Senioren Computer Club Seevetal
Wie Ehrenamtliche ältere Menschen im Umgang mit dem Internet und Smartphone vertraut machen
"Das verstehe ich nicht mehr. Dafür bin ich zu alt." So denken viele Frauen und Männer, denen das Internet fremd ist. Smartphones, Laptops, Videotelefonie, Kurznachrichtendienste - so mancher ältere Mensch verzichtet auf heute übliche Kommunikationstechnologien. Das bringt ihnen im Alltag zunehmend Nachteile. Das Briefporto steigt kontinuierlich, Postämter verschwinden, Banken kassieren Gebühren für handgeschriebene Überweisungen. Einige Veranstalter verkaufen Eintrittskarten ausschließlich im Internet.
Abgehängt, nur weil man nicht mit dem Internet großgeworden ist? Das muss nicht sein, sagt Winfried Meyer. Der 67-Jährige ist Vorsitzender des Senioren Computer Clubs Seevetal. In dem Verein begegnen sich Menschen gleichen Alters, lernen in Kursen von Experten oder tauschen untereinander Erfahrungen aus bei offenen Treffen, den sogenannten "Daddelrunden". In der Gemeinschaft eines Vereins stellen die Menschen fest, dass auch andere Probleme mit Computern haben und sie nicht allein damit sind.
Vor dem Ruhestand arbeitete Winfried Meyer als Abteilungsleiter bei einem Kaufhauskonzern, später als Selbstständiger, betrieb das Nostalgie-Café im Seevetaler Ortsteil Helmstorf. "Ich wollte bei dem Fortschritt der Informationstechnologien auf dem Laufenden bleiben", erklärt er, warum er dem Club beigetreten ist. Seit 2006 existiert der Senioren Computer Club Seevetal in Form eines Vereins, zuvor bereits als lockere Initiative. Die Vereinsform bringt die Gemeinnützigkeit mit sich, ein Vorteil bei der Verwaltung der Finanzen.
40 Mitglieder, 50 bis 85 Jahre alt, hat der Senioren Computer Club. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie waren es 80. Wegen der Kontaktbeschränkungen zum Infektionsschutz durfte der Verein seine Dienstleistungen nicht anbieten - mit der Folge, dass die Hälfte seiner Mitglieder den Club verließ.
Inzwischen steigt das Interesse wieder. Beim monatlichen öffentlichen Informationstag am vergangenen Montag zählte Meyer 30 Besucher und Besucherinnen. "Sonst waren es meist um die zehn", sagt Meyer. An diesen Tagen wirbt der Club um neue Mitglieder. Etwa 60 Prozent der Mitglieder heute sind Männer. Zusammenkünfte sind entweder im Dorfhaus Maschen oder im Treffpunkt Hittfeld des Veranstaltungszentrums Burg Seevetal.
Zwölf Euro kostet die Mitgliedschaft im Monat. Die Organisation in Mitgliedern sei wichtig, weil sie die Kontinuität des Vereins sichert, um auch in Ausnahmesituationen Rechnungen bezahlen zu können, erklärt der Vorsitzende. Der Verein bezahlt Honorare für Experten. Zurzeit einen, der auf Sicherheit im Internet spezialisiert ist. "Er zeigt, mit welchen Maßnahmen man Spionage von Google oder Microsoft unterbinden kann", sagt Meyer.
Viele ältere Menschen haben Angst, Opfer von Kriminalität im Internet zu werden. "Sie wollen wissen, welchem Browser sie vertrauen können", sagt Winfried Meyer. Cookies würden ihnen Sorgen bereiten. Cookies heißen kleine Textdateien, die das Leben im Internet angenehmer machen. Nicht auszuschließen ist, dass sie auch Spionagezwecken dienen können.
Winfried Meyer nutzt auf seinem Smartphone den privaten Browser Brave, eine Alternative zu Google. "Man hat weniger Werbung, die auf Cookies basiert", sagt er. Viele ältere Menschen kennen inzwischen Begriffe aus der Internetsprache, weil sie vor dem Ruhestand im Beruf mit dem Computer gearbeitet haben. Die jüngere Generation Rentner wisse, dass mit einer Maus kein Nagetier gemeint sei.
Im Senioren Computer Club geht es um praktische Fragen im Alltag, die ältere Menschen beschäftigen. Wie bekomme ich meine Fotos vom Handy auf den PC, um sie bearbeiten zu können? Warum funktioniert mein Drucker nicht mehr? Die Mitglieder geben Antwort, berichten ihre Erfahrungen.
"Früher hat das ja mein Mann gemacht, aber nun ist er verstorben. Und meine Enkel erklären es zu schnell." Das sei eine häufige Antwort von älteren Frauen auf die Frage, warum sie dem Computer Club beigetreten sind, erzählt Winfried Meyer.
Manches Problem lösen die ehrenamtlichen Clubmitglieder auch bei den für Nichtmitgliedern offenen Informationstagen. Am vergangenen Montag zum Beispiel brachten sie den verstummten Klingelton am Handy einer alten Dame wieder zum Läuten. Der nächste Informationstag ist Mittwoch, 1. Februar, 9.30 Uhr, im Dorfhaus Maschen. Auch wer nicht in Seevetal lebt, darf Mitglied werden.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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