Zeit, um innezuhalten: Frederic Richter, Vikar der Kirchengemeinde Rosengarten, spricht über das Beten

Auch das Anzünden einer Kerze kann ein Gebet sein, 
sagt Vikar Frederic Richter
  • Auch das Anzünden einer Kerze kann ein Gebet sein,
    sagt Vikar Frederic Richter
  • hochgeladen von Anke Settekorn

as. Nenndorf. Es ist still in der Kreuzkirche in Nenndorf. Durch die Kirchenfenster dringt ein wenig Licht in den Kirchengang, der von dunklen Sitzbänken gesäumt ist. Auf dem roten Teppich vor dem Altar kniet Vikar Frederic Richter vor einem kleinen Becken, das mit Sand gefüllt ist. In der Mitte des Beckens befindet sich eine Kerze, an der der Vikar ein schmales Vigillicht entzündet. „Ein Gebet kann viele Formen annehmen. Z.B. kann auch das Anzünden einer Kerze ein Gebet sein“, erklärt Frederic Richter. Er hat unlängst in seiner Kirchengemeinde einen Workshop zum Thema Beten angeboten. Ob im Sportverein oder im privaten Umfeld, immer wieder sei er auf das Thema „Beten“ angesprochen worden, berichtet Frederic Richter. „Man merkt, dass das Gebet vielen Menschen fremd ist, aber das Interesse daran ist da“, sagt der 28-Jährige. Da sei ihm die Idee zu dem Workshop gekommen. „Auch wenn die Kirche Mitglieder verliert, bleibt das Interesse an Religion und der Frage nach Gott ungebrochen“, ist der Vikar überzeugt. Das Gebet bedeutet für ihn auch einen Moment, in dem er zur Ruhe kommt und sich sammelt. „Das kann man sich vorstellen wie auf einer langen Wanderung. Man hält inne und schaut zwischendurch auf den Wegweiser, welche Richtung richtig ist“, erklärt Frederic Richter. „Im Gebet wird mir dann häufig klar, was mich eigentlich wirklich beschäftigt“, so Richter. Er versucht, sich morgens zuhause die Zeit für ein Gebet nehmen. „Luther soll mal gesagt haben: ‚Heute habe ich viel zu tun, heute werde ich erst mal beten'“, erzählt Richter. Im Morgengebet könne er sich sammeln und schauen, was am Tag auf ihn zukommt. „Ein Gebet muss nicht immer ein lautes Gespräch sein“, erklärt der Theologe. Man könne z.B. auch Zwiesprache mit Gott halten, indem man auf einen Zettel schreibt, was einen bewegt, wie es beispielsweise an der Klagemauer gemacht wird. Oder man liest ein Gebet. „Man muss nicht unbedingt eigene Worte finden, sondern man kann sich auch Worte leihen“, sagt Richter.
In einer Zeit, die von Kriegen, Klimawandel und gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt ist, oder auch in schwierigen Lebenslagen, könne ein Gebet Sicherheit geben. „Ein Gebet gibt einem die Gewissheit, dass man auch dieser Situation nicht allein gegenüber steht, und dass es eine Zukunft geben wird, das da noch was kommt“, ist Frederic Richter überzeugt.

Die Veranstaltungen des Kirchenkreises Hitzfeld zum Buß- und Bettag finden Sie unter: 

Andachten, Gottesdienste und eine Lesung

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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