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Umstrittene Klinikreform auch im Bundesrat bestätigt - ländliche Kliniken nun in Sorge

Jesteburg: 30 Jahre Sambia-Verein
Viel mehr als "Kaba für die Kinder"

Dr. Werner Huber besucht das Kinderheim "Fountain Gate", das vom Sambia-Förderverein aufgebaut wurde | Foto: Huber
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  • Dr. Werner Huber besucht das Kinderheim "Fountain Gate", das vom Sambia-Förderverein aufgebaut wurde
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Sein Schwager Helmut Reutter war als Pastor nach Sambia ausgewandert, Werner Huber wollte den Menschen dort helfen - so fing vor 30 Jahren alles an. "Damals war die Versorgungslage in dem Land noch sehr schlecht, deshalb schickte ich wöchentlich kleine Päckchen per Luftpost und große Pakete per Seefracht", erinnert sich Huber, "In den großen Paketen waren Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Kaffee und Kaba für die Kinder, in den Päckchen verderbliche Lebensmittel."

Der Jesteburger Allgemeinmediziner - er war auch Hausarzt in Bendestorf - half auch auf andere Art, wo er konnte, besorgte zum Beispiel nach dem Ende der DDR aus Beständen der Nationalen Volksarmee zwei wenig gefahrene Gelände-LKW. "Wir schickten sie nach Sambia und dort wurde damit eine medizinische Versorgung der ländlichen Bevölkerung organisiert."

Hubers Ehefrau berichtetet damals in der Schule der damals zwölfjährige Tochter Anja über Sambia. Spontan spendeten die Kinder 300 Mark von ihrem Taschengeld. "Eltern fragten nach Spendenbescheinigungen, und so planten wir die Vereinsgründung, auch um öffentliche Zuschüsse beantragen zu können." Der Sambia-Förderverein nahm Formen an, Werner Huber wurde Vorsitzender, seine Frau Stellvertreterin.

Der Einsatz der Hubers beschränkt sich schon lange nicht mehr auf den Paketversand: Mehrere Schulen und HIV-Ambulanzen bauten sie mit Hilfe ihrer 43 Mitstreiter im Verein und vieler Spender in Afrika auf, unterstützt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ und von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung. Ein besonderes Projekt: der Bau des Schuldorfes der Mubuyu Mädchenschule am Karibasee. Dort lebt der Stamm der Tonga, "bei dem traditionell Mädchen weniger gelten als Jungen", sagt Dr. Huber. Deshalb entstand eine Schule speziell zur Förderung von Mädchen.

Ein noch größeres Projekt ist das 2009 eröffnetes Kinderdorf Fountain Gate. Für den Bau gabs einen Zuschuss von 500.000 Euro vom BMZ. Hier steckt für Huber auch die meiste Arbeit drin: "Die Zuschüsse zu beantragen ist nicht so einfach, weil hohe Ansprüche an die Vergabe von Steuergeldern gestellt werden." Huber und ein weiteres Vereinsmitglied nahmen sogar an Seminaren teil, um das Antragswesen besser zu bewältigen - mit Erfolg. Inzwischen werden in Fountain Gate täglich über 400 Kinder versorgt. 150 Waisen wohnen in zwölf Häusern in familienartigen Gemeinschaften mit Hausmutter.

Bei der Umsetzung der Projekte in Sambia steht der Sambia-Förderverein oft vor großen Herausforderungen: "Plötzlich gibt es dramatische Veränderungen des Wechselkurses, eine Baufirma ist insolvent, Preise für Zement und Baustahl steigen um 30 Prozent. Es ist nicht immer einfach, dann richtige Lösungen zu finden, doch bisher ging es immer irgendwie", erzählt Werner Huber. In Sambia arbeitet der Verein mit Chreso Ministries zusammen, eine Nicht-Regierungsorganisation mit ähnlichen Zielen.

Was hält die Hubers trotz aufwändiger Vereinsarbeit über Jahrzehnte bei der Stange? "Wir sehen immer wieder die Früchte unserer Vereinsarbeit", sagt Dr. Huber heute, "das macht große Freude!" Kinder, die in elendem Zustand nach Fountain Gate gekommen seien, zum Beispiel, weil der letzte Elternteil an AIDS gestorben sei, oder weil die Eltern sie einfach ausgesetzt hätten, "finden eine liebevolle Umgebung und kommen gut in der Schule mit. Wir erleben, wie sie Abitur machen und studieren und so ein tragender Teil der sambischen Gesellschaft werden. Mädchen, die in Mubuyu Mädchenschule ihren Abschluss und dann ein Studium gemacht haben, findet man überall in Sambia an wichtigen Stellen wieder, in der Politik, am Flughafen, in Hotels, in Krankenhäusern. Diese erfolgreichen Frauen verändern die sambische Gesellschaft."

Huber freut sich auch heute noch über jede einzelne Spende: "Ich erinnere mich an eine Situation, als wir unbedingt eine HIV-Ambulanz in Lusaka bauen mussten. Meine Frau war in Sambia und kam todkrank zurück, man wusste nicht, ob sie überlebt. Noch im Krankenhaus sagte sie mir immer wieder, dass wir unbedingt die 50.000 Euro Baukosten für die Ambulanz zusammenbekommen müssen. Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung war bereit, 25.000 zu geben, als Verein hatten wir 12.500 angespart. Dann gab es eine Informationsveranstaltung im Heimathaus in Jesteburg. Ein Herr sah sich die Informationen über das Projekt auf einer Stellwand an. Er fragte, wie er helfen könne. Ich erklärte ihm, er könne durch eine Spende helfen, ich dachte vielleicht an 100 Euro. Er sagte: 'Sie brauchen 12.500 Euro? Die können Sie von mir haben.' Die von uns initiierten mobilen Ambulanzen sind inzwischen fest ins sambische Gesundheitswesen integriert. Der Staat zahlt das Gehalt für die Ambulanzschwester und die nötigen Medikamente."

Am 8. Oktober lädt der Sambia-Förderverein um 15 Uhr ins Heimathaus, Niedersachsenplatz 5, zu einer Informationsveranstaltung: Es werden die aktuellen Projekte vorgestellt, anschließend ist bei Kaffee und Kuchen Gelegenheit für Gespräche und zum Kauf von sambischem Kunsthandwerk. Es ist auch möglich, die Patenschaft für ein Kind des Kinderdorfes Fountain Gate zu übernehmen.

Ein Krankenhaus für Livingstone
Das Porträt: „Plötzlich wieder der Dorfarzt!“ - Dr. Werner Huber veröffentlicht Buch über seine Zeit in Bendestorf / 2016 geht er in den Ruhestand - endgültig
Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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