Integration der Ukrainer auf gutem Weg
So werden Ukrainische Kinder an den Schulen in den Landkreisen Harburg und Stade integriert
Ende Februar begann der Überfall der russischen Truppen auf die Ukraine. Seit mehr als zwei Monaten herrscht auf europäischem Grund und Boden nun Krieg, über 50.000 Menschen verloren bislang auf beiden Seiten ihr Leben, zahlreiche Städte liegen in Schutt und Asche. Mindestens 13 Millionen Menschen sind seitdem aus der Ukraine vor den Schrecken des Krieges geflohen, fast 600.000 davon sind bislang in Deutschland angekommen. Darunter sind auch viele Kinder und Jugendliche, die weiterhin ein Recht auf Bildung haben, dass sie auch hier in Deutschland wahrnehmen wollen.
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Landkreis Harburg
[/b]Im Landkreis Harburg sind etwa 315 Schüler auf die unterschiedlichen Schulen im Landkreis verteilt. 18 davon werden an der Oberschule Rosengarten beschult. "Uns ist es wichtig, die Lernenden in die Schulgemeinschaft zu integrieren und ihnen gleichzeitig Deutschkenntnisse zu vermitteln. Deshalb werden die ukrainischen Schülerinnen und Schülern bei uns pro Woche am Vormittag zwölf Stunden in "Deutsch als Zweitsprache" unterrichtet", erklärt OBS-Schulleiter Oliver Wozniok. Die übrigen Stunden seien die Schüler dann in Klassen aufgeteilt, die ihrem jeweiligen Alter entsprechen und werden hier in die Klassengemeinschaft integriert. Auch an Exkursionen nehmen die ukrainischen Schüler teil.
Drei Lehrerinnen fungieren an der OBS als erste Ansprechpartner für die ausländischen Schüler und übernehmen auch den Deutschunterricht. Ob es Unterschiede zwischen den Bildungsgraden der deutschen und ukrainischen Schüler gibt, lässt sich laut Wozniok nicht sagen. "Darüber verschaffen wir uns derzeit noch einen Überblick. Bereits jetzt können wir aber feststellen, dass es den einen Bildungsstand vermutlich nicht gibt. Es gibt Schüler mit Russisch als zweiter Fremdsprache, die meist auch nur im kyrillischen Alphabet gelernt haben", so der OBS-Schulleiter.
Auch am Gymnasium Am Kattenberge (GAK) läuft es ähnlich ab. Die ukrainischen Schüler werden ebenfalls in den Regelklassen integriert und erhalten zusätzlich Deutschunterricht. "Wir führen mit den ukrainischen Jugendlichen, ihren Müttern und den Gastfamilien zunächst Aufnahmegespräche, um möglichst konkret eine altersgerechte sowie eine leistungsgerechte Klasseneinteilung vornehmen zu können" berichtet Katja Wesemann, Beauftragte für Geflüchtete am GAK.
Landkreis Stade
Im Landkreis Stade sind aktuell rund 1.800 ukrainische Vertriebene gemeldet. Davon sind 520 Kinder um Schulalter und ca. 130 Kinder im Kitaalter, so Kreissprecher Daniel Beneke. Laut dem Landesamt für Schulen besuchten Ende April 259 ukrainische Schülerinnen und Schüler eine Schule im Landkreis Stade. 18 davon werden aktuell an der Halepaghenschule in Buxtehude unterrichtet.
"Die Lernstadien bei den Schülern sind ganz unterschiedlich", so Schulleiterin Bettina Fees-McCue. "Wir haben einen Schüler, der mit Sprachkenntnissen von C1 schon problemlos am Unterricht teilnehmen kann. Die anderen werden ganz abhängig von ihrem individuellen Lernstand in den Unterricht integriert und erhalten begleitend Deutschunterricht." Dabei würden die Schüler zunächst an Unterrichtseinheiten wie Sport, Kunst oder Englisch teilnehmen.
Damit die Flüchtlingskinder sich schnell in der Schule zurecht finden, hätten sich einige deutsche Schüler als Ansprechpartner gemeldet und es gebe inzwischen sogar eine WhatsApp-Gruppe.
"In den ersten Aufnahmegesprächen mit den Müttern war es sehr ersichtlich, dass noch viel verarbeitet werden muss", sagt Fees-McCue. "Inzwischen habe ich wenig davon wahrgenommen. Die ukrainischen Schülerinnen und Schüler wirken sehr gefasst und motiviert, schnell Deutsch zu lernen. Wie sie sich wirklich fühlen, ist schwer im Schulalltag herauszufinden. Unsere Schulsozialpädagogin steht aber jederzeit als Ansprechpartnerin für die Kinder bereit."
Sorge bereitet Fees-McCue, wie es weitergeht. "Wir wissen nicht, wie viele Kinder noch kommen werden. Wir können hier nur ein begrenztes Quantum an Schülern unterbringen und werden bald an unsere Grenzen stoßen. Helfen würde uns natürlich die Einstellung von zusätzlichem Personal und weniger Bürokratie."
Bei der Wahl der Schule sind die Schüler im übrigen frei, berichtet Mareike Wellmeier, Schulfachliche Mitarbeiterin des regionales Landesamtes für Schule und Bildung in Lüneburg. "Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter besuchen sie die örtliche Grundschule. Ab Klasse fünf sind sie frei in der Wahl der Schulform." Die Schüler können in Deutschland auch einen Abschluss erwerben, allerdings müssen dafür bestimmte Vorgaben erfüllt sein. Diese sind von Schulform zu Schulform unterschiedlich und für die Schüler gestaltet es sich sehr schwierig, diese auch zu erfüllen.
Ein Beispiel: für die Zulassung zum Abitur müssen in Niedersachsen in den erteilten Kursen der Qualifikationsphase insgesamt 200 Notenpunkte erreicht werden. Diese Voraussetzung können die Jugendlichen Schüler aus der Ukraine derzeit nicht erfüllen. "Sollten - gegebenenfalls nach längerem Schulbesuch - die Vorgaben erfüllt werden können, können selbstverständlich Abschlüsse auch von den ukrainischen Schülerinnen und Schülern erworben werden", so Wellmeier.
(lm/sv).
Redakteur:Lennart Möller aus Rosengarten |
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