Artenschutzverband erstattet Anzeige gegen Unbekannt
Angeschossener Wolf beschäftigt die Justiz
(ce). "Schussverletzung statt Autounfall", titelte das WOCHENBLATT, als es darüber berichtete, dass der kürzlich bei Salzhausen schwer verletzt gefundene Wolf laut niedersächsischem Umweltministerium und der Landesjägerschaft Niedersachsen nicht von einem Auto angefahren worden war, sondern eine offene Knochenfraktur infolge einer Schusswunde hatte. Nach der Lektüre des Artikels will der deutschlandweit aktive Verein "Freundeskreis freilebender Wölfe" nun Anzeige gegen unbekannt wegen dieses "Falles von Umweltkriminalität" stellen.
Der "Freundeskreis" mit Hauptsitz in Wolfsburg ist ein staatlich anerkannter Natur- und Artenschutzverband. Er will nach eigener Aussage "dazu beitragen, dass die Wölfe als Bestandteil der Natur und als wichtiger Baustein des ökologischen Gleichgewichtes in Deutschland und Europa anerkannt werden". Durch Öffentlichkeitsarbeit und das Mitwirken in verschiedenen politischen Gremien setze sich der Verein dafür ein, dass sich "die Wolfspopulation, wie nationale und internationale Gesetze es fordern, erholen und ausbreiten kann".
"Der 'Freundeskreis' verurteilt diese Tat aufs Schärfste. Es wurde bereits vielfach an toten Wölfen festgestellt, dass diese hochgeschützten Wildtiere teilweise mehrfach mit Jagdmunition beschossen wurden", so Vereins-Pressesprecher Hendrik Spiess. Die Täter würden offensichtlich "tiefe Verachtung und Respektlosigkeit" gegenüber dem Wolf empfinden und ihn daher beschießen, schwer verletzen oder sogar töten.
"Diese Täter werden selten gefasst, da solchen Straftaten in Deutschland nur sehr oberflächlich nachgegangen wird. Umweltkriminalität hat bedauerlicherweise immer noch nicht den Stellenwert in der Justiz, wie er längst überfällig ist und angemessen wäre", so Hendrik Spiess.
Der Verein gehe grundsätzlich davon aus, dass der überwiegende Teil der Jäger des Deutschen Jagdverbandes (DJV) geltende Gesetzte einhält und Waidgerechtigkeit allen Beutegreifern gegenüber pflege. Dennoch scheine es in den DJV-Reihen Jäger zu geben, denen man keine Waffe anvertrauen sollte.
"Es ist somit auch dringliche Aufgabe des DJV, diese Täter aus den eigenen Reihen ausfindig zu machen, anzuklagen und des Verbandes zu verweisen", mahnt Spiess.
Zu behaupten, dass für alle illegalen Abschüsse oder Beschüsse von Wölfen Jäger verantwortlich seien, käme einer pauschalen Vorverurteilung gleich. Dennoch sei es bekannt, dass in Wald und Flur niemand außer den Waidmännern und -frauen Jagdwaffen tragen dürfe.
Auch vor dem Hintergrund des Vorfalls bei Salzhausen begrüßt der "Freundeskreis freilebender Wölfe" schließlich die Entscheidung" des Bundesumweltministeriums in Berlin, den Wolf in Niedersachsen nicht ins Jagdrecht zu überführen.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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