Jesteburg: "Neue" im Rat ziehen Bilanz
Zu viele Alleingänge, zu wenig Einigkeit?
So hatte er sich die Ratsarbeit nicht vorgestellt: "Es gibt zu viele Alleingänge, zu viele Anfragen an die Verwaltung, aber keine gemeinsamen Ideen für die Zukunft des Ortes", zieht Volker Knubbe enttäuscht Bilanz. Seit November 2021 ist er als Parteiloser Mitglied der SPD-Fraktion im Gemeinderat Jesteburg. Und der ist bekannt für lange Sitzungen und viel Hin und her, wie zuletzt die Frage der Unterbringung von Flüchtlingen eindrucksvoll dokumentierte.
Es gebe ein "sehr zähes Ringen um zu viele Punkte", stellt Knubbe fest. Man lege die Verwaltung durch die Menge der Aufträge geradezu lahm. Überparteiliche Treffen seien nach zwei guten Versuchen wieder im Sande verlaufen. Gibt's auch Positives? Was gut funktioniere, sei die Zusammenarbeit mit den anderen Neulingen im Rat. Gemeint sind Aydin Yakin (CDU), Christoph Kröger (Grüne) und Frank Bolte (UWG Jes!). Und: "Ein Bier nach den Sitzungen überparteilich muss immer noch drin sein, und das ist es auch."
Was sagen die anderen "Neuen"? Auch Christoph Kröger von den Grünen, neu im Gemeinderat und im Samtgemeinderat seit 2021, hat so seine Probleme mit der Ratsarbeit, "Vor allem sehr kurzfristige Infos, zwei Tage von der Sitzung - das ist dann schwierig, sich noch abzustimmen."
Er vermisst vor allem ein gemeinsames Konzept der Fraktionen für die Zukunft Jesteburgs, quasi einen "Masterplan 2030 oder 2040". "Dann hätten wir Eckpunkte, über die wir nicht mehr streiten müssten, und Kompromisse würden leichter." Er sieht den jetzigen Rat aber auch in einer besonders schwierigen Lage: "Nie gab es so viele weltweite Krisen, vom Klima bis zu den Geflüchteten, auf die der Gemeinderat reagieren muss, und das mit leeren Taschen."
Petra Finnern ist parteilos, wurde über die Liste der Grünen 2021 neu in den Gemeinderat gewählt. Es gebe unglaublich viel zu lernen, sagt sie: "Angefangen bei den gesetzlichen Vorgaben, den bürokratischen Abläufen in Rat und Verwaltung sowie der Materie an sich. Das habe ich unterschätzt", gibt sie zu, freut sich aber über viel Hilfsbereitschaft unter den Ratskollegen. "Ich bin angetreten, den Klima- und Artenschutz in Jesteburg zu etablieren und umzusetzen. Auch 'meine Grünen' dürfen hier noch einen drauflegen."
Was die Gespräche mit anderen Fraktionen betrifft, hat sie einige "Altlasten" ausgemacht, "zwischen einzelnen Ratsmitgliedern, aber auch zwischen Verwaltung und einzelnen Fraktionen". Deshalb wäre für sie ein "geschützter Raum" ohne Öffentlichkeit für persönlichere Gespräche wünschenswert. Kann sie ihre politischen Ziele verfolgen? "Als Neuling muss es nicht gleich der große Wurf sein: Jeden Tag eine kleine Verbesserung, machen im Jahr schließlich 365."
Für die Wähler-Initiative WIN Jesteburg trat Elke Feldhaus 2021 an. "Ich habe mich auf die Gemeinderatsarbeit gefreut", sagt sie. Sie zieht eine durchweg positive Bilanz: Die Themen entsprächen ihren Erwartungen, Kommunikationsprobleme gebe es nicht. "Als Fraktionsvorsitzende der WIN arbeite ich mit den Vorsitzenden der anderen Fraktionen, den Ratskollegen und der Verwaltung sehr gut zusammen." Die Diskussionen in den Ausschüssen seien durchweg konstruktiv, sachlich und zielorientiert. Allerdings sollte nicht mehr so viel im Gemeinderat diskutiert werden, da dies ja schon in den Ausschüssen geschehen sei.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.