut werden. "Eine barrierefreie Bushaltestelle einzurichten, ist nicht überall ohne Weiteres möglich", räumt der Seniorenbeauftragte ein. "Aber hier wäre es ein Leichtes gewesen!"
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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