Landkreis: Imker warnen vor Insektensterben
Wie geht es der Nordheide-Biene?
"Bei lange schlechtem Wetter sind sie pampig, weil sie dann nicht rauskönnen. Aber sonst geht es den Bienen gut", sagt Hobbyimkerin Stefanie Spinty gleich zu Beginn des Gespächs, "Zumindest den Honigbienen." Denn: "Die Honigbiene ist ein Nutztier, das von Imkern gepflegt wird." Schlecht steht es dagegen um die Wildbiene: Durch Klimawandel und Pflanzenschutzmittel gibt es immer weniger Wildbienen und Insekten.
Es helfe wenig, wenn man sich nur um Honigbienen kümmere, sagt Stefanie Spinty. Seit sieben Jahren sind die Jesteburgerin und ihr Mann vom "Bienenvirus" befallen, haben sich inzwischen zu Wespen- und Hornissenberatern weitergebildet. "Die Leidenschaft für Insekten hat sich dadurch noch einmal deutlich verstärkt", sagt Mathias Spinty lachend.
Sieben Völker beherbergen Stefanie Spinty und ihr Mann Matthias im Garten ihres Einfamilienhauses - mehr als sie eigentlich wollten. "Wir wollten eigentlich nur zwei oder drei Völker haben, damit unsere Obst- und Gemüsepflanzen gut bestäubt werden", erinnert sich Stefanie Spinty. Doch dann wurden sie häufiger gerufen, um "entflogene" Völker wieder einzufangen. Die nisten sich sonst - mangels natürlicher Hohlräume - unerwünscht an Häusern gern in Rollädenkästen ein, wo man sie dann nicht wieder herausbekommt. "Die sind dann richtig schnell, da kann man nicht hinterherlaufen", sagt Stefanie Spinty. Und auch die eigenen Völker vermehren sich manchmal unerwünscht. Die überzähligen Völker werden die Spintys an andere Imker verkaufen. 205 Kilogramm Honig sammelten Spintys Bienen in diesem Jahr. "Eine sehr gute Ernte", sagt Matthias Spinty. Damit sei nicht zu rechnen gewesen, weil das Frühjahr so trocken war. "Aber offenbar gab es doch noch genug Feuchtigkeit für den Nektar."
Ein Volk ist den Spintys kürzlich gestorben. Warum das? Schließlich kümmern sich die Spintys leidenschaftlich um die Pflege ihrer Völker, füttern mit rund 20 Kilogramm Zucker pro Volk, nachdem der Honig zweimal im Jahr geerntet wurde, schützen die Bienen regelmäßig durch Behandlungen mit Ameisen- und Oxalsäure gegen die gefährliche Varroamilbe. "Das kann immer mal passieren", sagt Stefanie Spinty, "Auch bei guter Pflege." Viele Imker verlören regelmäßig mehrere Völker im Jahr. Ihre Vermutung: Es war ein schwaches, eher kleines Volk. Und die werden bei den Bienen gnadenlos von stärkeren Völkern ausgeraubt. Das heißt: Die Stärkeren holen sich den Honig, das schwache Volk verhungert. Und da Bienen buchstäblich bis zum letzten Tropfen alles teilen, sterben sie schließlich alle auf einmal.
Diese Raubüberfälle sind ohnehin ein großes Problem: Denn dadurch werden auch Faulbrutbakterien verbreitet: Anders als landläufig angenommen, gelangt die meldepflichtige für Bienen tödliche Krankheit so auch in Bestände von Imkern, die sich gut um ihre Völker kümmern. Ein weiterer Faulbrut-Übertragungsort, an den der Laie nicht denkt: Nicht ausgewaschene Gläser von meist ausländischem Billighonig, in denen sich noch Reste befinden. Darin können Faulbrutbakterien leben, denn im Gegensatz zum Deutschen Honig wird der nicht geprüft. Der Honig lockt die heimischen Bienen an, die dann sich und ihr ganzes Volk infizieren. "Deshalb: Wenn jemand Bienen füttern möchte: Bitte keinen Honig hinstellen, sondern lieber Marmelade oder Obst", sagt Matthias Spinty.
"Das eigentliche Problem ist das Wildbienensterben", so der Hobbyimker. Das liege vor allem am veränderten Klima. Wegen höherer Temperaturen im Frühjahr erwachten die Bienen zu früh im Jahr. Die Gefahr: Es gibt noch keine Futterpflanzen, die Bienen verhungern schlimmstenfalls. Und wenn die Pflanzen dann da sind, gibt es keine Bienen mehr, die sie bestäuben könnten. Die Folge: Auch die Pflanzen sterben, denn die meisten Insekten sind Nahrungsspezialisten, können nur bestimmte Pflanzen bestäuben.
Und damit sei man schon beim nächsten Problem: So genannte Blühstreifen - gutgemeinte Streifen mit blühenden Wildpflanzen am Straßenrand. "Oft enthalten die Samenmischungen Pflanzen aus aller Welt, die zwar im ersten Jahr schön aussehen, dann aber eingehen, weil es hier keine Insekten gibt, die diese Pflanzen bestäuben können. Man sollte also unbedingt auf einheimisches Saatgut achten", sagt Matthias Spinty.
Auch was die hiesigen Gärten anbelangt, sei da vieles zu machen: "Häuslebauer sollten keine Super-Pflanzenzüchtungen anpflanzen, sondern heimische Gewächse mit einfachen, ungefüllten Blüten, die auch von den heimischen Insekten bestäubt werden können."
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