Vorgabe der Landesregierung
Mehr als fünf Mal so viel Fläche für Windkraft im Landkreis Harburg
Niedersachsen hat Anfang der Woche die angekündigten Zielvorgaben für den künftigen Ausbau der Windenergie festgelegt. Demnach muss der Landkreis Harburg bis Ende 2026 mindestens 2,77 Prozent seiner Fläche als Vorranggebiete für Windenergie ausweisen. Derzeit sind es gerade mal rund 0,5 Prozent. Nach dem Willen der rot-grünen Landesregierung soll sich die Windkraft-Fläche in den kommenden Jahren landesweit von jetzt 1,1 Prozent auf 2,2 Prozent verdoppeln.
Mehr als fünf Mal so viel Fläche für Windkraft als bisher muss der Landkreis Harburg nach der Vorgabe des Landes zur Verfügung stellen. Eine gewaltige Aufgabe, die politischen Zündstoff birgt. Nach dem Landeswert sind im Landkreis Harburg insgesamt 3.456 Hektar für Windenergie bereitzustellen. Das bedeutet: zusätzliche 2.906 Hektar.
"Regierung überschätzt das Potenzial im Landkreis"
Zurückhaltend, aber mit erkennbarer Skepsis bewertet der Landkreis Harburg die Zielvorgabe der Landesregierung. "Auf den ersten Blick hat es den Anschein, dass das Potenzial im Landkreis Harburg überschätzt wird", antwortete ein Sprecher des Landkreises dem WOCHENBLATT. So würden Autobahnen, von denen überdurchschnittlich viele im Landkreis Harburg vorhanden seien, und die 40-Meter-Anbauverbotszone zwar als Ausschlussgebiete behandelt. Die sich daran anschließende Baubeschränkungszone (weitere 60 Meter) würde aber in der Potenzialstudie weder als Ausschluss noch als Raumwiderstand berücksichtigt.
Offenbar hält das Umweltministerium auch die Nutzung von Windenergie in Naturschutz- und Vogelschutzgebieten für vereinbar, was bisher als ausgeschlossen gilt. "Da haben wir Fragen", sagt der Kreissprecher.
Der Landkreis Harburg warte nun auf Unterlagen des Landes, um die Berechnungsgrundlagen des Landes zu analysieren und Stellung nehmen zu können.
85 Windkraftanlagen sind nach Angaben der Kreisverwaltung im Landkreis Harburg genehmigt. Drei geplante Windenergieanlagen in den Gemarkungen Rade, Ramelsloh und Appel befinden sich derzeit im Genehmigungsverfahren. In sechs Fällen haben Betreiber ein Repowering (Kraftwerkserneuerung mit höherer Leistung) oder eine Neugenehmigung angekündigt. Das reicht bei Weitem nicht aus, die Zielvorgabe des Landes zu erfüllen.
Im Landkreis Stade sollen sich die Flächen für Windkraft beinahe verdoppeln: "Der Zeitplan ist extrem ehrgeizig", sagt Stades Landrat Kai Seefried (CDU). Dennoch decke sich die Zielvorgabe des Landes mit den Plänen der Kreishaus-Spitze. Antworten auf rechtliche Hindernisse stünden noch aus: So bestehe aktuell keine Rechtsgrundlage dafür, in EU-Vogelschutzgebieten Windräder aufstellen zu dürfen. Ein ähnliches Problem gibt es im Alten Land. Das soll als besondere Kulturlandschaft, die obendrein noch den Status als UNESCO-Welterbe anstrebt, von Windrädern freigehalten werden. (ts/jd)
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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