Pflege in Neu Wulmstorf
Neuer Betreiber für den Seniorenpark
Die Pflegesituation in der Gemeinde Neu Wulmstorf ist seit vergangenem Jahr in extreme Schieflage geraten. Mit der Schließung des letzten Seniorenheims "An den Moorlanden" stand die Gemeinde gänzlich ohne Pflegeplätze dar. Doch es gibt Hoffnung: Gleich drei Projekte sollen die Pflegeversorgung in Neu Wulmstorf wieder sicherstellen. Für das ehemalige "Haus an den Moorlanden" gibt es ermutigende Zukunftspläne, das Bauvorhaben für eine Seniorenresidenz an der Lutherkirche ist im vollen Gange und der Seniorenwohnpark an der Bahnhofstraße ist kurz vor der Fertigstellung - jetzt ist auch der neue Betreiber bekannt gegeben worden.
Renafan heißt der Pflegedienstleister mit bundesweit mehr als 3.700 Mitarbeitern, den der Immobilienentwickler Hesse + Partner aus Bremen als neuen Betreiber des Seniorenwohnparks an der Bahnhofstraße 146-152 vorstellt. Damit folgt die inhabergeführte Pflegegruppe, die auch Standorte in Österreich und China betreibt, vor Ort auf die in Anfang 2023 in Insolvenz gegangene Convivo-Gruppe (das WOCHENBLATT berichtete). Renafan ist bundesweit an mehr als 90 Standorten in fast allen Pflegesegmenten aktiv, in Hamburg und Umgebung betreibt das Pflegeunternehmen insgesamt acht Niederlassungen, davon sechs ambulante Pflegestationen, einen Intensivpflegedienst und ein Pflegeheim.
Bereits Ende Februar wurde der langjährige Mietvertrag mit dem neuen Eigentümer Hamburg Team Investment Management (HTIM) geschlossen. Das Bauvorhaben werden Hesse + Partner schon bis Ende April in Eigenregie fertigstellen. Für die Neu Wulmstorfer bedeutet das, dass der Seniorenpark bald schon vielen Senioren ein zu Hause bieten wird, denn die Immobilie hat rund 6.500 Quadratmeter Mietfläche. Verteilt sind diese auf 62 barrierefreie Service-Wohneinheiten, zwei Wohngemeinschaften à zwölf Plätzen, Restaurant, ambulante Pflege sowie Tagespflege. Die hauseigene Küche soll täglich frisches Essen für die Mieterinnen und Mieter zubereiten. Perspektivisch sei auch ein öffentlicher Mittagstisch und/oder ein Caféangebot geplant.
Erholt sich die Pflege?
„Der Pflegedienstleistungsmarkt scheint sich langsam, aber sicher zu erholen, schließlich war die Nachfrage von potenziellen Alternativbetreibern für den Seniorenwohnpark in Neu Wulmstorf nach dem Bekanntwerden des Convivo-Ausscheidens sehr ausgeprägt“, sagt Sebastian Schlansky, Geschäftsführer Gesundheitsimmobilien bei HTIM. Zwar wird mit der Fertigstellung des Seniorenparks ein kleiner Schritt in Richtung besserer Pflegeversorgung in Neu Wulmstorf getan. Trotzdem fehlen der Gemeinde noch viele weitere Plätze.
Das „Haus an den Moorlanden“ wurde im Herbst 2023 wegen baulicher Mängel geschlossen. Etliche Senioren musste daraufhin umziehen und wurden aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen. Bürgermeister Tobias Handtke bezeichnete das Vorgehen des damaligen Betreibers Betreiber, der Korian Deutschland GmbH, als "grenzüberschreitend", denn die Gemeinde sei vorher nicht über die Schließungspläne der Korian informiert worden. Im Frühjahr 2023 bestätigte das Unternehmen nämlich noch, das Pflegeheim nicht schließen zu wollen und stattdessen intensiv nach Ausweichmöglichkeiten zu suchen.
Die Eigentümerin, die IMMAC group, erklärte auf WOCHENBLATT-Anfrage, dass derzeit ein Projektteam mit der Ausarbeitung und Planung für eine nachhaltige und vollumfängliche Sanierung und Wiederinbetriebnahme der Immobilie betraut wurde. "Hierbei halten wir an den planungsrechtlichen Voraussetzungen fest und sehen in Zukunft keine andere Nutzung als ein Senioren- und Pflegeheim vor", versichert Felicitas von Kap-herr, Referentin PR und Kommunikation bei der IMMAC-Gruppe. Die Befürchtungen vieler Bürger, das Seniorenheim könne nach seiner Schließung zweckentfremdet werden, sind damit entkräftet.
Und auch auf dem 6.400 Quadratmeter großem Grundstück an der Lutherkirche entsteht eine neue Seniorenresidenz mit 127 Pflegeplätzen. Realisator ist die Specht-Gruppe aus Bremen. Architektur und Betrieb der Seniorenresidenz soll sich an den Grundgedanken von Hausgemeinschaften anlehnen. Das heißt: Jede Wohngruppe hat eine begrenzte Anzahl von Einzelzimmern mit eigenem Bad, die um einen großzügigen Wohn- und Gemeinschaftsbereich sowie um weitere notwendige Funktionsräume ergänzt werden. Herzstück ist die jeweils große Wohnküche, in der gemeinsam der Tag verbracht und in kleinen Gruppen zusammen gegessen werden kann. Das Investitionsvolumen für das Projekt liegt bei rund 26 Millionen Euro.
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