"Mutter der Nation"
Vorschlag: Eine Straße in Bullenhausen soll nach Inge Meysel benannt werden
ts. Bullenhausen. Dem Stylisten, Wohn- und Imageberater Parsifal von Pallandt aus Hamburg ist aufgefallen, dass noch keine Straße in Bullenhausen nach Inge Meysel benannt ist. Dabei sei die im Jahr 2004 verstorbene Schauspielerin die wohl prominenteste Einwohnerin des Seevetaler Ortsteils an der Elbe gewesen. Mehr als 50 Jahre habe sie dort gelebt.
Berlin habe eine Inge-Meysel-Straße. Zeit, dass die Gemeinde Seevetal nachziehe, meint Parsifal von Pallandt. Deshalb hat der Hamburger eine Eingabe an die Gemeinde Seevetal gemacht mit dem Vorschlag, einen bisher unbenannten Weg parallel zum Elbring nach Inge Meysel zu benennen. "Inge-Meysel-Damm" oder "Inge-Meysel-Weg" könnte das etwa 100 Meter lange Wegstück heißen. Der passende Zeitpunkt könnte der 30. Mai 2021 sein. An diesem Tag wäre die bekannte Bullenhausenerin 111 Jahre alt geworden.
Sein Engagement begründet Parsifal von Pallandt so: "Ich bin tatsächlich Inge Meysel vor Jahrzehnten, etwa um das Jahr 2000, in Berlin bei einer Veranstaltung begegnet und ihr freches liberales Mundwerk hat mir immer gehörig Respekt eingeflößt. Für sie erschien mir die Mutter-der-Nation-Rolle immer zu bieder, denn sie war eigentlich eine Vorkämpferin für Frauen und auch andere Lebensweisen. Verwundert war ich deshalb, dass es noch keine Straßenbenennung nach ihr in Bullenhausen gibt."
Die Seevetaler Gemeindeverwaltung hat die Eingabe an den zuständigen Ortsrat Over, Bullenhausen, Groß-Moor verwiesen - und damit die öffentliche Diskussion eröffnet. Der Ortsrat ist laut Niedersächsischer Gemeindeordnung bei der Benennung von Straßen, Wegen und Plätzen zu hören.
"Die Mitglieder des Ortsrates werden in den nächsten Wochen an die Bevölkerung herantreten und sich umhören, wie sie über den Vorschlag denkt", sagt Ortsbürgermeister Günter Thonfeld (CDU). Zu seiner nächsten Sitzung wird der Ortsrat erst im Frühjahr 2021 zusammenkommen. Zeitdruck verspüren die ehrenamtlichen Politiker also nicht.
Dass 16 Jahre nach ihrem Tode keine Straße nach Inge Meysel in Bullenhausen benannt ist, hat einen Grund. Die als "Mutter der Nation" bekannte Schauspielerin ist offenbar in Hamburg mehr verehrt worden als in ihrem Dorf. Gesellschaftlich habe sie sich in Bullenhausen nicht engagiert, sagen manche Einwohner. Mit Namen in der Zeitung zitiert werden wollen sie aber nicht.
Dass Menschen in Bullenhausen zu ihrer prominentesten Einwohnerin auf Distanz gegangen sind, geht bis in das Jahr 1999 zurück. Damals begann Inge Meysel damit, sich vor Gericht gegen eine Deicherhöhung zu wehren, damit sie von ihrem 6.650 Quadratmeter großen Grundstück aus den freien Blick auf die Elbe behält. So mancher empfand das als verantwortungslos, ihre Mitbürger der Gefahr des nassen Todes im Elbwasser auszusetzen.
Zweifel bestehen, ob der unauffällige Weg der Benennung in "Inge-Meisel-Damm" würdig sei. Parsifal von Pallandt hält ihn gerade wegen seiner unprätentiösen Lage für geeignet: "Es wohnen dort keine Anwohner, die einer Umbenennung negativ gegenüberstehen würden, weil sie alle Dokumente abändern müssten", schreibt er in seiner Eingabe.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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