Trotz Pandemie-Einschränkungen

Schützen stehen treu zu ihren Vereinen

(bim). Keine persönlichen Treffen und Sitzungen, keine Märkte, keine Feste - seit über einem Jahr macht die Corona-Pandemie das gesellschaftliche Leben, wie wir es bisher kannten, zunichte. Auch in den Schützenvereinen der Region ruhen die sportlichen Wettbewerbe, werden landauf, landab die beliebten Schützenfeste abgesagt. Wie ist die Stimmung in den Vereinen? Das WOCHENBLATT fragte bei Volker Höper, Präsident des Schützenverbandes Nordheide und Elbmarsch, nach.
"Die Vereinsmitglieder halten traditionell zu ihrem Verein und hoffen auf einen baldigen Start ins normale Schützenleben mit Trainingseinheiten und Wettkämpfen", berichtet Volker Höper. Von den 11.566 Mitgliedern aus 66 Vereinen seien während der Pandemie ca. 400 Mitglieder ausgeschieden. "Gegenüber anderen Sportarten ist die Lage bei den Schützen eher ruhig", sagt Höper. Durch fehlende Veranstaltungen können aber auch keine neuen Mitglieder geworben werden. "Der Anreiz zum Sportschießen und geselligen Beisammensein ist durch die Pandemie-Auflagen nicht gegeben. Einige Vereine nutzen die Gelegenheit, ihr Schützenhaus oder ihren Schießstand zu renovieren. Über den Landessportbund können Vereine, die Mitglied im LSB sind, Fördergelder beantragen", rät Höper.
Dritte Amtszeit für
amtierende Majestäten
Ohne die traditionellen Schützenfeste mit ihren Schießwettbewerben gibt es auch keine neuen Könige. Für die Majestäten bedeutet das in diesem Jahr, eine dritte Amtszeit dranzuhängen. "Da die Würdenträger ihr Königsjahr in 2020 nicht beenden konnten, sind sie gerne bereit, diese Zeit des Lockdowns zu überbrücken, immer in der Hoffnung, dass sie bald ihren Königsabend feiern dürfen. Jeder möchte einen ordentlichen Abschluss seiner Amtszeit mit einer Übergabe an einen Nachfolger. Da Vereinsarbeit und repräsentative Veranstaltungen nicht möglich sind, haben die Würdenträger derzeit auch keine Aufgaben", weiß der Präsident. "Die Schützenvereine hoffen natürlich, dass noch was in diesem Jahr geht, Übungsschießen, Training, Schlussschießen, alles, was im Herbst noch möglich ist, werden die Vereine bestimmt noch umsetzen, sollte Corona dann soweit bekämpft sein."

Schützenverein Kampen
kann Jubiläum nicht feiern
"Es blutet einem das Herz, dass wir auch 2021 keine Schützenfeste feiern dürfen. Ausgerechnet in dem Jahr, in dem der Schützenverein Kampen und Umgegend 100 Jahre alt wird", bedauert Schützenpräsident Uwe Feindt. Ist ein Schützenfest vorüber, beginnt eigentlich direkt die Planung für das nächste, weil Wirt, Schausteller und Musiker gebucht werden müssen. Aber Planungen sind in Corona-Zeiten praktisch nicht möglich.
"In diesem Jahr wollten wir am Schützenfestsonntag mit den befreundeten Vereinen unser 100-jähriges Jubiläum feiern. Wir stecken in den Vorbereitungen und haben die Vereine im letzten Jahr mit einer Vorankündigung über unser geplantes Fest informiert. Corona-bedingt ist alles abgesagt - kein Schützenfest, keine Jubiläumsfeier Ende Juli. Aber die Hoffnung, dass wir irgendwann wieder zusammen feiern dürfen, bleibt bestehen", gibt sich Feindt optimistisch. "Wir sind guter Dinge, dass wir Ende Oktober oder Anfang November 2021 unser Jubiläum vereinsintern feiern dürfen und alles andere an einem späteren Termin nachholen werden."
Feindt bedankt sich bei den amtierenden Würdenträgern und allen Mitgliedern, dass sie den Verein weiterhin unterstützen und die Treue halten. Er vergisst auch nicht die Vereinswirte, Discjockeys, Musikbands, Orchester und Schausteller. "Wie sieht es wirtschaftlich bei denen aus?Wen können wir im nächsten Jahr bei uns auf dem Platz willkommen heißen?", fragt Feindt. "Wir sind aber voller Hoffnung, alle die, die zum Gelingen eines Schützenfestes beitragen, im nächsten Jahr in unserer Festhalle und auf dem Platz begrüßen dürfen. Lasst uns in dieser schweren Zeit zusammenhalten und aus dieser Krise mit gestärktem Selbstvertrauen im Jahr 2022 neu durchstarten."
In der Samtgemeinde Tostedt haben kürzlich alle Schützenvorstände aus Heidenau, Otter, Königsmoor, Todtglüsingen, Kampen und Tostedt schweren Herzens beschlossen, die traditionell im Juni und Juli stattfindenden Schützenfeste abzusagen. Alle Majestäten und Funktionsträger werden noch ein weiteres Jahr in Amt und Würden bleiben.

Jubiläumsfest zum
zweiten Mal ausgefallen
• "Der Stimmungspegel sinkt. Alle sind traurig, dass es noch nicht wieder losgeht", berichtet Jörg Michels, Präsident des Schützenvereins Toppenstedt. Für den Verein ist es besonders bitter, sollte doch bereits im vergangenen Jahr das 125-jährige Jubiläum gefeiert werden. "Man kann nichts planen", klagt der Präsident. "Wir werden nachträglich wegen des Jubiläums noch etwas machen, aber nicht so pompös. Zwei bis drei Aktionen sind geplant." Mehr will Jörg Michels aber nicht verraten.
Michels bedauert auch, dass das gut besuchte wöchentliche Schießen der Damen und Herren aktuell nicht stattfinden kann. Er glaubt außerdem nicht, dass in diesem Jahr noch Tanzen im Zelt möglich sein wird. Stattdessen vielleicht noch Zusammenkünfte mit Abstand im Freien.
Die Mitglieder aber würden zu ihrem Verein halten. "Es ist kein einziges Mitglied ausgetreten. Es sind sogar noch Neubürger eingetreten", sagt Michels. Und noch etwas Positives brachte die Corona-Zeit: "Das Schützenhaus ist von oben bis unten renoviert, es gibt auch eine neue Küche."