Burweg-Hechthausen könnte an einer besonderen Verkehrsstudie teilnehmen
Raser mit Kunst verblüffen
sb. Burweg. Was kann Autofahrer dazu motivieren, innerorts den Fuß vom Gas zu nehmen? Dialogtafeln? Temposchwellen? Oder vielleicht spannende Kunstobjekte? Das möchte das Projekt "FairVerkehr" herausfinden. Forschende der Leuphana Universität Lüneburg, der Technischen Universität Hamburg und der Hochschule für Künste im Sozialen in Ottersberg wollen prüfen, ob künstlerische Installationen am Straßenrand den innerörtlichen Straßenverkehr entschleunigen können. Für den Feldversuch werden jetzt zwei ländliche Gemeinden in Niedersachsen gesucht. Heiße Kandidaten sind die Verbunddorfregion Burweg-Hechthausen im Landkreis Stade und Amelinghausen im Landkreis Lüneburg.
Erste Versuche mit "Kunst am Straßenrand" gab es bereits im Jahr 2017. Testort war Ottersberg (Landkreis Verden). "Wir hatten uns damals für Ottersberg entschieden, weil es der Sitz der am Projekt federführend beteiligten Hochschule für Künste im Sozialen ist", sagt Dr. Rainer Höger, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Leuphana Universität. "Zudem sind die Verkehrsbedingungen dort für den Versuch ideal: Insbesondere auf dem Autobahnzubringer sind viele Autofahrer innerorts viel zu schnell unterwegs."
Hinschauen ja - aber bitte nicht zu lange
Auswahl und Gestaltung der Kunstobjekte sind dabei eine Gratwanderung. Zum einen müssen die Kunstobjekt so interessant sein, dass die Autofahrer langsamer fahren, um sie näher zu betrachten. Andererseits darf der Straßenverkehr nicht gefährdet werden. "Erste Messungen mit einer Blickbewegungsbrille haben ergeben, dass 60 Prozent der Aufmerksamkeit auf der Straße bleiben sollten", so Höger. Ein spektakuläres Kunstobjekt, bei dem das sehr gut funktionierte, war ein am Straßenrand geparkter Pferdeanhänger, aus dem oben eine undefinierbare orangefarbene Masse floss.
Weiteres erstes Ergebnis der Studie: Um einen Gewöhnungseffekt zu verhindern, müssen die Objekte wandelbar sein, z.B. durch Farbwechsel oder Beleuchtung. "Hier können auch die Bewohner des Ortes aktiv werden, indem sie an den Objekten Tafeln mit wechselnden Botschaften anbringen", sagt Höger. Generell sei eine Beteiligung der Anwohner bei dem Projekt wünschenswert. Sie sollten ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Kunstobjekte haben und diese auch pflegen.
Eine andere Möglichkeit der Verkehrsberuhigung, die getestet werden soll, ist die Schaffung einer besonderen Atmosphäre im Ort. "Haben Autofahrer beispielsweise den Eindruck, dass im Ort gerade ein Fest gefeiert wird, halten sie erhöhtes Tempo für unangemessen", erklärt Prof. Höger.
Finanziell gefördert wird das Projekt vom niedersächsischen Landwirtschaftsministerium. Für die Fortsetzung des Versuchs in diesem Jahr wird jetzt neben Ottersberg eine weitere niedersächsische Gemeinde gesucht. "Für die Verbunddorfregion Burweg-Hechthausen wäre die Teilnahme eine große Chance", sagt Martin Wist, Bauamtsleiter im Oldendorfer Bürgerhaus. "Zu einen bekämen die Ortschaften wichtige Daten zu Verkehrszahlen und -dichte. Zum anderen wäre das Projekt ein wichtiger Beitrag zur Verkehrssicherheit." Vorteil der Verbunddorfregion wäre auch für die Forschenden die unterschiedliche Struktur: Während Burweg mit der B73 über eine breite Durchfahrtsstraße verfügt, sind die Straßen in Hechthausen deutlich enger.
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