Ein Klick und weg!
Das ist echte Bürokratie! Weil ein Vereinsoffizieller versehentlich Jugendspieler Pascal Laube online abgemeldet hat, verlor der Tostedter die Spielberechtigung. Zudem wurde eine Partie umgewertet.
mum. Tostedt/Ramelsloh. Pascal Laube dürfte derzeit der wohl unglücklichste Fußballer im Landkreis Harburg sein. Am vergangenen Sonntag spielte der 13-Jährige mit seiner U14 der FSV Tostedt gegen den MTV Ramelsloh. Und obwohl sein Team mit 1:0 gewonnen hat, wurde das Spiel nachträglich umgewertet - in ein 0:5 aus Tostedter Sicht. Es war das erste Punktspiel der Saison in der C-Junioren Kreisliga. Pascal war laut des Fußballverbands nicht spielberechtigt. Und das, obwohl der Nachwuchsverteidiger bereits seit 2015 für die Tostedter kickt - und seitdem jede Menge Partien absolviert hat.
Was war geschehen? Tatsächlich ist der FSV ein dummer Fehler unterlaufen. Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Kieper hatte Anfang des Jahres alle Spieler, die zwar noch für Tostedt gemeldet sind, jedoch gar nicht mehr aktiv sind, in der Online-Datenbank abgemeldet. Dazu muss man wissen, dass die Vereine für jeden gemeldeten Spieler eine Gebühr entrichten müssen. Nur wenige Klicks sind notwendig und schon verliert ein Fußballer seiner Spielberechtigung. Laut Tostedt-Obmann Safa Esfandiar hätten sich fast 500 "Karteileichen" im Laufe der vergangenen Jahre angesammelt. Leider verwechselte Kieper dabei den Datensatz von Pascal und löschte ihn. Damit verlor der 13-Jährige die Spielberechtigung für Tostedt.
Safa Esfandiar versteht, dass der Verband formal das Spiel umwerten musste. Allerdings hatte er gehofft, dass man nach genauer Betrachtung zu einer anderen Bewertung kommt. "Uns wird schriftlich unsportliches Verhalten vorgeworfen", so Esfandiar. Er hätte die Gelegenheit gehabt, sich ausführlich mit dem Staffelleiter John Snowball und mit Frank Dohnke, dem Vorsitzenden des Jugend-, Frauen- und Hallenausschusses, auszutauschen. "Die beiden versicherten mir die Richtigkeit des Vorgehens und empfahlen mir, mich mit dem Urteil abzufinden." Es gebe keinen Spielraum für Entscheidungen des Kreisausschusses. "Egal wie wir jetzt argumentieren, es sei vergebens". Der Obmann ist enttäuscht. "Im Zuge unserer Trainerlehrgänge hat man uns vermittelt, dass wir Spielfreude vermitteln sollen und die Dinge aus der Sicht der Kinder betrachten müssen", so Esfandiar. "Leider muss ich feststellen, dass die Realität anders aussieht. Wie soll ich den Kindern erzählen, dass das, was sie geschafft haben, jetzt an einem Schreibtisch wegen eines Formfehlers umgeworfen wurde?" Sein Verein habe keinen Vorteil aus dem Einsatz von Pascal gezogen. "Es wurde nur die falsche Taste gedrückt." Am meisten hätte Esfandiar die Reaktion der Mannschaft zugesetzt. "Die Jungs waren total niedergeschlagen, denn sie hatten wirklich alles gegeben, um das Spiel zu gewinnen. Der Torschütze des Siegtreffers hat sogar geweint."
Verärgert ist Esfandiar zudem, dass er - aus seiner Sicht - nicht erkennen konnte, dass Pascal nicht spielberechtigt ist. Sein Name sei zwar rot hinterlegt gewesen und mit einem Sternchen versehen. "Aber ich fand dafür keine Erklärung."
Auf Nachfrage bestätigte Frank Dohnke den Sachverhalt. "Ich habe Verständnis für die FSV Tostedt. Aber wir wollen hier keinen Präzedenzfall schaffen."
• Übrigens: In dieser Liga geht es quasi um nichts, denn der "Meister" steigt nicht auf.
Auf ein Wort
Zeigen die Vereine Solidarität?
Formal hat der Verband richtig gehandelt. Pascal Laube war für diese eine Begegnung nicht spielberechtigt. Übrigens: Jetzt ist er es wieder. Die Anmeldung und Freigabe eines Spielers dauert nur wenige Stunden - dank moderner Technik. Eben diese Technik wurde der FSV Tostedt zum Verhängnis. Ein Klick zu viel und Pascal hatte seine Spielberechtigung verloren.
Vielleicht kann der Verband nicht über seinen Schatten springen und das Ergebnis korrigieren. Aber die Vereine können etwas tun! Tostedt spielt in der Kreisliga zusammen mit dem Buchholzer FC, TuS Fleestedt, TVV Neu Wulmstorf, JSG Elbdeich/Laßrönne, VfL Maschen und natürlich dem MTV Ramelsloh. Was wäre es für ein Zeichen im Sinne des Fairplays, wenn sich die Clubs mit Tostedt solidarisch zeigen und selbst die Tabelle korrigieren - zumindest symbolisch. Die Mannschaften würden sich als echte Sportler präsentieren, die sich nicht hinter Paragrafen verstecken. Aus Trainer, Betreuern und Spielern würden Vorbilder werden.
Sascha Mummenhoff
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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