Naturschutz contra Konsum in Himmelpforten
Einzelhandelszentrum: Bäume, Eulen und Fledermäuse sollen weichen
tp. Himmelpforten. Was wiegt schwerer - der Lebensraum seltener Tiere oder das wirtschaftliche Interesse einer Investorengruppe und der Wunsch der Wohnbevölkerung nach einer modernen Versorgungsinfrastruktur? Im Spannungsfeld dieser Fragen steht die innerörtliche Entwicklung der wachsenden 5.100-Einwohner-Gemeinde Himmelpforten. Das wurde am Montag bei der Info-Veranstaltung zu dem von der Bünting-Gruppe geplanten Einkaufszentrum mit Aldi-Discounter, Combi-Vollsortimenter, Rossmann-Drogerie, Fachmarkt, kleinen Läden, einem Großparkplatz sowie Therapieräumen, Wohnungen und Büros, die Bewegungsbad-Betreiber Sascha Krause im Steinmetz-Haus plant, deutlich.
Vor vielen Zuhörern in der Eulsete-Halle wies Stadtplaner Uwe Cappel auf eine naturschutzrechtliche Hürde für die nötige Änderung des Bebauungsplanes zwischen B73 und der Bahnhofstraße hin: Dort brütet die auf der Liste der gefährdeten Arten stehende Waldohreule. Zudem jagen auf dem mit alten Bäumen bewachsenen Areal (Steinmetzpark), auf dem umfassende Rodungen vorgesehen sind, fünf seltene Fledermausarten nach Insekten, z.B. die Wasserfledermaus am Bach Horsterbeck.
Für einen Planungsfortschritt sei eine Ausnahme vom Artenschutzrecht erforderlich, die die Naturschutzbehörde des Landkreis Stade genehmigen müsse. Für das Vorhaben der Bünting-Gruppe auf rund einem Hektar Fläche spräche die Vorschrift aus der Raumordnung, ein Einzelhandelszentrum in die Ortsmitte zu legen, so Cappel. Ferner sehe das aktuelle Einzelhandelsgutachten für Himmelpforten einen Discounter, einen Vollsortimenter und eine Drogerie vor.
Matthias Adler (Bünting) sagte: "Wir wollen zehn Millionen Euro verbauen." Aufträge würden bevorzugt an Firmen aus der Region vergeben. Im Ort entstünden gut 60 neue Arbeitsplätze im Handel. Der Gemeinde stellte er steigende Gewerbesteuereinnahmen in Aussicht. Forderungen aus dem Publikum, das Einkaufszentrum zu verkleinern, wies er aus wirtschaftlichen Gründen zurück.
Biologe Torsten Bartels sagte, es müsse bewertet werden, ob essenzieller Lebensraum für Tiere verloren gehe. Für die beabsichtigte Baumfällung im Steinmetz-Wald seien Kompensationsmaßnahmen erforderlich, etwa durch Aufwertung des umliegenden Naturraums für die Waldohreule.
Laut Kreis-Archäologe Daniel Nösler liegt im Plangebiet die Keimzelle des Dorfes mit Resten des mittelalterlichen Klosters und Gräbern von Nonnen und Adligen. Vor der Bautätigkeit sind Ausgrabungen geplant.
Verkehrsplaner Jörn Janssen rechnet damit, dass täglich 4.000 Autos (Hin- und Rückfahrt) das Einkaufszentrum ansteuern. Zur optimalen Verkehrsregelung empfiehlt er einen Kreisel.
Bürgermeister Bernd Reimers: "Viele Bürger fahren derzeit zum Einkaufen nach Hemmoor oder Stade. Kaufkraft fließt ab. Wir wollen gegensteuern."
Bis Mittwoch, 4. Mai, können Bürger schriftlich Einwendungen und Ideen äußern.
Am Dienstag, 12. April, um 19 Uhr im Rathaus, werden Anregungen mündlich entgegengenommen.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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